Liebes Forum,
Ich habe mich hier angemeldet, weil ich lesen konnte, dass ihr hier viele tolle Unterstützung gebt. Ich weiß nicht mehr was ich tun soll. Vor fast 6 Jahren habe ich meinen Partner kennen gelernt. Er war 46 Jahre und bereits Erwerbsunfähig aufgrund Depressionen/ Zwangsstörung. Für mich war es ok, denn ich hatte selber lange psychische Probleme (Essstörung) und kann damit umgehen. Er hatte lange Therapie hinter sich als wir zusammen gekommen sind und ich merkte auch wenig von seinen Problemen. Er hatte einen 450€ Job, der ihm Spaß gemacht hat. Finanziell ist er gut aufgestellt, was mir egal war aber zumindest nicht unwichtig. Als Corona begann, hat er den 450€ Job verloren weil der Arbeitgeber sich neu aufstellen musste. Auch das war nicht weiter schlimm. Er war zu der Zeit fast durchgehen bei mir, seine Wohnung (Eigentum) kenne ich bis heute nicht, angeblich weil noch Sachen von der EX in der Wohnung sind. Seine Heimat ist auf dem Land ich lebe in der Stadt. Er hasst es in der Stadt und auch ich würde sofort aufs Land ziehen, wo er sich auch viel wohler fühlt und wo seine Familie lebt zu der wir ein tolles Verständnis haben und fast jedes Wochenende sind. Nachdem er den Job verloren hatte fing es langsam an. Manche Dinge sollte ich stehen lassen, Kartons mit Verpackungsmüll, eine große Backform in der Kuchen gebacken wurde… Nach und nach wurde Verpackungsmüll nicht weg geworfen, weil er sich schwer tut dies weg zu werfen. Ich konnte aber noch den Geschirrspüler ein und ausräumen, Staubsaugen, kochen. Irgendwann ging auch das nicht mehr. Er war zu Hause und sagte er kümmert sich darum, er schafft es aber nicht. Mittlerweile liegt die Küche voll mit Umverpackung, der Herd liegt voll, man kann nicht mehr kochen. Auf dem Sofa liegen Verpackungen von Chips, Bonbontüten, Pralinenschachteln. Der Boden steht voll mit leeren Flaschen. Papiere liegen auf kleinen Haufen sortiert auf dem Boden. Staub saugt er seit ca einem halben Jahr nicht mehr und ich „darf“ es auch nicht. Vor Wochen ist ein Aschenbecher umgefallen von draußen in den Wohnungseingang, er kann es nicht weg saugen. Seine Klamotten kann er nicht waschen, ich bin froh über jeder T-Shirt, jede Unterhose die ich mal mitwachsen darf. Der Müll und Staub wird immer mehr und ich kann niemanden mehr bei mir rein lassen. Freunden muss ich sagen, es geht bei mir nicht. Meine Schwester hat was rum gebracht und wollte auf Klo, ich hab sie zu meinen Eltern geschickt, die unten im Haus wohnen. Meinen Eltern habe ich den Schlüssel abgenommen, damit sie nicht bei uns rein gehen wenn wir im Urlaub sind. Ich weiß nicht mehr was ich tun soll. Ich ekle mich in meiner eigenen Wohnung. Bad putze ich weiter, Schlafzimmer ist ok und mein Ankleidezimmer ist „mein“ Raum. Es stinkt nicht, keine Essensreste o.ä. Die Verpackungen sind sauber. Er weiß, dass das alles Müll ist und er will es los werden aber es ist eine Qual ihn zu beobachten wenn er was weg wirft. Er schaut sich den Müll von allen Seiten an. Muss manchmal abbrechen, weil das Ritual durch irgendwas gestört wurde und beginnt von vorne sich das Teil in der Hand anzusehen, zu sagen dass es Müll ist, bis er es fallen lassen kann im Eimer. Zwei Jahre wird es jetzt immer schlimmer. Ich habe ihn zur Hypnose begleitet und es half auch kurze Zeit ein wenig und er war motiviert. Dann verlor er diese Motivation wieder und wir ließen es sein, weil es auch recht teuer war. Ansprechen darf ich nichts und er sagt nur er wisse dass er was tun muss und er sei ja dabei. Wenn er mal 3 Tage was macht, dann ist er danach wieder 2 Wochen Untätigkeit. Sage ich was, behauptet er, er habe was getan - da sind dann aber tatsächlich nur zwei Schnipsel im Müll gelandet. Wichtig zu schreiben ist sicher dass der Ursprung dafür, dass alles wieder so schlimm wurde ist, dass seit 2017 mehrfach in sein leerstehendes Haus auf dem Land eingebrochen wurde. Das Haus ist sein Traum und wir planen auch es irgendwann fertig zu machen und dort zu leben. Aktuell, bis es zeitlich und finanziell machbar ist, steht es leer in ziemlicher Alleinlage. Er hatte es schon mal fertig und daher lagern dort auch ein paar private Dinge mit emotionalem Wert. Die Einbrecher haben Dinge von ihm mitgenommen und Dinge zerstört. Das löste ein Trauma aus. Ja, auch vor dem allen, auch vor unserer Beziehung hatte er Probleme Dinge weg zu werfen. Er hatte eine Zwangsstörung und musste immer genau prüfen wenn er was weg wirft ob sich nicht doch irgendwas von Wert im Müll versteckt. Aber er hatte das im Griff und konnte auch die Psychopharmaka absetzen 2012. Die Einbrüche sind Schuld, dass es bei mir nun vermüllt ist sagt er. Der Jobverlust, Corona und die Folgen verschlimmerten alles. Manchmal sage ich, dass er notfalls wieder zu seinem Neurologen muss, ggf wieder Psychopharmaka oder Therapie. Er sagt, nein das bekommt er so hin. Ich soll ihn nicht bedrängen. Er verspricht bis dann und dann schafft er das, die Daten hält er natürlich nie ein. Er macht viele Pläne für die Zukunft, er hat noch andere Baustellen, die immer wichtiger sind, bei denen ich ihm allerdings immer helfe. Alleine macht er nichts mehr. Er ist entweder zu Hause oder wir sind zusammen unterwegs. Ich habe einen guten Job und arbeite seit Corona fast ausschließlich zu Hause. Das macht es nicht leichter das alles zu ertragen. Ich will ihm helfen aber er lässt mich nicht wirklich. Wenn ich sage, dass ich unglücklich bin wird er sauer. Sagt ich soll mich bei den Einbrechern bedanken und sagt ich soll ihn nicht unter Druck setzen. Er sagt oft, dass wenn ich ihn unglücklich mache, er jetzt alles aufräumt und mich dann verlässt. Wenn ich mal ganz sauer bin, dann sage ich daraufhin, dass wenn er meint mich verlassen zu müssen, weil ich ihn bitte meine Wohnung wieder in Ordnung zu bringen, er gleich gehen muss. Ich bekomme die Wohnung schon an einem Tag sauber wenn er weg ist. Aber ich drohe nie mit Trennung. Ich sage immer ich bin für ihn da und helfe ihm. Er zeigt mir aber einfach nicht, dass er wirklich was ändern kann. Ich überlege was ich tun kann. Wir haben eine psychosoziale Hotline von der Firma aus und ich saß oft schon vor dem Telefon und überlege ob ich dort anrufen soll. Aber wann? Er ist immer zu Hause! Wenn ich sage wir müssen sonst nochmal zum Neurologen, dann sagt er „mal sehen“. Kann ich was tun? Hat jemand irgendeinen Rat für mich? Ich bin langsam verzweifelt. Ist er ein Messie oder hat er eine Zwangsstörung oder ist Messieverhalten eine Zwangsstörung? Ihn raus werfen wäre einfach aber ist keine Option derzeit. Ich halte es noch aus und habe Hoffnung und will ihm helfen. Danke, dass ich hier mal alles los werden konnte und ich freue mich über jede Reaktion, Erfahrungen und Tipps. Ihr dürft auch bedingungslos ehrlich sein, falls ich zu naiv bin was meine Hoffnung angeht, dass wir das hin bekommen. Liebe Grüße!