Hallo ihr Lieben,
ich bin ganz neu hier im Forum und auch mit dem Thema Messie allgemein habe ich noch nicht so viel Erfahrung.
Kurz meine Lage: ich war schon immer relativ chaotisch im Haushalt (mit relativ hohem Perfektionismus-Anteil in anderen Bereichen), seit ca. Anfang 2021 ist es aber leider extreem geworden und ich lasse seitdem niemanden mehr in meine Wohnung aus Scham. Entstanden ist das große Chaos wohl während einer Depression und damit verbundenem Antriebsmangel. Mittlerweile bin ich aus der Depri raus, habe aber einige stressige Monate hinter mir, in denen mir schlicht und ergreifend Zeit und Energie fehlten um meine Wohnung wieder in Ordnung zu bringen. So langsam schwant mir aber, dass Zeit- und Ernergiemangel nicht meine einzigen Probleme sind, denn inzwischen hätte ich eigentlich genügend Gelegenheit gehabt wieder klar Schiff zu machen, aber sämtliche selbst gesetzte Ultimaten vertreichen und ich scheitere immer wieder an meinen Vorhaben aufzuräumen, was mir viel Frust und Enttäuschung bringt und mich belastet.
Ich beschreibe mal meine Situation und würde mich über eine Einschätzung freuen, inwieweit Messie-Syndrom passend klingt.
Der Leidensdruck wird immer größer, denn ich fühle mich überhaupt nicht mehr wohl in meiner Wohnung (obwohl es ein so wichtiger Rückzugsort für mich ist), ich habe das Gefühl, dass das ganze Chaos unglaublich viel Energie zieht, es beeinträchtigt mein soziales Leben und ich bin auch eingeschränkt zum Beispiel was die Nutzung der Küche angeht.
Der Gedanke daran was alles zu tun ist in meiner Wohnung stresst und lähmt mich sehr und ich weiß nicht, wie ich das alles schaffen soll. Gleichzeitig ist ein enormer Wunsch da mich endlich zu befreien und wieder eine normale, schöne Wohnung zu haben. Auch möchte ich meinen Besitz gerne drastisch reduzieren und Ballast loswerden, es fällt mir aber teilweise schwer mich von Dingen zu trennen, und die vielen Entscheidungen zu treffen, was mit den Dingen passieren soll (möchte vieles nicht einfach wegwerfen).
Mein Problem ist nicht, dass ich bestimmte Dinge sammle, sondern dass mein Haushalt einfach unglaublich extrem vernachlässigt ist plus Riesen Chaos, d.h. es fliegt alles durch die Gegend, Boden &Tisch sind voll, so dass ich mich nicht normal bewegen kann, es ist sehr dreckig, die Küchenzeile ist so voll, dass man sie kaum nutzen kann, das Waschbecken ist richtig richtig eklig, es gibt schimmliges Geschirr und es fällt mir schwer maintenance-Aufgaben durchzuführen wie z.B. Müll regelmäßig raus bringen, Klo putzen, Wäsche waschen, Bett beziehen etc. dabei ist meine Wohnung nur 21 qm groß, das Chaos und der Leidensdruck sind aber wirklich enorm.
Ich habe das Gefühl, dass mir alles viel leichter fallen würde, wenn meine Wohnung in Ordnung wäre und ich mich wohl fühlen würde, also dass mir dann auch Haushalt-Aufgaben wieder viel einfacher von der Hand gehen würden. Jetzt gibt es ein starkes Vermeidungsverhalten von meiner Seite um auch nicht so sehr mit dem belastenden Anblick konfrontiert zu sein (wie ein Scheuklappen- oder Tunnelblick, also dass ich sehr vermeide mich um- oder genau hinzukucken; manchmal vermeide ich sogar den Aufenthalt in meiner Wohnung, kennt ihr sowas??)
Ich habe schon seit längerem einen Therapeuten (aus anderen Gründen), er ist jetzt seit einigen Wochen endlich eingeweiht, was mich sehr viel Überwindung gekostet hat. Zum Glück hat er nicht-wertend und unterstützend reagiert, wir haben Hausaufgaben verabredet (Glasmüll wegbringen, alle leeren Verpackungen wegschmeißen, Badezimmerboden aufräumen), was mir wirklich gut geholfen hat, weil wir eine wirkungsvolle therapeutische Beziehung haben (wenn er sagt 'Ich würde mich freuen, wenn Sie bis nächste Stunde xy erledigt haben' hat es eine große motivierende Wirkung auf mich). Leider haben wir nach dieser einen Hausaufgabe meine Wohnung wieder aus den Augen verloren, ich möchte es aber jetzt ab demnächst wirklich priorisieren und zum Hauptfokus machen, denn ich habe das Gefühl, dass ich alleine nicht mehr mit meiner Wohnung fertig werde. Wenn jemand positive Therapieerfahrung hat und entsprechende Tipps, gerne her damit!
Ansonsten würde es mir glaube ich echt gut tun und mir Erleichterung bringen mich mit ähnlich Betroffenen mal austauschen zu können, denn bei 'Normalos' empfinde ich schon ziemlich große (unüberwindbare?) Hemmungen..
Auch möchte ich gerne mehr lernen zu den Hintergründen und Ursachen vom Messie-Syndrom um meine Situation besser verstehen und gezielter ins Handeln kommen zu können.
Aus diesem Grund: Kann mir jemand eine (online) Selbsthilfegruppe empfehlen? Auch Links, Buchempfehlungen o.ä. sind willkommen.
Ich will es jetzt wirklich angehen und auch schaffen! Dadurch dass der Messie-Zustand noch nicht allzu lange vorherrscht, meine Wohnung nicht so groß ist und ich mir jetzt wirklich Zeit und Ruhe nehmen möchte für meine Baustellen (Aufräumen in der Wohnung und auch im Kopf ohne Zeitdruck), habe ich jüngst etwas Hoffnung und Zuversicht entwickeln können, dass es möglich ist (hoffe ich..!). Ich denke aber es wird ein sehr anstrengender und steiniger Weg und ich habe auch ein bisschen Angst ihn zu beginnen...
Soweit erst mal! Danke fürs Lesen.
Liebe Grüße,
KleineRatte
P.S.: Ich befinde mich derzeit in dem Diagnostikprozess für eine mögliche Autismusspektrumstörung (ASS). Wenn jemand dazu etwas sagen kann (Zusammenhang Asperger und 'Messie' (shutdowns, overloads, Störung der Exekutivfunktionen), sehr gerne hier oder via PN melden!