Auf Grund ständigen Scheiterns und sämtlich fehl geschlagener Versuche, abzunehmen oder das Chaos im Haushalt zu dezimieren, habe ich mich dazu entschlossen, alles beim Alten zu lassen, alles verkommen zu lassen und mit dem Diabetes möglicherweise das 70. Lebensjahr nie erreichen zu können. Wenn ich versuche abzunehmen, habe ich zu viele Gegenargumente, wegen dem Verzicht auf so viele Gaumenfreuden und dem Zwang zu irgendwelchen unbequemen Unternehmungen, den ich meinen Körper nicht unterwerfen kann. Zum Beispiel Pommes, Eis, Schokolade, Chips, Erdnussflips, Kroketten, Kartoffelpuffer usw. Unbequem ist es, sich ins Auto zu setzen und in die Mukkibude zu gehen und sich dort einen abzurödeln, während man zuhause beispielsweise am Buch weiter schreiben könnte, damit es fertig wird, wenn das Leben auf Grund falscher Essgewohnheiten und Bewegungsmangel endet.
Ich habe mehr als die Hälfte meines Lebens hinter mir, glaube ich werde nicht so alt wie meine Mutter, wegen dem Übergewicht, dem Diabetes und dem mangelnden Willen, was zu verändern. Aber das ist OK so, weil ich für das, was ich noch von meinem Leben erwarten würde, Geld bräuchte, was ich nicht habe. Ich kann keine Weltreise machen und nicht mal in die USA fliegen. Dann ist es in Ordnung, wenn das Leben endet, wenn es doch mit ständigem Mangel verbunden war. Ich sehe einfach den Fakten ins Auge, wenn ich sage, ein alter Hund lernt keine neuen Tricks und einen alten Baum verpflanzt man nicht. Ich bin nicht einverstanden mit diesem Leben, aber ich habe nicht die nötigen Mittel und Möglichkeiten, es zu ändern, also finde ich mich damit ab.
Klar, seit 30 Jahren will ich abnehmen. Seit 30 Jahren nahm ich eine Weile ab, höchstens 3 Monate, dann schmiss ich hin und wurde durch den Jojo-Effekt fetter als zuvor. Seit 12 Jahren nehme ich Psychopharmaka und seit diesen 12 Jahren kann ich nicht mehr abnehmen oder wie früher die Ernährung umstellen, zumindest nicht für 3 Monate, vielleicht für 3 Wochen, auch als ich 10 kg abnahm, habe ich zwischendurch die falschen Sachen gekauft und gefuttert. Wenn ich bis jetzt nicht begriffen habe, dass ich es nicht schaffe, abzunehmen und es nicht schaffe, den Messiehaushalt zu entrümpeln, dann bin ich wohl geistig behindert. Es klappt nicht, ich mache jetzt noch einen Onlinekurs mit Dami Charf, wo sie anscheinend sagen will, wie es gelingt, sich zu verändern, aber bisher hat sie nur eindrücklich erklärt, wie man dabei immer wieder scheitert. Ob da am Ende noch die große Wende rum kommt und das Non plus Ultra verraten wird, wie man das Steuer rum reißen kann, fresse ich wahrscheinlich einen Besen, vorzugsweise einen aus Lebkuchen.
Ich weiß dass das jetzt nicht motivierend klingt und alles andere als optimistisch, aber es ist nun mal so, wie es ist, und ich muss die Tatsachen irgendwie akzeptieren. Ich habe es bisher nicht geschafft, vor den Begriffen Verzicht und Disziplin nicht Reißaus zu nehmen, und ich kenne meine Natur besser als andere mich kennen. Wenn ich was nicht hin kriege, dann den ganzen Tag Kaninchenfutter zu essen und die Wohnung zu putzen. Das wäre nicht mehr ich, sondern ein Klon von mir oder eine Zwillingsschwester, die bisher woanders gelebt hat und hier eingesperrt wird, damit sich was ändert, und ich würde dann an ihrer Stelle meine heiß ersehnte Reise machen. Ich kann keine andere Draculara aus mir machen, ich kann mich nicht schlank zaubern und ich kann die Wohnung nicht schön hexen. Es ist, wie es ist, und wer im Gefängnis sitzt, muss sich auch damit abfinden, nachdem er x Mal vergeblich versucht hat, auszubrechen. Dementsprechend entscheide ich mich nun für das ungesunde Leben, weil es nicht möglich ist, das gesunde zu erreichen. Der Weg ist zu schwer, ich kann ihn einfach nicht gehen.
