Hallo Leute,
wir als Familie sind in einer schwierigen Situation.
Mein Bruder hat sich vor 3 Wochen bei einem Sturz verletzt und hat sich für den nächsten Tag krank gemeldet. Wir arbeiten alle in einem Familienbetrieb. Meine Eltern haben den Betrieb aber vor 5 Jahren an meine Brüder übertragen und sind seit dem nur noch selten dort.
Nach dem Wochenende kam er montags nicht zur Arbeit, ich habe mir große Sorgen gemacht und hab so ein Stress gemacht das wir die Polizei eingeschaltet haben. Die haben allerdings nichts unternommen.
Wir hatten nur einen Schlüssel von der Wohnung, nicht von der Haustür. Am Abend hat dann ein Nachbar meinen Mann und Meinen Vater ins Haus gelassen, die konnten dann also in die Wohnung um zu sehen, ob er dort ist und ob es ihm gut geht wegen der Verletzung.
Ich bin mit den Kindern zu Hause geblieben.
Die Wohnung ist in sehr schlechtem Zustand. Hüfthoch soll der Müll sich stapeln. Leider hat jemand die Polizei gerufen, die haben dann die Situation übernommen.
Die Polizei hat den Zustand dem Gesundheitsamt gemeldet und die kommen jetzt morgen. Wir haben seit dem Sturz nur Brief Kontakt mit meinem Bruder und keine persönliche Möglichkeit.
Er lehnt alle Hilfe ab. Egal von wem. Was kann ich denn jetzt bloß tun?
Mein Bruder hat sich schon vor einiger Zeit aus dem privaten Familienleben komplett zurück gezogen und keiner hat ihn daran gehindert. Ich habe noch den besten Draht zu Ihm, obwohl der Draht auch sehr dünn ist leider.
OK zu den Fragen:
1. Ist der Betroffene deiner Meinung nach ein Jessie oder hat er eine Antriebsstörung?
Nachdem ich hier viele Infos gelesen habe, gehe ich von einer Antriebsstörung aus, aber sicher bin ich mir natürlich nicht.
2. Falls er tatsächlich primär Objekte sammelt, die er nicht loslassen kann: Was sind das für Objekte?
Kann man nicht sagen. Die ganze Wohnung ist mit jeder Art von Müll verstopft.
3. Wer lebt noch mit dem betroffenen zusammen?
Er lebt allein. Keine Kinder keine Haustiere und leider hat er uns auch seit Jahren nicht zu Besuch eingeladen, wobei er Einladungen zu uns gern annimmt und auch erscheint.
4. Wie sieht ein typischer Tag im Leben des Betroffenen aus?
Das kann ich nicht genau sagen.
Er ist jeden Tag auf der Arbeit. bis vor ein paar Wochen war er immer überpünktlich, immer der erste, allerdings kam er die letzten Wochen immer 10-30 Minuten zu spät.
Auf der Arbeit ist er der Chef des Betriebs. Er hat viel um die Ohren und auf seinem Schreitisch sammeln sich viele unerledigte Arbeiten. Er erfüllt seine Aufgaben so gut wie gar nicht mehr.
Er braucht viele Pausen, lüftet ständig, auch wenn es arch kalt ist, er isst viel und oft, ist aber trotzdem von normaler Statur.
Er nimmt viele Gelegenheiten an seinen Arbeitsplatz zu verlassen.
Nach Feierabend bleibt er meist allein noch dort, obwohl wir ihn immer fragen, ob er nicht mitkommen möchte, ob wir ihn nach hause bringen sollen...
seit 3 Wochen hat ihn niemand mehr gesehen.
5.Gibt es diagnostizierte, vermutete oder bereits ausgeschlossene Erkrankungen/Störungen die entweder als Auslöser in Frage kommen oder die Situation verschärfen?
Naja, meine Tochter ist geistig behindert und hat Zwänge, nachdem ich mir darüber Gedanken gemacht habe, hat mein Bruder vielleicht auch ein zwanghaftes Verhalten. Allerdings alles macht einen zwanghaften Eindruck. Diagnostiziert ist nichts wovon ich weiß.
Er ist Anfang/mitte 30 seine Eltern sind geschieden, unsere Mutter hat neu geheiratet, meinen Vater dann. Ich bin geboren als er 6 Jahre alt war. 1,5 Jahre später folgte noch ein weiterer Sohn, unser kleiner Bruder.
6. Gibt es oft wiederkehrende Konflikte zwischen dem Betroffenen und engen Angehörigen?
Meine Brüder sind beide Chef, ich bin nur angestellt. Meine Brüder konnten sich als Kinder nie leiden.
Bei jedem Mittagessen gab es Ärger zwischen den beiden, es ist fast immer Eskaliert. Meine Eltern wahren "Machtlos" und haben loht Partei für den Kleinen ergriffen. Ich war neutral und habe mich nicht eingemischt. Ich hatte immer ein sehr gutes Verhältnis zu meinen beiden Brüdern. allerdings nur einzeln, nicht als Geschwisterbande.
7. Wei0t du etwas über die Kindheit bzw. das Elternhaus des Betroffenen?
Was vor meiner Geburt war, dass weiß ich natürlich nicht, davon wurde nie gesprochen.
Seine Eltern haben sich also scheiden lassen ( Mutter: selbstständig mit einem Handwerksbetrieb, Vater: Lehrer) Insgesamt ist zumindest meine Mutter immer sehr Leistungsorientiert mit uns umgegangen, Lob gab es selten. Den Vater kenne ich nicht, nur aus ganz frühen Erinnerungen. Er wurde aber regelmäßig abgeholt.
Mein Vater hat sich aber auch sehr gut um ihn gekümmert. Mein Vater war weniger streng als unsere Mutter. Das tat sehr gut!!
8. Liegt ein "extremer Verwahrlosungsgrad" vor?
Ja.
Es ist eine Kleine Wohnung. Das Badezimmer geht noch, Toilette und Wschbecken sind benutzbar, Dusche auch noch, Die Waschmaschine allerdings nicht, denn sie ist rundum eingehüllt von Müll.
Dann gibt es einen großen Wohn/Essraum in dem auch das Bett steht. Direkt nach dem Einzug war ich einige Male dort. ich weiß noch genau wie alles stand.
Leider ist davon nichts mehr zu erkennen. der Müll liegt Hüfthoch, es gibt keine Wege oder ähnliches. kein freies Fleckchen.
Das Gesundheitsamt nennt es eine "Seuchenwohnung".
9. Besteht Verdacht auf selbstgefährdung?
Möglich, er scheint sehr verzweifelt zu sein und das könnte ihn auch ans Äußerste drängen.
Medikamente benötigt er keine.
10. Besteht Verdacht auf Fremdgefährdung, bzw. Gefährdung fremden Eigentums?
Die Wohnung ist unbewohnbar und ziemlich sicher auch von Ungeziefer und Schimmel befallen.
11. Erzähle wonach wir nicht gefragt haben. Wie geht es die im Moment, speziell jetzt? Was gibt es über den Betroffenen noch zu wissen?
Mir geht es schlecht. ich hätte viel eher reagieren müssen, aber ich hab mich hinter meinen Kindern versteckt, die mir ja auch viel abverlangen, aber ich hätte für ihn da sein müssen, denn wir sind Geschwister und ich hab ihn unglaublich lieb. Sowas sagen wir uns aber leider nicht in unserer Familie (also zwischen meinen Eltern und den Geschwistern, Bei meinem Mann und meinen Kindern halten wir das ganz anders! Denn ich habe die Fehler meiner Eltern erkannt und wiederhole die sicher nicht) Mein Bruder ist schon immer sehr sensibel gewesen, hat aber nie über Probleme gesprochen oder so. er ist eher sehr verschlossen und will seine Umgebung nichts von Ihm wissen lassen. vor 10 Jahren gab es eine ähnliche Situation. er ist für 7 Wochen von zu Hause geflohen ohne jemandem was zu sagen und ohne Lebenszeichen. zum Dem Zeitpunkt hat er noch bei meinen Eltern gewohnt. Auch dieses Zimmer was vermüllt und unbewohnbar. Meine Eltern haben es geräumt. ich war zum dem Zeitpunkt sehr mit mir selbst beschäftigt und hatte damit überhaupt gar nichts zutun, Außerdem war ich bereits ausgezogen.
Er kam wieder, weil er kein Geld mehr hatte, das ist zumindest das, was ich davon weiß. Innerhalb der Familie wurde das totgeschwiegen, das kann meine Familie besonders gut, oder vorwurfsvolle Kommentare... Was speziell zwischen meinen Eltern und meinem Bruder besprochen wurde weiß ich nicht.
Ich habe jetzt vor meinen Eltern und vor meinem kleinen Bruder Partei ergriffen für meinen großen Bruder um ihn vor einer Erneuten Räumung seiner Sachen zu beschützen.Ich versuche, dass sie verstehen was passiert ist. Es ist sehr schwierig.
12.Was wünsche ich mir von meinem Besuch hier.
Ich brauche Infos wie wir mit ihm umgehen wenn er wieder da ist, was wir richtig machen können und was wir auf keinen fall tun sollten.
Ich muss meine Eltern entweder überzeugen von meinem Weg oder ich muss sie komplett auf stumm schalten. Sie üben bestimmt viel Druck aus und ich muss das irgendwie verhindern. Wie kann ich ihm helfen, selbst wenn er gar keine Hilfe will??
Ich mache mir wirklich große vorwürfe und noch viel größere Sorgen. Er weiß, dass morgen das Gesundheitsamt um die Wohnung anzusehen, die unternehmen ersteinmal gar nichts. Sollte ich einfach auch dahin? Was wird passieren wenn er nicht da ist?