Hallo Arwen,
da ich selbst ein Kind bin, welches in einem Messie-Haushalt großgeworden ist, bricht es mir das Herz so etwas zu hören.
Die Kinder sollten schnellstens da raus. Das wäre das Beste für die Kinder. Aber darauf gehe ich gleich nochmal ein.
Es ist auf jeden Fall richtig nicht den Familien-Rat einzuberufen.
Ich hatte irgendwann mal aufgeschnappt, dass meine Mutter ein Messie wäre und habe das in meiner kindlichen Unbedarftheit einmal zu ihr gesagt.
Das fand sie logischerweise nicht so toll. Deine Angehörigen werden sich für ihr Messie-Dasein schämen. Du würdest sie durch einen Familien-Rat also nur bloßstellen.
Dadurch könnten sie nicht mehr so gut auf dich eingehen. Sie würden in eine Abwehrhaltung gehen. Dadurch würden sie dich wahrscheinlich eher nicht mehr an sich ranlassen, was dieses Problem betrifft.
Besprich es in Ruhe mit Ihnen. Sag ihnen, dass du dir Sorgen um ihre Kinder machst. Frag sie danach, wie es ihnen damit geht, vllt. was sie denken, woher es kommt, ob sie sich Hilfe wünschen und evtl. schon mal an professionelle Hilfe gedacht haben (du musst dabei sehr behutsam sein, sie dürfen nicht das Gefühl bekommen, dass ihnen etwas vorwirfst. Kleiner Tipp, der in vielen anderen Situationen auch sehr gut hilft: erzähl immer, wie es dir dabei geht, so kommst du besser an sie ran, z. B. "ich habe Angst, dass die Kinder durch die Umstände krank werden könnten oder selbst Probleme bekommen können und das macht mich sehr traurig", also bloß nicht anklagend formulieren).
So und nun zu den Kindern: ich selbst habe dadurch Probleme mit dem Aufräumen und ich bin mit 13 von zuhause weg. Ich arbeite daran und es wird für mich ein ewiger Kampf sein, mein ganzes Leben lang. Daher bin ich auch der Meinung, dass es gut ist, wenn die Kinder so schnell wie möglich da rauskommen. Dies ist vllt hart, aber je älter man wird, desto schwerer ist es sich manches anzutrainieren. Ich habe wohl manche Verhaltensweisen meiner Mutter angenommen und dabei sagt mir mein Freund, dass ich noch lange kein Messie bin. Den Kindern muss es nicht so gehen. Sie sind jung und sollten mit so etwas nicht belastet werden. Das Ganze wirkt sich auf viele Bereiche der Kinder aus. Sie können keine Freunde zum Spielen nach Hause bringen. Das macht es generell schwerer Freundschaften zu schließen und diese zu erhalten. Denn Freunde werden fragen, warum sie einen denn nicht auch mal besuchen können und bei mir war es zumindest so, dass ich mich dafür geschämt habe und Freunden nicht erklären konnte, warum das nicht geht. Bei mir sind damals Freundschaften kaputt gegangen. Außerdem kann es generell schwer werden für die Kinder Freundschaften zu schließen, wenn sie ungepflegt sind. Das kann dazu führen, dass die Kinder unsicher werden und sich zurückziehen, also einsam werden. So sollte das nicht sein. Die Kinder sollten eine Kindheit haben und nicht den Haushalt ihrer Eltern schmeißen müssen. Das ist ziemlich anstrengend für Kinder. Ich kann mich daran erinnnern, dass meine Schwester und ich damals im Alter von 10 Jahren öfter über Selbstmordgedanken gesprochen haben und das ist nicht normal.
Ich habe mittlerweile viel an mir gearbeitet. Ich studiere, bin auch einigermaßen selbstbewusst (naja manchmal bin ich noch etwas unsicher), habe mein Abitur gemacht, eine Ausbildung abgeschlossen. Nur das Problem mit dem Aufräumen hab ich noch. Aber das ist wahrscheinlich eher eine milde Form, wenn ich das höre, was du schilderst.
Wenn du die Möglichkeit hast mit den Kindern mal darüber zu sprechen, wie es ihnen geht, solltest du das tun, möglichst ohne das die Eltern das mitbekommen. Sie werden auf der Seite ihrer Eltern stehen und sie wahrscheinlich auch verteidigen. Aber vllt schaffst du es ja sie aus der Reserve zu locken. Ansonsten würde ich bzgl. den Kindern vorerst nichts weiter unternehmen, als mit ihnen sprechen, solange sie selbst nicht sagen, dass sie von zuhause weg wollen. Aber sie sollten gefragt werden.
Liebe Grüße
Kirsten