Hallo, ihr Lieben! :)
Ich konnte mich heute endlich dazu entschließen, mich hier anzumelden.
Ich bin 20 Jahre jung und habe schon mein Leben lang mit psychischen Problemen zu kämpfen. Das Messie-Problem nahm ich lange gar nicht als solches wahr. Direkt an meinem 18. Geburtstag zog ich fluchtartig von Zuhause aus. In dem kleinen Zimmer, das ich nun bewohnte, herrschte stets ein großes Chaos. Ich hatte damals keine Freunde, die mich hätten besuchen können und war auch sonst sehr depressiv. Meine Gedanken zu der Unordnung waren in etwa: "Ach, das bisschen Müll, das ist doch nicht so wild!" - Es war mir einfach egal.
Schwieriger wurde es, als ich ein paar Tage lang unentschuldigt auf der Arbeit fehlte - meine Chefin begann, sich Sorgen zu machen. Da ich auf Anrufe etc. nicht reagierte, sprach sie in der Angst, ich hätte mir etwas angetan,. mit dem Hausmeister, der dann meine Zimmertür öffnete, während ich noch im Bett lag und schlief.
Die Reaktion von Hausmeister und Chefin überzeugte mich dann davon, dass das mit der Unordnung wohl nicht mehr ganz so normal war. Ändern tat ich trotzdem nichts. Mir fehlte einfach die Kraft. Und wozu sollte ich auch aufräumen? Kam doch eh niemand vorbei! Und nur für mich allein Ordnung zu schaffen, war ich mir nicht wert.
Nachdem ich aufgrund meiner psychischen Krankheiten für meine damaligen Lebensabschnittsgefährtin nicht mehr tragbar war und sie sich von mir getrennt hatte, brach ich völlig zusammen. Ich sah ein, dass ich nicht in der Lage war, allein zu wohnen. Die Ausbildung brach ich Hals über Kopf ab und zog zu einer Bekannten, die gerade ein WG-Zimmer zu vermieten hatte. Die Arme! In meinem kranken Kopf dachte ich mir, sie würde mir helfen, in ihr und ihrem Freund sah ich eine Art "Elternersatz".
Gott sei Dank merkte meine Bekannte recht schnell, dass ich "nicht ganz normal" war. Ich hatte starke Schwierigkeiten damit, Ordnung zu halten und vermüllte einfach alles. Außerdem bekam ich Panik, wenn sie Besuch hatte und verließ dann mein Zimmer einfach nicht mehr oder bekam Heulkrämpfe, wenn sie an der Tür klopfte.
Noch während des einmonatigen Probewohnens zog sie einen Schlussstrich und setzte mich vor die Tür. Gut für sie!
Für mich eher weniger. Ich wusste nicht, wohin und ging erstmal zu einem Freund in eine gut 500km entfernte Großstadt. Eigentlich nur für ein paar Tage, als Übergangslösung - ich blieb dann ein Jahr, denn aus ihm und mir war ein Paar geworden.
Ende 2012 fand er dann einen Arbeitsplatz an der Ostsee und wir suchten uns hier zusammen eine Wohnung. Natürlich war ihm mein "Ordnungsproblem" schon aufgefallen, aber er liebte mich nun mal und nahm mir mein "Ich werde mich ganz sicher ändern!" oder "Ich gebe ja mein Bestes!" immer wieder aufs Neue ab.
Ein halbes Jahr später hatte sich die Situation immer noch nicht geändert. Er hielt es nicht mehr aus, verließ mich und zog aus.
Danach vermüllte ich die Wohnung immer mehr. Die Küche war bald nicht mehr nutzbar, in der Spüle wohnten die Maden, im ehemaligen Schlafzimmer stapelte sich endlos Müll und Dreck.
Da ich allein die Wohnung nicht halten konnte (sie war zu groß & zu teuer und ich galt seit Abbruch der Ausbildung als arbeitsunfähig), musste ich ausziehen.
Ich fand ein WG-Zimmer bei Leuten, die von meinen Krankheiten nichts wussten.
Die Wohnungsübergabe war eine Katastrophe. Ich hatte es nicht geschafft, die Wohnung ordentlich zu machen oder mir Hilfe zu holen und so musste der Vermieter eine Firma damit beauftragen. Die Kosten, die dabei entstanden sind, waren immens, ich zahle sie in den nächsten Jahren ab.
In dem WG-Zimmer lebe ich jetzt seit einem halben Jahr. Natürlich hat meine Mitbewohnerin mittlerweile mitbekommen, dass bei mir was nicht ganz richtig ist. Wo ich war, hinterließ ich Chaos. Sie machte den Fehler, hinter mir herzuräumen, was das Ganze nicht besser machte.
Schließlich reichte es ihr und stellte mich vor die Wahl: Entweder, ich hole mir Hilfe oder sie schmeißt mich raus.
Also stehe ich auf der Warteliste für eine ambulante Betreuung und bin in Therapie und in einer Selbsthilfegruppe. Und jetzt in diesem Forum. Vermutlich ist das schon mal was.
Hoffe ich.