Hallo Wolfi,

herzlich Willkommen im Forum!

Tipps und Strategien gibt es jede Menge. Allerdings ist es nicht immer ganz einfach, deine Situation von außen zu beurteilen.


Es klingt danach, als könntest du ein Problem mit deiner "Selbsterziehung" haben. Aber wie gesagt, die Einschätzung ist mit Vorsicht zu genießen, da mir natürlich viele Informationen fehlen.

Du kennst sicher den "Inneren Schweinehund", der gern "bezwungen" oder "überwunden" werden soll, wie man so sagt. Eine klügere Strategie ist es, dieses Tierchen anders zu betrachten, anders mit ihm umzugehen. Ihn nicht mit Gewalt, sondern mit Belohnung zu erziehen. Der Schweinehund sagt dir: "nicht jetzt, später ist auch ok", und überredet dich dazu, etwas zu machen, das dir besser gefällt. Gemütlich auf dem Sofa liegen und fernsehen, PC spielen oder mit Kumpels weggehen zum Beispiel. Hinterher bist du frustriert, und von dir selbst enttäuscht, weil du schon wieder nicht "das Richtige" getan hast. Also, du weißt, dass es falsch ist, sich nicht zügig um die anstehenden Arbeiten zu kümmern, aber der Schweinehund ist eben ein guter Überredungskünstler.

Kommt dir das bis hierhin bekannt vor? Wenn nein, sag bescheid, dann überlegen wir weiter. Wenn ja, ist das A und O für dich, dir kleine, erreichbare Ziele zu setzen, und deine Erfolge angemessen zu belohnen. Das legt man am besten vorher fest, und setzt die Belohnung dann auch konsequent um. Also z.b. "Wenn ich jetzt das Geschirr spüle, kann ich danach eine halbe Stunde am PC sitzen" oder "Wenn ich jetzt den Müll einsammle, kann ich danach meine Sendung im TV angucken", oder "Wenn ich jetzt das Bad putze, kann ich danach mit meinen Kumpels ein Bierchen trinken gehen". Vielleicht fällt dir auf, dass die Arbeit und die Belohnung in einer gewissen Relation stehen sollten. Also für "einmal Zahnpastatube zudrehen" ist es nicht gerecht, sich ein Wochenende im Wellness-Hotel zu gönnen, um es mal wirklich polemisch auszudrücken.

Abgesehen davon ist einer der Hauptgründe, Arbeit liegen zu lassen, dass es einfach zu viel Arbeit ist. Da gibt es das schöne, simple Sprüchlein "Wer zu viel putzt, hat zu viel Sachen". Das muss nicht unbedingt ein Messie-Extrem an Zuviel sein, sondern kann auch für jedermann eine völlig normale Menge an Kleinkram sein, der offen herum liegt oder -steht und das zügige Arbeiten unmöglich macht. Wenn das eher bei dir der Fall sein sollte, müsste man sich noch weitere Gedanken machen, welche Art von Dingen du hast, und warum du sie aufhebst, beziehungsweise, warum sie nicht an Plätzen aufbewahrt werden, an denen sie dich weniger bei den alltäglichen Arbeiten stören.

Ich hoffe, du kannst mit diesem ersten Einstieg etwas anfangen, und wir hören wieder von dir ;)

Was ein "Bestrafungssystem" betrifft, bin ich mehr als skeptisch. Das Nichteinlösen der Belohnung ist ja schon eine Art von Bestrafung. Es fällt mir auch schwer, mir vorzustellen, dass jemand sich aufraffen könnte, sich aktiv für das Nichterfüllen seiner Aufgaben zu bestrafen, wenn er es schon nicht schafft, sich zum Erfüllen der Aufgaben aufzuraffen. Verstehst du, wie ich meine?
Davon abgesehen geht es bei dem Belohnungssystem vor allem darum, im Gehirn (speziell im Belohnungszentrum) positive Gefühle zu erzeugen, die mit dem Erfüllen der Aufgabe verknüpft werden. Also, dass das Gehirn allmählich lernt, dass das Erledigen der Aufgaben mit positiven Aspekten verbunden ist. Sich wieder in seiner Umgebung wohlzufühlen bzw die gewisse Erleichterung zu verspüren, es endlich hinter sich gebracht zu haben, reicht dabei manchmal nicht aus, dann muss man sich selbst mit der Aussicht auf noch mehr dazu überreden.

Vielleicht magst du auch noch mal ein bisschen mehr erzählen, wie dein Alltag so aussieht, wie besonders die Situationen aussehen, in denen du scheiterst, und warum du das Gefühl hast, nie fertig zu werden.

Was die Betonung deiner Kraftlosigkeit betrifft - und da fische ich jetzt völlig im Trüben - das kann ein Hinweis auf Depressionen sein, hast du diesbezüglich schon mal mit einem Neurologen gesprochen?