Hallo allerseits,
seit längerem lese ich bereits hier im Forum mit...ich hoffe, es ist in Ordnung, dass mein erster Beitrag gleich über mich handelt. Nennt mich einfach quoriswasser; ich mag den Namen, obwohl ich nicht wirklich weiß, was er ausdrücken soll.
Um es kurz zu machen: Ich bin echt verzweifelt. Meist unterscheide ich immer zwischen Chaos und dem absoluten Chaos, einem Zustand, in dem man schlicht und ergreifend zusammenbricht, nicht weiß, wo vorne und hinten ist und wie ein Käfer auf dem Rücken liegt, herumzappelt, und nichts passiert. Chaos und absolutes Chaos zieht sich durch mein ganzes Leben. Ich bin 24, meine Zimmer in den WGs..nunja, Müllhalden waren es. Bei meinem ersten Auszug (nach zwei Jahren, gewohnt habe ich auf 12 m²) habe ich sechzehn Müllsäcken vollgemacht. Um dem nochmal zu entgehen, habe ich versucht, die Zahl meiner Dinge knallhart zu reduzieren. Jetzt lebe ich derartig spartanisch, dass ich meine Sachen in einen Rucksack und zwei Fahrradtaschen packe und mit einem Fahrrad umziehen kann. Trotzdem bricht das Chaos aus: Es entsteht einfach. Ich weiß nicht wie.
Und dann, ja, dann ist ja all das, was ich liebevoll "Lebensorganisation" nenne, Pass, Krankenversicherung, Arztbesuche, all der große und kleine Alltag. Bei mir bricht er einmal nach dem anderen zusammen. Das begann bereits zu jenen Zeiten, als ich noch bei meinen Eltern gelebt habe. Auch während meines Bachelorstudiums habe ich Unsummen meines Geldes für zu spät abgegebene Bücher oder schlicht für verlorene Sachen ausgegeben. Einen Personalausweis habe ich seit 2010 nicht mehr. Im Studium kam ich seltsamerweise immer bestens zurecht und habe eifrig strukturiert, quasi mein Chaos im begrenzten Rahmen gehalten und genutzt. Eine Praktikumsbescheinigung fand sich mal in der Bücherei wieder, von einer Angestellten gefunden. Meine Abschlusszeugnisse liegen mal dort, mal da. Wichtige Dokumente, einfach irgendwie im Nirgendwo. Kleidungsstücke, naja, darüber reden wir mal nicht.
Vor rund einem halben Jahr hat sich meine Lage verschärft. Zum Masterstudium bin ich nach Dänemark gegangen. Mir fiel es schwer, dort Anschluss zu finden und im Ausland leben erfordert auch eine gewisse Organisation. Die sehr wichtige Krankenversicherungskarte habe ich erst vor kurzem beantragt und erhalten. Finanziell habe ich mich mit Dänemark deutlich übernommen. Irgendwie...ich weiß auch nicht, irgendwie lasse ich mich jedes Mal übers das Ohr hauen, unfähig, nein zu sagen. Knapp tausend Euro habe ich verloren, da sie in meiner ersten Wohnung in Dänemark als Kaution einbehalten wurden - "professional painting". An sich war das im Vertrag auch ausgemacht. Habe ich den gecheckt? Nein. Nein, ich hüpfe einfach in Situationen hinein, tue so, das alles klappt und hoffe, es geht irgendwie. Aber es geht nicht mehr irgendwie, auch finanziell. Das jetzige Zimmer habe ich für zwei Monate. Alles lasse ich mir gefallen, jetzt wohne ich in einem Durchgangszimmer zur Toilette. Und mittendrin - Chaos. Chaos. Chaos.
Klar, depressiv bin ich, vielleicht, keinen Plan, ich hasse dieses Kategoriedenken der Medizin und Psychologie. Drei Wochen Psychiatrie habe ich bereits 2009 hinter mir gebracht. Ach, und wenn irgendetwas schief läuft, haue ich ab, sprenge ich den Laden. Drei Wochen mit 14 von zu Hause abgehauen, nachdem ich Zeugnisse und Schulnoten gefälscht habe. Dann, später, das Chaos beim Zensus, der Volkszählung, an der ich teilgenommen habe, wo in meinem Zimmer hochsensible Daten von über zweihundert Leuten herumlagen, bis ich die eines Tages in einen dicken Karton gepackt habe, vor die Statistikstelle gestellt habe und einfach abgehauen bin. Zwei Tage später begann mein Auslandsaufenthalt in Finnland.
Vor rund zwei Wochen habe ich meine gesamten Unterlagen (Pass, KV-Karte usw.) in Deutschland verloren, sie sind noch nicht wieder aufgetaucht. Meine Freundin hat für das Wochenende, ihr Geburtstag, extra ein Hotel in Hamburg gebucht. Ich weiß nicht, wie ich dahin soll. Ich weiß es nicht. Obwohl der Termin seit fast drei Monaten schon feststeht, habe ich mich nicht um eine Hinfahrt gekümmert. Jetzt habe ich noch nicht mal fünf Euro, Geld kommt erst am 10. drauf. Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll. Ich bin verzweifelt. Absolutes Chaos, ja, das gabs schon immer, diesmal aber ist es eine Stufe härter. Seit zwei Jahren bin ich mit ihr zusammen, eine schöne, tolle Beziehung, ein klasse Mädel, aber das Chaos sprengt auch hier die Beziehung...oder droht sie zumindest und ich denke darüber nach, alles zu beenden.
Manchmal bin ich auch supererschöpft über mich selbst...ständig irgendwelche Ideen, da mal was, da mal was anfangen, irgendwo was verändern...mein Kopf schläft selten, er rast kreuz und quer durch die Welt und ich weiß, mir tut das nicht gut, gar nicht gut. Ich habe irgendwie Angst. Und könnte jeden Moment losheulen, auch in den Uni-Veranstaltungen.
Hoffentlich habt ihr das alles verstehen können...naja...dankeschön :-) Und entschuldigt, dass ich mich bisher nicht im Forum beteiligt habe und gleich so egoistisch beginne.