Liebe numi,
Du kannst Dir gar nicht vorstellen, was Dein Posting alles bei mir ausgelöst hat, jeder Satz von Dir ein Volltreffer.
Ich bin nie auf die Idee gekommen, er könnte traumatisiert sein, aber das erklärt soviele Verhaltensweisen von ihm. Ich habe zwar schon oft das Wort "Gehirnwäsche" verwendet, wenn ich sein Verhalten beschrieben habe, aber Dein Posting hat mir da wirklich die Augen geöffnet. Irgendwie setzen sich gerade alle unsere Probleme neu und anders zusammen, und ich bin in keinster Weise mehr sauer, sondern schwer betroffen.
Er behauptet, er hätte eine sehr, sehr glückliche Kindheit gehabt. Allerdings sind mir ein paar Fakten aus seiner Kindheit und Jugend bekannt, die mit einer glücklichen Kindheit nicht wirklich zu vereinbaren sind. Auch meint er, dass seine Mutter und noch einige andere Leute (die genauen Familienverhältnisse sind sehr kompliziert) "früher" ganz anders gewesen wären, früher wären diese Personen ausgesprochen gute und liebevolle Menschen gewesen. Warum sich diese Menschen so geändert haben (dass sie heute nicht mehr als "gute Menschen" bezeichnen sind, steht sogar für ihn außer Frage) ist ihm nicht erklärbar. Die Charakteränderung aller dieser Menschen hat sich kurz ehe ich meinen Mann kennenlernte zugetragen.
Er nimmt mich als Schutzschild gegen seine Mutter, für mich war es immer so, dass er sich auf die Seite seiner Mutter stellt, aber das tut er gar nicht. Er steht hinter mir und versucht sich da zu verstecken, weil er Angst hat.
Wenn ich ihm vorgeworfen habe, dass er alles täte, was sie will, meinte er immer, das wäre nicht so. Er würde schließlich mit mir leben und nicht wie von seiner Mutter gewünscht mit ihr. Und dass er mich nur heimlich anruft, wenn er bei ihr ist und ähnlich Dinge, wären ja Kleinigkeiten ... das hat mich ja immer tierisch genervt, aber beginne zu verstehen, dass er nicht anders kann, aber gerne anders würde. Und warum Streits über sie immer so frustrierend fruchtlos waren. Typischerweise ist es so, dass seine Mutter irgendwas will und er hüpft und mich das tierisch nervt, weil er dafür Absprachen/Termine o.ä. mit mir einfach ignoriert oder platzen lässt. Wir sind vor einiger Zeit ein paar 100 km weggezogen, das hat diese Situation natürlich entscheidend verbessert, weil er einfach nicht mehr kommen kann, wenn sie anruft und dringendst irgendetwas gemacht bekommen muss. Und ich habe es nie verstanden, warum er mit so einer Liebe an ihr hängt, weil ich die ganzen Jahre noch nie erlebt habe, dass sie zu ihm auch nur in Ansätzen nett oder freundlich gewesen wäre, sich für ihn als Mensch interessiert hätte oder ihm in irgendeiner Weise gut getan hätte. Es geht immer nur darum, was er für sie tun muss.
Ein besonderer Aufreger, wenn sie damals "Rechte" gehabt hätte, wäre das für meinen Mann wohl sehr schlimm ausgegangen:
Mein Mann ist vor ein paar Jahren recht dramatisch auf eine Intensivstation verfrachtet worden und lag einige Zeit im Koma. Als klar war, dass er vermutlich die Geschichte gut überstehen wird, habe ich seine Mutter und den Rest der Familie darüber ausführlich informiert und sie gebeten und es auch medizinisch eindeutig begründet, nichts zu unternehmen, ihn vorerst auch nicht zu besuchen. Ich habe versichert, dass ich seine Mutter sofort informieren werde, sobald er wieder bei Bewusstsein und ansprechbar ist, dann könnte sie ihn auch sofort besuchen. Na, ratet mal? Seine Mutter stürmte sofort das Krankenhaus, um ihn aus den Fängen der Schulmedizin zu befreien und ihn in ein esoterisches Dingsbums verlegen zu lassen. Alternativ wollte sie ihn selbst heimlich auf der Intensivstation mit viel besseren Medikamenten behandeln. Allerdings biss sie da (Dank an das Krankenhaus, ich hatte so etwas ähnliches schon befürchtet und Besuche untersagt) auf Granit, da sie und auch sonstige von ihr alarmierte Verwandte nicht hereingelassen wurden. Daraufhin hat sie alles versucht um ihre "Rechte an meinem Sohn" (ich zitiere) einzufordern. Ich erinnere mich mit Grauen an die E-Mails, die mir (bzw. später an meinen Mann) von diversen Leuten (darunter sein Chef, Arbeitskollegen, Kunden) weitergeleitet wurden. Da ich blöderweise dem Krankenhaus gesagt hatte, sie sollten seine Mutter informieren, wenn er wieder bei Bewusstsein ist, und dann dürfte sie auch rein, stand seine Mutter ein, zwei Stunden, nachdem er wieder bei Bewusstsein war vor ihm und wollte von ihm Unterschriften unter von ihr mitgebrachte Formulare, dass die medizinische und finanzielle Sorge ausschließlich bei ihr läge "schließlich bin ich die Mutter" und verlangte von ihm die Scheidung von mir, da sie diese Ehe nicht weiter duldet. Danach, wie es ihm geht oder so hat sie nicht gefragt, es ging ihr lediglich um ihr "Recht". Verständnis dafür, dass mein Mann schwerkrank war und in diesem Zustand wirklich nicht mit solchem Mist behelligt werden sollte, hatte sie Null. Mein Verständnis dafür, dass er da mal wieder meinte, sie meinte es halt nur gut mit ihm und hätte sich halt Sorgen gemacht, ging ebenfalls gegen Null. herrje, ich höre jetzt besser auf zu Schreiben, ich sitz schon wieder auf der Palme.
Danke nochmal für Deine klaren Gedanken, meine sind gerade reichlich wirr!