Hallo, Ihre Lieben!
Hier geht's um meinen Bruder und seine Familie - Frau und zwei Kinder, eins fünf Jahre alt, das andere neu geboren.
Ich bin nicht sicher, ob es sich bei meiner Schwägerin um einen Messie im eigentlichen Sinn handelt: Sie sammelt im Grunde nichts. Die Wohnung ist nur vollkommen chaotisch und dreckig. Das war die letzte Wohnung schon: Die Zimmer waren voll mit leeren Kartons, vollen Müllsäcken (die ich und anderer Besuch regelmäßig mitnahmen, wenn wir wieder gingen; die beiden waren irgendwie nicht in der Lage, die Tüten zum Container zu bringen) und Kram, Kram, Kram. Auf dem Esstisch: Taschentücher, ein Teller mit angebissenem Kuchen, ein Bilderbuch, zwei Spiele, drei gebrauchte Gläser, ein Glas Hustensaft, zwei Schnuller, ein Laptop, drei leere und eine halbvolle Flasche Spezi, ein Telefon, Katzenspielzeug, Kugelschreiber, Zeitschriften ... Am Abstellraum schraubten sie irgendwann die Türklinke ab, damit niemand mehr hinein kam. Ich schob das alles damals auf die beengten Wohnverhältnisse.
Jetzt jedoch sind sie umgezogen in ein neues (altes) Haus. Beim Umzug entrümpelten sie sehr - ohne Zwang und offenbar auch problemlos. Ich war verblüfft, wie viel in dieser kleinen Wohnung Platz gehabt hatte ...Aber das neue Haus ist (nach eineinhalb Jahren) schon wieder voll. Es werden ständig neue Möbel gekauft ("Die waren grad günstig!"), die dann keinen Platz haben und irgendwo reingezwängt werden. Obwohl eine Speisekammer vorhanden ist (ob die voll oder leer ist, weiß ich nicht), stapeln sich auf den Küchenmöbeln nach wie vor Lebensmittel - frisch gekauft, angebrochen oder auch leere Verpackungen. (Gekocht wird übrigens fast ausschließlich mit Fertigprodukten oder Aufgewärmtes von meiner Mutter.) Wenn meine Schwägerin von ihrer Hausarbeit erzählt, ist sie angeblich ununterbrochen am Wäsche waschen - dennoch türmen sich im Keller und im Badezimmer Wäscheberge, dass ich mich frage, ob die Familie überhaupt noch was in den Schränken hat. Ob sie wirklich ständig wäscht oder es nur behauptet - ich kann es nicht beurteilen. Die ganze Familie ist immer sehr gepflegt angezogen; die Sachen sind immer sauber (oder neu).
Die Renovierung des neuen (alten) Hauses ist noch nicht abgeschlossen. Das verfälscht den Eindruck sicherlich: Im Erdgeschoss ist nur Küche/Esszimmer nutzbar, im Obergeschoss Schlafzimmer, ein Kinderzimmer (das Baby schläft bei den Eltern, das andere Kinderzimmer ist zwar renoviert, aber voll mit Gerümpel) und das Badezimmer. Überall Bauschutt und -material - aber auch DAS scheint nicht weniger zu werden. Leere Zementsäcke liegen wochenlang im Flur, zusammengekehrte Sandhäufchen werden nicht weggeräumt. In der EIGENTLICH fertigen Küche - in der meine Schwägerin drauf besteht, dass die Schuhe ausgezogen werden -, klebt der Fußboden, der Tisch sieht aus wie in der alten Wohnung. Alle Fensterbretter sind voll mit Dingen, die man wegräumen oder wegwerfen könnte. Das dort aufgestellte Katzenklo (zwei Wohnungskatzen) läuft über, der Ausguss ist verstopft mit Essensresten der letzten drei Tage. Übrigens steht noch ein kleiner Christbaum dort (wir haben bekanntlich Juni). Das Kinderzimmer ist relativ ordentlich - bis auf die Wäsche, die sich auch dort türmt.
Mit den beiden zu reden, ganz ehrlich: Wir trauen uns nicht. Meine Schwägerin ist höchst sensibel und fühlt sich sofort angegriffen. Hin und wieder machen wir Andeutungen meinem Bruder gegenüber - der wiegelt ab und hat immer Ausreden: die Baustelle ... das Baby ... Das wird schon. Irgendwann. Würden wir es meiner Schwägerin gegenüber konkret ansprechen, wäre das das Aus für die Beziehung zwischen uns. Sie verträgt keinerlei Kritik. Helfen lässt sie sich nicht. Wenn wir auch nur einen Abfallsack mitnehmen, ohne vorher zu fragen, flippt sie aus. Sie selbst verbringt den Tag zwischen Telefon und Nachbarinnen-Plausch. Mein Bruder ist mit Vollzeitjob und Hausrenovierung völlig ausgelastet - obwohl er sicherlich nicht unschuldig an der Situation ist: Erst kürzlich fuhr er zweihundert Kilometer weit, weil dort jemand ein günstiges Aquarium verkaufte. Als ich fragte, was mit dem alten Aquarium geschehe, war die Antwort: "Das heben wir auf. Können wir sicher noch brauchen."
Nun die Frage: Was tun? Ich hab Angst um die Kinder und auch davor, dass meine Schwägerin irgendwann einfach den Löffel hinschmeißt. Ihre Nerven liegen ständig blank.
Mein Vater, der jedes Wochenende bei der Renovierung hilft und der inzwischen auch schon völlig frustriert ist, weil nichts vorwärts geht (ursprünglich hätte die Renovierung ein halbes Jahr dauern sollen; inzwischen sind eineinhalb Jahre rum und von einer Fertigstellung kann noch keine Rede sein), sagte heute zu mir, er überlege schon, wer die Kinder aufziehen könne, wenn alles schief geht ... So geht's nicht mehr weiter!
LG
Frikadelle