Guten Morgen zusammen,
dies ist mein erster Schritt mit anderen Messies Kontakt aufzunehmen.
Ich weiß seit langem um mein Problem. Habe sogar eine Ahnung woher es rühren könnte, aber bis jetzt hab ich es immer wieder geschafft, mich irgendwie durchzumogeln, mir vorzumachen, dass ich ja jederzeit aufräumen kann und es auch immer wieder so einigermaßen hinbekommen. "Täuschen und tarnen" nenne ich es und lächele, wenn ich davon erzähle. Weil ich dazu stehe, wie ich bin. Auch weil ich nicht die Kontrolle verlieren will, scheint es einfacher dazu zu stehen, den Leuten mit guten Formulierungen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Hinter dem Lächeln muss ich aber die Tränen zurückhalten, denn ich schäme mich dafür und verzweifele daran, das Gefühl zu haben, alle können das ... nur ich nicht. Logik sagt mir zwar, das dem nicht so ist, aber es fühlt sich so an.
Ich bin 47 Jahre alt und unordentlich seit ich denken kann. Schon meine ersten Erinnerungen an mein Kinderzimmer im Alter von knapp 4-5 Jahren sind mit Unordnung und Anarchie verbunden. Aufräumen? Iwo, ich weiß besseres mit meiner Zeit zu tun, schiebe alles unters Bett und lass die Decke lang drüber hängen.
Als depressive ADHSlerin mit Hochbegabung schwanke ich zwischen "Ich weiß es besser, Du/ihr könnt mir nix sagen" und "Ich weiß nichts, ich kann nichts und bin nichts wert".
Über die Jahre hab ich es immer wieder geschafft, nur chaotisch zu leben und damit fast zu kokettieren, so nach dem Motto: "Ein Genie beherrscht das Chaos" und immer wieder aufzuräumen.
Aber zum einen bin ich kein Genie und zum anderen habe ich nie etwas an den Ursachen getan.
So wurde es immer mehr, größere Wohnungen, mehr Besitz, mehr Chaos ....mehr Stress, mehr Einsamkeit.
Und so sitze ich heute Nacht allein mitten im Chaos und weiß, dass ich in ein paar Stunden eventuell Handwerker reinlassen muss und bin total blockiert.
Muss dazu sagen, dass mein Vermieter alle zwei Jahre in die Wohnung will und ich das bisher auch immer mit Hängen und Würgen hinbekommen habe.
Allerdings von Termin zu Termin mit mehr Zugeständnissen an mein Messie-Dasein, aufgeräumt und sauber mit irre vielen Kartons und Möbeln.
Dieses Mal aber nicht, weil mein Rücken mir einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.
Leider ist mein Vermieter ein sehr unangenehmer Zeitgenosse, der zwar nie das ganze Ausmaß gesehen hat, sich aber mir gegenüber verhält, als würde hier alles vergammeln und ich der Wohnsubstanz schaden. Was nicht der Fall ist.
Ihm reicht da schon, dass ich nicht so lebe wie die (vorgeblich) Meisten: viel Zeug, alles vollgestellt, allerdings mit mehr Raum als nur Gängen ;-)
Und das ist nicht nur meine Sicht, sondern auch der meiner Anwältin und der meiner ehemaligen Helfern: Coach mit Erfahrung im betreuten Wohnen, Psychologe und Ergotherapeut, die die Wohnung in ihren schlimmsten Zustand kennen.
Sprich, ich machen mir über den Zustand meiner Wohnung nichts vor. Wohl aber was mein Kraft angeht. Ich kriege es einfach nicht in meinen Kopf, dass ich die Hau-Ruck Aktionen nicht mehr packe und die eh nicht das sind was ich leben möchte.
Ich habe mir immer auch Hilfe gesucht, bis zum Ziel gearbeitet wie ein Tier .. und dann war die Kraft weg.
Dabei habe ich zwar festgestellt wie es am Besten geht, mit wem ich arbeiten kann und mit wem nicht, aber auch dass meine Scham mir oft im Weg steht, es beiseite geschoben und nicht weiter verfolgt. Bis zum nächsten Mal.
Das wäre dann jetzt.
Ich habe Angst.
Auch vor dem verletzenden Auftreten meines Vermieters.
Die Wohnung ist nicht meine einzige Baustelle, im Job ist es augenblicklich schwer, gesundheitlich bin ich eingeschränkt und ich kann mich derzeit überhaupt nicht ausstehen.
Ich habe Freunde, auch gute und nur Freunde die auch darum wissen. Aber die sind derzeit alle selbst eingespannt.
Ich wünschte es gäbe einen Notdienst zur Unterstützung.
Jemand der mit dabei ist, mir Mut macht und hinter mir steht, mich verteidigt, wenn mein Vermieter mich beschimpft.
Damit ich nicht heulend vor ihm zusammenbreche.
Es tut gut, das Ganze hier in Worte zu fassen.
Danke
Eure Eulalia