VORWURFSVOLL

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10.03.2023 17:34
avatar  IBI
#1
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Ich bin mit Vorwürfen und Schuldzuweisungen aller Art aufgewachsen.

Heute beschwerte sich jemand über mich, dass ich vorwurfsvoll sei und mich zu hart dabei ausdrücke.
Wenn ich sauer bin, weil Menschen regelmässig ihre Zusagen nicht einhalten und Fehler auf meine Kosten machen, dann werde ich vorwurfsvoll.
Sie lösen aus, dass ich mich nicht mehr wohl fühle und unzufrieden bin.

Nun gut, für meine Gefühle bin ich trotz der Auslöser von Aussen selber verantwortlich.
Wie kann ich vorwurfsvoll verändern, wenn ich aus sehr vielen Rückmeldungen immer Vorwürfe hören kann (sozusagen anerzogene Vorwurfsohren vordergründig wirken)?

Ach Mensch....Eltern mit jede Menge emotionaler Inkompetenz zu haben, zieht lange Traumaketten nach sich mit vielen Nachteilen im Sozialen Umfeld.

Ich habe keine Knöpfe, mit denen ich schnell von " Vorwurf- o.k." zu "belastet mich nicht" wechseln kann.
Mich frustriert das Wissen, dass es ein so langwieriger Lernprozess ist.


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10.03.2023 18:12
avatar  Gitta
#2
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Hm. Wahrscheinlich ist das ein Haupt-Trigger von Dir. Und wenn Dir nun jemand voll auf den Zeh steigt, wie willst Du dann den Schmerz abschalten? Geht glaube ich nicht. Du kannst nur nach außen gefasst bleiben und vorspielen, es mache Dir wenig aus. Und den Ärger für zu Hause aufsparen. Das ist dann vorteilhaft, wenn Dich jemand mit Absicht verletzen will. Oder Du nicht sicher bist, ob die Person es mit Absicht tut.

Aber so für Dich geht vielleicht nur die bewusstere Auseinandersetzung mit dem Schmerz. Eben soweit es möglich ist und soweit Du ran kommst.

Was machst Du denn, um den Schmerz auszugleichen? Bei mir ist es ja die Sammelwut von Fachliteratur, wenn mich mal wieder jemand als nicht kompetent genug zu beleidigen versucht. Es hat sich aber schon gebessert, je weniger ernst ich solche Leute nehme.


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10.03.2023 22:15
avatar  Wolfram
#3
Wo
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@IBI

in erster Linie liegt es daran, dass Du den Vorwurf als solchen empfindest. Das muss ja gar icht so sein. Du interpretiert Deine Erfahrungen mit rein, wodurch der Vorwurf entsteht. Andersrum genauso. Wenn ein anderer dich nicht richtig versteht, dann interpretiert er daraus einen Vorwurf aus seinen Erfahrungen.
Gitta hat das schon richtig geschrieben.
Wäre das nicht etwas für Dich, das Du dem Text auf meiner Webseite auf eine verständlichrre Weise umschreibst?


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11.03.2023 06:25
#4
Pe
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Grundsätzlich solltest Du bitte nicht so hart mit Dir selbst sein. Du erkennst zumindest Deine Grenzen schon einmal an, konnte ich viele Jahre bspw. gar nicht und das ist schon einmal gut. Jetzt braucht es vielleicht ein Finetuning in Sachen "Wie". Dazu eignet sich der Ansatz der gewaltfreien Kommunikation ganz gut. Du bleibst bei Dir, kommunizierst Dein Unbehagen, ohne, dass Du den anderen mit Vorwürfen belegst. Manchmal bitte ich bspw. auch das Gespräch zu verschieben, um mit meinen Emotionen erst einmal klar zu kommen, laufe eine Runde um den Block oder schreibe es auf. Und die Person, die Dir das gesagt hat, sollte vielleicht auch bei sich bleiben, denn auch diese hätte Dir sagen können: "Ich habe Deinen Wunsch verstanden und werde versuchen in Zukunft darauf zu achten. Es tut mir leid. Allerdings wünsche ich mir von Dir, dass an Deiner Kommunikation mir gegenüber arbeitest. Das verletzt mich."


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11.03.2023 08:48 (zuletzt bearbeitet: 11.03.2023 08:52)
avatar  IBI
#5
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Danke für eure Rückmeldungen.

Zitat von Gitta im Beitrag #2
Wahrscheinlich ist das ein Haupt-Trigger von Dir.

Das ist so.

Zitat von Gitta im Beitrag #2
Und wenn Dir nun jemand voll auf den Zeh steigt, wie willst Du dann den Schmerz abschalten? Geht glaube ich nicht.

Doch das geht, indem Mensch dissoziiert und sich "wegbeamt".
Das ist nicht die beste Strategie als Erwachsener, aber für säuglinge und kleinkinder die Version, um das emotionale überleben zu sichern.

Wenn die emotionalen schmerzen sich häufen - auch diese kleine erfahrungen können zu einem grossen haufen werden - wird der schmerz grösser und grösser.
wenn keiner den säugling oder das kleinkind unterstützt, mit dieser art schmerz emotional umgehen zu lernen, bleibt nur "wegbeamen" und "depressiv" werden als reaktion übrig.
das nervensystem kann diese erfahrungen lange lange lange kompensieren - mit diesen alten reaktionsmustern und irgendwann ist es dennoch im overload und reagiert sich anders aus, weil die überschüssige energie "raus" muss.

Zitat von Gitta im Beitrag #2
Du kannst nur nach außen gefasst bleiben und vorspielen, es mache Dir wenig aus.

genau das kann ich bis zu einem gewissen grad, und dann ist der haufen zu gross um weiter zu machen.....innerlich laufe ich vor schmerz über bzw. der vulkan explodiert, weil er nicht mehr weiss wohin mit der "erstarrten" schmerzenergie, die nicht wirklich erstarren kann, sondern sich entladen muss.

Zitat von Wolfram im Beitrag #3
Du interpretiert Deine Erfahrungen mit rein, wodurch der Vorwurf entsteht.

natürlich. gedanken lesen lernen aus vorwürfen die andere einem gemacht haben, ist eine kunst. und ich habe sie bei menschen gelernt, die ihre vorwürfe und schmerzen ebenfalls wenig unter kontrolle hatten.
Was ist das GEgenteil eines Vorwurfs?

Im Vorwurf ist WUT auf die person, die die emotionen in mir auslöst drin, den teil merke ich.
Ernsthafte Frage: Was wäre die gegenteilige Bezeichnung für Vorwurf?


Zitat von Penelino im Beitrag #4
Du erkennst zumindest Deine Grenzen schon einmal an, konnte ich viele Jahre bspw. gar nicht und das ist schon einmal gut.

Danke fürs Wahrnehmen. Das war viele Jahre bei mir kaum möglich und manche Grenze erkenne und bemerke ich bedauerlicherweise zu spät, da sie in alten zeiten permanent überschritten wurden und zur überforderung beigetragen haben.

Zitat von Penelino im Beitrag #4
Jetzt braucht es vielleicht ein Finetuning in Sachen "Wie". Dazu eignet sich der Ansatz der gewaltfreien Kommunikation ganz gut. Du bleibst bei Dir, kommunizierst Dein Unbehagen, ohne, dass Du den anderen mit Vorwürfen belegst.

diese ausbildung habe ich bereits ....dennoch gelingt es mir sie nicht anzuwenden, wenn sich gefühlt in mir ein "missbrauch meiner Lage durch andere verursacht" aufstaut.....

und es ist bescheiden, wenn dir verboten wird, deine emotionen und gefühle, die die situation auslöst, zu benennen, weil sie beim anderen als vorwurf wirken. dann macht GFK weniger sinn.
Emotionen nicht haben zu dürfen, erinnert daran, dass ich jahrelang teile von mir dissoziieren musste und nicht "ganz" sein zu dürfen....das ist der tiefer gelegene trigger der mitwirkt.


dann reagiert mein "vorwurfsgen" wie von selbst....uups....scheibenhonig....da ist sie wieder die bewusstheit zur emotional schmerzhaften hilflosigkeit gepaart mit der angst davor, die ich natürlich nicht gerne spüre und mein körper gelernt hat zu dissoziieren.

So sehr es schmerzt, eure rückmeldungen und meine reflektion (das habe ich im GFK gelernt) haben mir zur bewusstheit verholfen, was da so alles abläuft. wenn das da ist, dann kann ich es mit in die badewanne nehmen und durch meinen körper fliessen lassen

diese traumakategorie nennt sich: unvermeidbarer angriff.....und ehrlich, den möchte ich liebend gerne vermeiden und versuche es mit sehr vielen mitteln, wenn ich erkenne, dass so ein "angriff" bereits im "anmarsch" ist.
wer das oft erlebt hat, der kann einige "unvermeidbare angriffe" vorhersagen und es so steuern, dass sie weniger intensiv ausfallen und vorbereitungen treffen.

es ist frustrierend, wenn die menschen, die in deinem team sind, diese vorbereitungen nicht treffen wollen, um die "angriffe" in der intensität zu reduzieren.

realistisch betrachtet sind die meisten angriffe nicht lebensbedrohlich, doch mein system musste sooo früh damit umgehen und konnte die echten von den unechten nicht unterscheiden und dass scheint es heute noch nicht gut zu können.
wer weiss, vielleicht ist Feintuning auf dieser ebene nötig, um sie kommunikativ später anders umzusetzen.


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