wie kann ich bei den ersten Schritten helfen?

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27.12.2017 18:53
avatar  Hamsterkind ( gelöscht )
#1
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Hamsterkind ( gelöscht )
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Hallo zusammen,

meine Mama ist Messie. Schon fast so lange, wie ich denken kann.
Meine Kindheit war nicht so toll. Das liegt zum Glück lange zurück. Ich bin 30 Jahre, bin gleich mit 18 Jahren ausgezogen und führe ein glückliches, selbstbestimmtes Leben.

Ihre Wohnung meide ich, wir treffen uns bei mir oder in der Stadt. Ich weiß, dass Sie mit ihrer Sammelsucht nicht glücklich ist und darunter leidet. Immer wieder, wenn ich es so behutsam wie möglich anspreche, blockt sie ab. Sie gesteht sich nicht ein, dass es krankhaft ist. Sie sagt dann:
"ich sammele die Zeitungen, damit ich die zu Weihnachten dem Jugendring mitgeben kann, weil die damit Geld für arme Kinder sammeln"
" ich hebe die Stoffe und Knöpfe auf, weil ich daraus dir mal was nähen kann" usw.
Sie lebt alleine, engagiert sich ehrenamtlich im Kulturbereich, ist Stadtbekannt und beliebt. Aber ist wahnsinnig einsam. Freundschaften kann sie nicht pflegen, weil sie sich nicht traut jemand zu ihr einzuladen. Von ihrer vier-Zimmerwohnung sind grade zwei noch so begebar. Wenn ich aus Versehen vom "Messie" anstatt von Sammelsucht spreche, wird sie wütend. Das ist für sie gleichbedeutend mit Assi. Kann ich ihr helfen, ihre Krankheit als Krankheit zu sehen? Ich glaub es wäre für sie hilfreich, wenn sie andere Messies kennenlernt. Wie kann ich vielleicht ehemalige Messies in ihrer Gegend finden, die Lust haben darüber zu sprechen?


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27.12.2017 21:29
avatar  Hatifa
#2
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Hallo Hamsterkind,
es ist lieb, daß du dir so viele Sorgen um deine Mutter machst. Und auch, daß du den Kontakt nicht abgebrochen hast. Helfen wirst du deiner Mutter aber erst können, wenn sie selbst das will und eingesehen hat, daß sie dieses Problem hat. Du kannst versuchen, einen Messiering oder ähnliches in eurer Stadt zu finden - ob sie dann hingeht, ist eine andere Sache. Bei meiner Mutter lief es ja ähnlich. Und obwohl ich später immer vom Wir gesprochen habe, weil ich es quasi von ihr geerbt habe, hatte sie nie ein derartiges Problem.


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28.12.2017 04:25
#3
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@Hamsterkind

Hallo, deine Mutter macht sich Gedanken, wie sie anderen helfen kann, aber dass es auch helfen könnte, indem sie sich selbst helfen würde, in Form von Platz schaffen, das ist schwer klar zu machen. Schließlich Knöpfe sammeln tat meine Mutter auch, sie war kein Messie, sie hob Geschenkpapier auf, wir mussten es vorsichtig aufmachen, damit sie kein neues kaufen musste. Also Armut als Motivation zu sammeln. Ich glaube aber nicht, dass es nur Knöpfe und Stoffe sind, die deine Mutter sammelt, falls sie wirklich Freude am Nähen hat, dann verstehe ich das Sammeln. Das mit den Zeitungen ist wiederum so, da kannst du argumentieren, die Meldungen sind nicht mehr auf dem neuesten Stand und das ist doch letzte Woche schon passiert, die Wettervorhersage hat mal wieder nur zum Teil gestimmt, da sieht mans, und ob noch Rätsel ausgefüllt werden können, gewinnen kann man nichts mehr, die Auflösehefte sind ja auch grade raus gekommen... Also was nützen dann die alten Zeitungen? Meine Mutter brachte alte Zeitschriften von der Nachbarin, bei der sie putzen ging, hätte es auch zum Altpapiercontainer bringen können, ich konnte nur sehen, was sie alles wusste bei den Kreuzworträtseln und was für Geschichten und Haushaltstipps drin standen. Und ich kam mir auch vor wie "das arme Kind von der Frau ::::" kriegte noch nicht mal eine volle Tüte Erdnussflips, nur eine halbe, und musste schon froh drüber sein, damit sie nicht zu dick wird davon... Ja ich kam mir vor als wäre unsere Familie die Ärmste, und andererseits fuhr nur mein Vater ein Auto in unserer Straße, zumindest den einzigen Dieselmotor, an dem ich ihn erkannte. Wer ist dann arm? Aber wir Kinder wurden am kurzen Arm gehalten.

Und Kinder anderer Familien freuen sich nicht über Zeitungen, in denen das Fernsehprogramm von letzter Woche steht. Da sollte man was sinnvolles aufheben, die Lindtglöckchen an einen Kirchturm aus Pappe hängen und: "Ich hatte doch gesagt, bis zur Hochzeit ist alles wieder gut, die Glocken läuten schon..." Oder so, eben mal wirklich ein bisschen Spaß aus der Freude machen. Über solche KLeinigkeiten freuen sich manche KInder mehr als über die achtlos aussortierten, vielleicht können die Kinder damit die Wand tapezieren.... Falls du weißt, wie ich das meine

Dieses Gefühl: "Das brauch ich nicht mehr. Aber ob ich es weg schmeiße oder den Kindern gebe..." Da überlegt man sich doch auch: Wie würden die sich fühlen, wenn sie nur das kriegen, was die Erwachsenen nicht mehr brauchen? Wer weiß, ob sie es dann überhaupt selbst brauchen? Oder Unterlage zum Malen mit Tuschkasten, damit der Tisch nicht dreckig wird, OK das ist nützlich, das ist was anderes. "Ich sammele Zeitschriften, damit die Kleine was zu lesen hat." Die Kleine würde sich über Hanni und Nanni zum Lesen freuen, so als Beispiel... Und wozu Zeitschriften sammeln, man liest doch fast alles im Internet nach. Das ist auch der Grund, warum ich Zeitschriften entsorge, wenn sie ausgelesen sind. Brauch ich nen Haushaltstipp, geb ich bei Google ein. Daher kommt auch der alte Googlehupf.

Wie es sonst noch ist bei deiner Mutter, weiß ich nicht. Ob sie auch Probleme hat mit Entscheidungen, ob sie die Sachen noch brauchen könnte oder doch nicht, und Dunkelblau ist ja eigentlich immer modern usw. Bin auch keine Modeberaterin, ich finde es toll dass deine Mutter nähen kann, ich habe es mir versucht beizubringen, aber es ist nichts zu machen.

Viele Grüsse
Draculara

http://www.draculara.de

http://messie.bplaced.net/messie

Eine Lösung setzt ein Problem voraus. Ich kenne meine Fehler, das hält mich aber nicht davon ab, sie zu machen

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28.12.2017 10:37
avatar  Hamsterkind ( gelöscht )
#4
Ha
Hamsterkind ( gelöscht )
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Hallo,

vielen Dank für eure beiden Antworten. Sie sammelt natürlich nicht nur Zeitschriften und Stoffe und Knöpfe. Sie sammelt eigentlich alles. Geschirr, Gläser, Kerzen, Dekoartikel, Bilder, Bilderrahmen, Bücher, Plastiktüten, Lampen, Kosmetikpröpchen,...
Vieles davon ist "wertig". Aber es kommt mit wie so vielem auf die Dosierung an. Ich freue mich über sechs schöne Weingläser im Haushalt, die auch zum Einsatz kommen wenn ich Besuch habe. Was ich mit 50 machen sollte, weiß ich nicht ;)
ich werde mal schauen, ob es in ihrer Nähe eine Messi-Selbsthilfegruppe gibt. Vielleicht geht sie ja zusammen mit mir da hin. Vielleicht auch nicht. Ich weiß, das gemeinsame Aufräumaktionen nichts bringen. Eine Geschichte, über die ich mittlerweile Lachen kann: Einmal hatte sie mich um Hilfe gebeten. Sie hatte bei ihrer alten Wohnung Kellerräume vollgestellt, die gar nicht zu ihren Mieträumen gehörten. Der Vermieter hatte mit Kündigung gedroht. Sie hat mich gebeten die Räume zu entrümpeln. Mein Freund und ich haben das gerne gemacht, alles für den Sperrmüll über den Kellerausgang und den Hinterhof zur Straße getragen. Immer, wenn wir mit ein paar neuen Stücken am Sperrmüllhaufen waren, haben dort ein paar Sachen gefehlt. Ich dachte, dass Passanten sich schon was weg genommen haben. Aber es war meine Mama, die von der anderen Seite wieder die Sachen ins Haus und ihre Wohnung getragen hat. Die Sachen sind einmal im Kreis gewandert. Vom Keller über den Hof zur Straße, von der Straße über den Haupteingang in ihre Wohnung.
Naja, vielleicht kann ich sie für die ersten Schritte zu einer Selbsthilfegruppe an die Hand nehmen. Vielleicht verliert sie dann die Angst und die Scham vor ihrer Sammlerei. Und dann? Ist das Messisyndrom eigentlich eine anerkannte Krankheit/ Störung? Sollte sie Motivation zu einer Therapie haben - wird das von der Kasse gezahlt?


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28.12.2017 12:11
avatar  Wolfram
#5
Wo
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danke Draculara

@Hamsterkind

Deine Mutter sehe ich nicht als Messie. Sie hat 2 Zimmer, wo sie Leute einladen kann. Was willst Du mehr? Soll sie die Sachen, die ihr am Herzen liegen, wegwerfen? Das Problem hast Du und weniger Deine Mutter. Dass es schlimmer kommen könnte, will ich nicht bestreiten. Insofern willst Du nur vorbeugen. Über "vorbeugen" gibt es hier auch ein Thema.
Mit dem Kreislauf will Dir Deine Mutter eine Freude machen, dass Du etwas wegwerfen darfst. Sie hat sich damit selber keine Freude gemacht, aber darauf kommt es an.
Und weil jede Wohnung anders aussieht, kann es auch nicht von der Krankenkasse bezahlt werden. Jeder ist für seinen Müll selbst verantwortlich und nicht die Kinder oder andere.
Es ist auch nicht gut, wenn Du sie zu einer Selbsthilfegruppe begleitest. Damit untergräbst Du ihr Selbstbewußtsein, was evtl. auch nicht gerade gut ist. Es wird von den Gruppen auch abgelehnt, wenn Verwandte mitkommen, die keine Messies sind. Es heißt Selbsthilfe und nicht Verwandtenhilfe. Nichtmessies könnten auf Anfrage hingehen, aber eben nicht Verwandte.

viele Grüße
Wolfram


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