Liebe Angehörige, liebe Betroffene, ich habe vor 4 Monaten einen lieben Mann kennengelernt. Ich kannte ihn schon länger über meinen Sohn. In bzw. nach einer schweren gesundheitlichen Krise von mir sind wir uns näher gekommen und jetzt seit ca. 3 Monaten liiert. Dieser Mann outete sich nach ersten leichten Versuchen, seine häusliche Situation zu verbergen schnell als Messie. Zu mir: Ich habe einen Vater gehabt, der Messie war und habe selbst viele Jahre mit Desorganisation verbracht, bin ein "Stressmessie". Ich bin jetzt Mitte 40 und habe aufgrund von innerer intensiver Arbeit, auch mit Hilfe von therapeutischer Begleitung zu anderen Themen, Meditation etc. das Thema für mich in den Griff bekommen seit ca. 4 Jahren. Ich bin verliebt und schätze den Mann sehr: Aber es ist für mich unglaublich schwer, das emotionale wie äußere Chaos auszuhalten. Ich glaube, so muss sich ein trockener Alkoholiker fühlen, der sich in jemanden verliebt, der noch voll drin ist in der Sucht. Ich habe mich schnell geoutet und ihm Material und Denkansätze zur Verfügung gestellt, aber auch gesagt, dass ich ihn nicht therapieren möchte, dass er sich Hilfe von Außen suchen muss. Er ist ein sehr intelligenter und feinfühliger Mann. Von Anfang an hat er gesagt, dass er mehr Ordnung in seinem Leben haben möchte, aber praktisch hat sich bis jetzt nichts geändert. Es ist bis jetzt nicht besser, sondern eher schlimmer geworden, sein einziges Zimmer in seinem großen Haus, das er bewohnt (Küche, Wohnzimmer und Schlafzimmer in einem auf 15 qm), ist grade vollgestellt. In der letzten Woche hatten wir Streit, weil ich die Mischung aus Gerüchen, Flöhen (er hat 11 Katzen) im Bett nicht mehr aushalten konnte, und gegangen bin. Seit letzter Woche treffen wir uns nur noch bei mir. Oft riecht er trotz gepflegtem Äußeren stark nach Schweiß, so dass andere Menschen es wahrnehmen. Er hat mehrere Fahrzeuge abgemeldet rumstehen, eine riesige Scheune voll mit Geräten, Treckern etc., viele Räume auf seinem Anwesen sind eine Mischung aus Lagerraum und Müllhalde. Eine Wohnung ist vermietet, er kann aufgrund des Allgemeinzustandes nur wenig Miete nehmen. Als ich mit ihm zusammenkam, war fast alles mit Staub und Spinnweben überzogen, zumindest den Wohnbereich hat er mit mir zusammen sauber gemacht, wobei mir auffiel, dass er mich hat mehr Putzen lassen, als das er selbst anpackte. Mein großes Problem ist, dass er trotz Einsicht immer wieder hin und her schwankt und meine Wünsche für mein Wohlbefinden als Kränkung nimmt. Er wird zum Ende des Jahres seinen Job ändern, wegen der Gesundheit eine Pause machen. Er hat im Moment sehr viel zu tun. Er bittet immer wieder um Geduld und verspricht mir, dass er es dann, wenn er Zeit hat, richtig angehen will. Auf der anderen Seite sehe ich, dass er ganz praktisch im Kleinen mir in diesem Bereich wenig entgegenkommt, mich immer wieder mit "unappetitlichen" Dingen konfrontiert wie ein trotziges Kind. Nach meiner Sicht geht es hier um frühkindliche Dynamiken, Kränkungen, Verarbeitung von psychischer und physischer Gewalt, denen er sich stellen muss. Es geht also viel tiefer. Er ist Akademiker, hat einen anerkannten Job, ist viel unterwegs. Allerdings ist er trotz seiner Freundlichkeit immer wieder in seinem Sprechen latent aggressiv, was mich zunehmend stört. Geistig ist es wunderbar mit ihm, wenn er grade entspannt ist, er ist sehr zärtlich, aufmerksam und großzügig. Allerdings habe ich oft das Gefühl, dass er sich sehr anstrengt, damit ich ihn ansonsten aushalte. Gestern hat er mich drei Stunden warten lassen. Eine Stunde auf ihn Warten wird grade normal und dann kommt er immer mit Geschichten und Ausreden, die ich nicht hören möchte, weil es mich zu sehr an mein früheres Selbst erinnert. Honeymoon ist vorbei und jetzt kommt alles richtig aus und es macht mir ehrlich gesagt Angst, bin zunehmend gestresst und überfordert. Ich habe mich so lange mit dem Thema Co-Abhängigkeit beschäftigt, will eigentlich keine Beziehung mehr, in der ich "helfen" soll, möchte, dass mein Partner mit sich und der Welt klar kommt. Dennoch rührt er mich so und ich bin wirklich verliebt, hätte gerne eine Zukunft mit ihm. Ich würde mich sehr über Meinungen freuen. Erfahrungen, welche Verhaltensweisen angemessen sind. Und wo Grenzen sein müssen. Vielen Dank!