Hallo,
Ich hab hier zwar schon länger einen ziemlich inaktiven Account, aber ich glaube ich habe mich nie vorgestellt. Also hol ich das mit dem Vorstellen jetzt wenigstens mal nach.
Ich weiß nicht genau, ob ich offiziell in die Definition "Messie" falle, da Sammeln an sich eine eher untergeordnete Rolle spielt, aber es geht definitiv dank großem Chaos in diese Richtung. Zumindest ist die Wohnung i.d.R. für Fremde nicht "betretbar". Besuch wird, wenn irgend möglich abgewimmelt, besonders spontaner. Falls es doch mal unumgänglich ist, steht ein mehrtägiger Kraftakt bevor, um die Wohnung, oder bestimmte Räume in etwas zu verwandeln, das nach menschlicher Behausung aussieht. Danach schwöre ich mir dann Stein und Bein, dass ich mein Bestes gebe, um diesen Zustand zu halten, und nach kurzer Zeit sieht es aus wie zuvor…. das kennen vermutlich manche von euch. ;-)
Sammeln:
Tu ich nicht direkt. Ich kaufe zwar überdurchschnittlich viel und besitze entsprechend auch viele "Dinge", aber das sind dann tatsächlich auch welche, die in Benutzung sind, und die ich auch zu großen Teil für meine Arbeit brauche. Ich arbeite nämlich zu Hause. (was auch nicht änderbar ist im Augenblick).
Ich schmeiße häufig Dinge weg. Nach einem Zimmerbrand vor einem halben Jahr hab ich das auch flächendeckend und sehr großzügig getan. Bleibt immer noch genug Kram übrig. Achja, es war natürlich sehr angenehm, die Feuerwehr samt Polizei in die entsprechend aussehende Wohnung einmarschieren zu sehen…
Ordnung:
Ich kriege es einfach nicht hin, wie ein normaler Mensch Dinge zu benutzen, und anschließend wieder wegzuräumen. Das heißt auf meinem Schreibtisch stapelt sich das Zeug, bis es von dort runter fällt. Oder ich es dank meiner Tollpatschigkeit sowieso direkt auf den Boden befördere. Das mit dem wieder aufheben ist auch so eine Sache, dazu später mehr.
Der Witz dabei: In der Theorie hab ich ein ausgeklügeltes Ordnungssystem. Ein Teil von mir will diese Ordnung wirklich. Ich hab drei Trilliarden Schubladen, die nach Inhalt beschriftet sind. Die sind örtlich nach "wie oft brauch ich das Zeug" und natürlich inhaltlich thematisch sortiert. Nahezu alle Dinge haben tatsächlich ihren Platz. Ich bin die Königin der Sortierkästen… Als ich ausnahmsweise mal aufgeräumt hatte und eine (ordentliche) Freundin zu Besuch war, meinte die doch tatsächlich: "Wow, du bist ja mega organisiert!" - Da wusste ich echt nicht, ob ich jetzt lachen oder weinen sollte.
Dinge aufheben und allgemein aufräumen:
Hier gibt es für mich eine große Problematik. Das wäre sicher halb so wild, wenn ich nicht so ein Chaosmensch wäre, aber da ich da bin, wirkt es glaube ich als deutlich verstärkender Faktor für diese Misere. Ich habe starke Rückenprobleme, meine Wirbelsäule ist über eine lange Strecke operativ versteift worden. Also habe ich ständig Schmerzen, zusätzlich immer wieder deutlich schwerere Episoden, die meist von Hexenschüssen geprägt sind. Das taucht so alle 6-10 Wochen auf und hält dann 2-3 Wochen an. Juhu.
Das heißt also, dass ich meinen Alltag ohnehin ständig als letzten Kraftakt bestreite. Um dann nach Benutzung nochmal aufzustehen und Objekt X zurück in die passende Schublade zu legen, reicht es meistens nicht mehr. Dasselbe gilt natürlich auch, wenn Dinge herunterfallen. Ich will oft anfangen mal zumindest eine bestimmte Ecke aufzuräumen. Ich muss dann tatsächlich oft wegen den Schmerzen aufgeben und ein paar der Hexenschüsse hab ich auch durch Aufräumversuche verursacht.
"Anschließend aufräumen":
Auch ein Problem: Ich arbeite sowohl beruflich als auch privat oft an verschiedenen Projekten. Das ist oft auch wirklich Themenübergreifend… Entsprechend fällt es mir aus mentaler Sicht schwer, die dazugehörigen Dinge wegzuräumen, bevor ich das Projekt abgeschlossen habe. Ich seh das dann gefühlt nicht ein, mir jetzt den Schmerz anzutun, nur um 2 Stunden später das Zeug (erneut unter Schmerzen) wieder hervorzuholen. …-> Stapel -> Zeug fällt runter -> man hofft, dass irgendwo ein Trampelpfad übrig bleibt… ich hab versucht "Projektkisten" zu eröffnen, also dass ich dann das jeweilige Zeug wenigstens in eine Kiste befördere. Klappt aber irgendwie nicht. Entweder ist die Kiste zu klein und läuft quasi über. Ist die Kiste größer, muss ich sie außerhalb meiner direkten Reichweite stellen, so dass mein Rücken dann wieder meckert. Werkzeuge gehen außerdem "verloren", wenn ich sie da rein tue, weil ich die ja meistens auch oft für ein paralleles Projekt brauche. Der Tisch ist zu tief um die Werkzeug-Lochwand ohne aufzustehen und nach vorne beugen zu erreichen. Wäre der Tisch schmäler, könnte ich überhaupt nicht mehr arbeiten... Mein Hund wirft die Kisten auch ständig um, was natürlich nicht hilfreich ist.
Woher kommts??
Tja, da gibt’s verschiedene Theorien und Faktoren. Ich glaube irgendwas "familiäres" spielt eine Rolle. Meine Schwester da nämlich im Grunde das gleiche Problem wie ich. Meine Mutter ist sehr ordentlich. Ich vermute mein Vater hatte die gleiche "Indisposition" wie meine Schwester und ich, aber in deutlich schwächerer Ausprägung. Er hat das irgendwie noch durch sein worcaholic-Dasein und seine Energie wieder ausgleichen können. Der war tendenziell auch etwas chaotisch, es ist jedoch nie total ausgeufert oder es hat sich auf seine private Werkstatt begrenzt. Er hatte immer wieder so unruhige Phasen, in denen ihm sein privates Chaos angekotzt hat und er exzessiv aufgeräumt und sortiert hat. Das hat er dann auch voll durchgezogen. Er war auch tatsächlich ein "Sammler". Jede Ersatzschraube wurde aufgehoben, was noch "gut" war, durfte nicht weggeschmissen werden, was er versucht hat mir auch einzutrichtern. Wenn ich was wegwerfe, muss ich gegen seine Stimme im Kopf arbeiten. Krieg ich auch meistens hin ist aber nicht angenehm. Er hat aber, im Gegensatz zu mir, die meisten der Ersatzschrauben im Fall der Fälle auch tatsächlich wiederfinden können. ;-) Mein Bruder ist übrigens relativ ordentlich.
Meine Psyche ist natürlich angeschlagen, bei mir ist das als Depression diagnostiziert worden. Meine chronischen Schmerzen, die seit der Kindheit habe, stehen auch ziemlich eng mit der Depression in Verbindung. Ich denke ich wäre auch ohne die Schmerzen psychisch lädiert, aber in deutlich schwächerer Ausprägung. Meine Schwester ist Bipolar. Ich bin "gefühlt" vielleicht insgeheim auch ein bisschen Bipolar, es fühlt sich jedoch so an, als hätte ich für die manischen Phasen nicht genug Energie und zu viel Rückenschmerzen, also manisch im katatonischen Körper...
Tja.. Und nun? Ich weiß ehrlich nicht mehr weiter. Nach dem Wohnungsbrand hatte ich irgendwie die Hoffnung, dass es in meinem Kopf "klick" macht. Es hat sogar geklickt. Nur leider in der Form, dass ich mich noch mehr für mein Chaos schäme als vorher, aber dauerhaft beseitigen kann ich es irgendwie nicht.
Nächste Woche kommt der Heizungsableser. Ich glaube das ist die von mir meistgehasste Person, da die jeden Raum betreten muss….
Für mich wäre es glaube ich hilfreich, wenn ich es schaffen würde, zb meinen kleinen Schreibtisch, auch wirklich aufzuräumen. Dann könnte ich irgendwas abhaken, mich darüber freuen, und dann, nach einer Pause oder so, den nächsten Abschnitt angehen. Den Versuch starte ich da jeden zeiten Tag, scheiter aber immer grandios. Ideen..??
Ich hab probiert:
- Jedes Objekt einzeln zu seinem Standort zurücktragen. - scheitert äußerst kläglich am Rücken
- erst thematische Häufchen machen, und dann die zurückzubringen, um sich ein paar Lauf/Aufstehwege zu sparen. - scheitert auch am Rücken und am Platz, die Häufchen rutschen unaufhaltsam Richtung Boden
- Thematische Kisten auf Boden stellen, Zeug reinwerfen und dann die Kisten aufräumen. - Scheitert u.a. am kistenumwerfenden Hund und der Anzahl an Kisten. Je sortierter die Kisten, desto mehr Zeit brauche ich, und mein Rücken streikt nach einem kurzen Zeitlimit. Sind die Kisten zu grob sortiert, kann ich den Durchgang mit dem sortieren noch dreimal wieder holen und scheitere ebenso.
- Zeitlimit - Yeah, der nächste Hexenschuss!
- Alles in nur eine Giganto-Kiste befördern, anschließend Kiste (aus)sortieren - (Das Zeug wird zu großen Teilen diese Kiste niemals wieder verlassen, das komprimierte Chaos ist dann noch beängstigender als der eigentliche Schreibtisch)
- Rückenschonende "Wandertechnik": Ich sitze am Tisch. Alles was ich erreiche und ohne aufstehen aufräumen kann, räum ich weg. Alles andere stell ich eine Stufe weiter nach rechts oder nach links in Richtung seiner dazugehörigen Schublade, mit dem Plan dann meinen "Standort" nach und nach zu verschieben und das Feld gewissermaßen von hinten aufzurollen. - Scheitert an den einstürzenden Türmen der Wandergegenstände.
- Aufräumen in sehr sehr kleinen Etappen - meine Disziplin lacht mich aus
- Die Schublade entnehmen, alles suchen was da reingehört und reintun. - die Hälfte des Inhalts ist auf dem Tisch so vergaben, dass ich den eh nicht sehe... oder ich ziehe ihn hervor und werfe damit wieder irgendwas anderes zu Boden.
- (mehr) Schmerzmittel - hilft kurzfristig etwas, das bereu ich aber für die nächsten 2 Wochen
(Thema Hund: Ich kann den leider nicht aus dem Zimmer sperren. Der hat Demenz und kriegt Panikattacken, wenn er nicht regelrecht an mir klebt. Der frisst sich wenn es sein muss auch durch die Tür.)
Hilfe...?!