Hallo, zu erst einmal möchte ich ausdrücken, wie sehr ich ein solches Forum schätze, dass ich diese Zeilen schreiben kann hilft mir in diesem Moment sehr und so wird es vielen anderen vor mir gegangen sein und vielen nach mir gehen.
Das ist für viele wahrscheinlich mehr Wert als sich die meisten vorstellen.

Ich bin ein junger Mann Mitte 20 und lebe seit nunmehr 7 Jahren allein. Zu Beginn konnte ich meine Wohnung ordentlich halten, irgendwann hat sich aufgrund von Selbstisolation in Folge von Depression der Freundeskreis in einen Dunstkreis und danach in ein nicht vorhanden sein eines Freundeskreises verwandelt. Ab da habe ich einfach allen Müll liegen lassen anstatt ihn "runter" zu bringen, weil ich eh keinen Besuch bekomme und bei Familientreffen bin ich es immer, der Mutter, Schwester, Vater, wen auch immer besucht. Dieser Wendepunkt ist nun ca. 4 Jahre her. Seitdem lebe ich in einer vermüllten Wohnung. Es sind keine Essenreste, sondern einfach nur Verpackungsmüll den ich nicht wegwerfe. Ich packe meine Einkäufe aus und schmeisse die Verpackungen einfach irgend wohin.
Ich weiss garnicht, ob ich hier richtig bin, denn ich nehme den Müll als solchen wahr. Es stört mich, ich finde keinerlei Wert daran und habe alle paar Monate die Motivation zu entrümpeln. Meistens habe ich nach ein paar Gelben Säcken das Gefühl, es ist einfach zu viel und unschaffbar und lasse es wieder. Dadurch kommt es auch nicht dazu, dass ich mich nicht mehr bewegen kann in der Wohnung oder ähnliches, es ist sehr vermüllt aber einen gewissen Punkt scheint es nicht zu übersteigen.

Heute gehört auch zu den Tagen, an denen ich es Versuche. Ich habe gestern erfahren, dass bis 31.12.2016 in jeder Mietwohnung Rauchmelder angebracht sein müssen (lebe in NRW) und mein Vermieter dies bisher nicht tat, habe ich unfassbare Angst und Leidensdruck, dass er morgen plötzlich vor der Tür stehen könnte. Die Panik und der Druck sind so groß, dass ich es immerhin geschafft habe 5 Gelbe Säcke voll mit Müll zu machen, wie ich die entsorge, muss ich mir morgen gefasster überlegen. Ich hätte tatsächlich die Kraft zu mehr gehabt, hatte aber leider keine Säcke mehr, ich will mir morgen welche besorgen. Es erscheint mir zwar immernoch wie eine unmögliche Hercules Aufgabe, aber ich versuche einfach ohne zu hinterfragen den Druck und die Angst in eine Art "wenn nicht jetzt, landest du auf der Strasse" "zwang" zu kanalisieren um es zu schaffen. Ich glaube nach einigen Tagen könnte ich es geschafft haben die gesamte Wohnung von Müll geräumt zu haben.
Das klingt alles so , als hätte ich es ja ganz gut im Griff und wüsste wie ich was anpacken muss, so empfinde ich es allerdings nicht.

Ich schreibe das hier, in der Hoffnung, das mir die Auseinandersetzung mit dem ganzen in einer Gemeinschaft quasi die "Programmierung" gibt das ganze jetzt durch zu ziehen. Ich weiss wie gesagt nicht, ob das hier die angemessene "Seite" für mich ist, aber habe in den Jahren mit der Depression gelernt, das jeder Funke Antrieb bei einem selbst sehr großes bewirken kann.

Ich wünsche jedem, der das hier liest ausserdem frohe kommende Festtage und hoffe, ihr könnt sie mit Liebsten verbringen und falls nicht, mit euch selbst mit einem wenigstens erträglichen Gefühl.

Mfg

Danijens