Ich habe die Reporterin gefragt, ob sie mit dem Messie absprechen können, was gesendet wird und was nicht. Sie hat gesagt: "Klar ein Teil ist eben Fernsehen, aber wir helfen den Leuten ja auch... Und wir kümmern uns darum, dass das Chaos nicht wieder los geht..." Da ist halt meine Frage, wie helfen sie denn? Indem sie einen mit der Reportage bloß stellen, damit der Messie "vernünftig" wird, dass das ja nie wieder passiert? Indem sie den Messie als dumm, faul und dreckig darstellen? Das ist das übliche Klischee, das immer wieder rüber kommt, mit dem ich aber aufräumen will, und ich will nicht nur mit dem Messie zusammen aufräumen, sondern eben auch klarstellen, wie es zu diesem Chaosberg kommt, und warum man alleine da nicht wieder raus findet. Eben mal demonstrieren, wie ich ein Schnipselchen ins Altpapier und ein leeres Teelicht in den Gelben Sack tue, statt einfach die ganze Couch abzufegen und alles in den blauen Sack tue, so wie früher aufgeräumt wurde. Statt die Tischdecke zu nehmen und in den Blauen Sack zu kippen, was drauf liegt, tut man ein Fitzelchen in den Gelben Sack, ein Schnipselchen ins Altpapier und hält sich damit unnötig auf. Die Mülltrennung ist ein Problem für mich. Ich kann nicht einfach Besen und Kehrblech nehmen und alles auf dem Fußboden in die Abfalltüte kippen. Ich muss Schnipselchen und Fusselchen auseinander sortieren.

Eben das will ich darstellen und mal zeigen, vor welche Problematik man als Messie gestellt wird. Davon abgesehen, dass ich erkenne, was Müll ist und was nicht. Dass es Leute gibt, die das nicht einmal erkennen, und genau über diese Leute wird immer berichtet, die verkrustete Töpfe und Pfannen und dreckiges Geschirr zwischen den Sachen lagern. Dafür habe ich selbst nicht einmal Verständnis. Dass nicht mal die andere Seite gesehen wird, was dazu führt, dass alles so zugeschaufelt wurde. Dass ich den Eindruck habe, die sind mit dem Bagger ans Fenster gefahren und haben eine Ladung Schutt durch geschüttet, damit es sich für das Fernsehteam lohnt, eine Entrümpelung zu organisieren. Dass ich nicht mal anfangen kann, aufzuräumen, weil ich einfach keinen Platz mehr habe, um die Dinge da hin zu tun, wohin sie gehören, die ich behalten will. Und das wird dann einfach nicht berücksichtigt, zugunsten irgendwelcher Einschaltquoten und des Voyeurismus des Publikums. Ich habe jetzt im Messenger eine Nachricht hinterlassen und lasse mich gar nicht erst bequatschen, darum hab ich mein Handy auch ausgeschaltet. Habe geschrieben, dass ich mich gegen die Reportage entschieden habe. Weil doch wieder dieses "Dumm, Faul und Dreckig"-Klischee in den Medien bestätigt wird und ich nicht will, dass meine Geschichte von Misshandlung, Nichtbeachtung der Privatsphäre in der Kindheit, Mobbing in der Schule usw. über den Bildschirm geht. Weil mein Vater noch lebt, der mich damals geschlagen hat und das alles dann im Fernsehen sehen müsste. Das sehe ich nicht ein, was geht es Fremde an, was ich durchgemacht habe, was sollen Verwandte dann über mich erfahren, die entrüstet behaupten, das denke ich mir nur aus um ins TV zu kommen und eine Ausrede für meine Faulheit parat zu haben.

Darum biete ich Hilfe als Messiecoach an, ohne Fernsehteam und ohne Kamera, zu den Leuten nach Hause zu kommen und zu besprechen, was kannst du tun, um Dinge loszulassen. Ich würde auch mit anpacken und Sachen zum Papiercontainer fahren oder zum Altglascontainer. Was kann hier geschehen, damit du aufhörst zu sammeln. Nicht Leute bloß stellen, sich als Entrümpelungsheld feiern lassen und beim Messie einen Trümmerhaufen zu hinterlassen, oder gescheiterte Beziehungen, weil die Lebensgeschichte mit in die Sendung fließt. Das macht keinen Sinn, weil der Messie wieder anfangen wird, zu sammeln, noch einsamer wird, noch mehr sammelt und dann irgendwann in einer Ruine hausen muss.

übrigens @Ornung @Messie die Tante war wirklich penetrant, hat jeden Tag mehrmals angerufen und via Messenger geschrieben: Gib mir doch die Chance, dich persönlich kennenzulernen, morgen sind wir sowieso in der Nähe von Hannover...

Ich habe mehrmals geantwortet, nein ich will nicht, ich habe Angst, als Messie verschrien zu sein und dann später keine Wohnung zu finden. Dazu kommt die Angst, dass solche Haudrauf-Aktionen mit Rubbeldiwupp und schmeißdichraus passieren: Alles aus den Möbeln im Container, die Möbel an sich auch in den Container, die Geräte auf den Müll, die Klamotten in den Müll, und am Ende so eine Vorzeigewohnung vom Möbelhaus mit neuen Möbeln ohne Inhalt. Diese Angst habe ich noch nicht mal angesprochen, aber die Angst, über den Bildschirm zu flackern, und kurze Zeit später stirbt vielleicht der Partner und ich suche eine kleine Wohnung... Da kann ich gleich mein Zelt nehmen, im Wald aufschlagen und dann als Minimalistin im Ökosystem campieren. Weil ich damit rechne, es kann jederzeit ein Unfall passieren, bin ich der Ansicht, wir sollten das meiste von unseren Klamotten spenden, verschenken usw. damit nicht so viele Kleiderhaufen rum liegen und man irgendwann auch eine Haushaltsauflösung in die Zeitung setzt. Alle Möbel kann ich sowieso nicht mitnehmen.