Liebe Cinderella, danke für dein Schreiben. Ja, das neue Buch ist da, ich habe noch keine Zeit zum lesen gefunden. Irgendwann habe ich angefangen, meine verstorbenen Freunde zu zählen. Ist nicht gut. Mit einem lieben Freund telefoniere ich täglich. Aber die Themen gehen aus. Ich laufe täglich mit meiner Frau, so sind 2, 2/12 Stunden mit Fahrzeit weg. Wir spielen Gesellschaftsspiele oder Karten. Sind beide ehrgeizig, es geht um nichts. Der befreundete Priester bekam schwere Depressionen, war lange in einer Klinik. Danach hat ihn seine Familie nach Süddeutschland in ein Altersheim gebracht. Mit Reden ist nichts mehr. Ja, meine Frau ist Nachkriegskind, Jugend im Ruhrgebiet verbracht und hat einige Narben über die ich hier nicht berichten will. Mit der kath. Kirche hatte ich ein Riesenproblem. Als verstörter Junge mit Kriegserfahrung habe ich mir die höchste Instanz gewählt. Die Kirche. Mein Religionserziehung bestand, wie ich aus heutig Sicht begreife, aus einem kranken, verstörten Kaplan. Der mir aufgedrückte Gott war ein fürchterlicher Gott. (Es gibt einen Begriff dafür: religiöser Missbrauch). Es gibt hierfür Selbsthilfegruppen. Seinerzeit gab es nur eine, weit weg. Ich war 2 x dort und es war, wie in eine Gruppe liebevoller Freunde eintauchen.
Ich bin ein religiöser Mensch ohne kath. Bodenpersonal, bis ich an den erwähnten Priester kam. Aber zuerst bin ich erst einmal skeptisch der Kirche gegenüber.
Habe ich dir schon geschrieben das ich 1944 nach ein großen Bombenangriff mit meiner Mutter zwangsevakuiert nach Thüringen kam. Mein schwerkranker Vater wurde aus russ. Gefangenschaft nach dort entlassen. Ich kannte in kaum. 47 zurück nach Köln und mit 8 zum ersten Mal in die Schule mit 79 (ähnlich verstörten Kindern) in eine Klasse.
Vieles davon habe ich in EA Gruppen, in langen Nächten Nachdenkens und mit der Gruppe um den Priester aufgearbeitet.
Mit dieser Jugenderfahrung war kein großes Fundament Sicherheit, Vertrauen da.
Mit den Eigenheiten meiner Frau komme ich meisten gut zurecht. Vieles Klammere ich aus. Viele gemeinsame Urlaube, los von allen Problemen, waren gut.
Ich suche ein Gespräch mit einem Therapeuten/in. Vielleicht finde ich Anregungen in dem Buch.
Ich freue mich, wenn dein Name in einer Mail auftaucht. Liebe Cinderella, was wir hier machen, ist für mich sehr emotional und ich denke, dir geht es genau so. Daher nochmals Danke für deine warmherzigen Schreiben.
Ich hatte noch einen Schreibpartner in diesem Forum, zudem habe ich einen längeren Brief gelöscht weil ich den Computer geschlossen habe.
Was habe ich dir, evtl. doppelt geschrieben, aber ich denke, du kommst klar.
Wie geht es dir denn? Bist du die gute Fee die Seelen streichelt?
Liebe Grüße
Mehr Methusalem denn Nomade

Liebe Cinderella, es tut gut, sich mit jemanden austauschen zu können. Danke für die Zeit, die du dir für mich nimmst. Es wärmt ein wenig die Seele. Was mir immer zu denken gibt ist dieses unglaubliche Interesse mein Frau an Psychologie. Ich denke, meine Frau sieht sehr wohl da ihre Defizite. Aber eine Paarberatung liegt in weiter Ferne. Das Buch "schluss mit dem Eiertanz" werde ich mir sofort bestellen. Ich habe 8, 9 Jahre jedes Jahr Exerzitien mit einem Priester gemacht. Es wurde eine Freundschaft und wir sind 3 x zum Skilaufen weg gewesen. Er lebt jetzt in einem Altersheim weit weg und ich bin auch schon uralt. Als Nikname hätte ich Methusalem nehmen sollen. Ein warmherzige, kluger Freund mit dem ich mich per Mail austauschen konnte, ist tot. Die Mails habe ich ausgedruckt und meine Frau ist davon angetan. Ihr Vorschlag- mach ein Buch daraus. Viele Freunde sind tot. Es gibt noch einen älteren Freund mit dem ich fast täglich telefoniere, aber er ist eine Plaudertasche. Über solche Sachen kann ich nicht mit ihm sprechen.
Kennst du noch diese Spielflipper die früher in Gaststätten standen? Man schießt eine Kugel in ein Spielfeld die unabhängig von einem Selbst hin und her geschleudert wird. Irgendwann verschwindet sie dann. Man hat nur sehr geringe Einwirkung auf den Spielverlauf. Manchmal fühle ich mich wie diese Kugel.
Ich meditiere viel. Wir wandern fast täglich so 2 Stunden. Tut gut.
Liebe Grüße
Nomade

Hallo Sybille, danke für deinen Text. Es ist schön zu wissen, das Menschen da sind, die sich bemühen, auf die Probleme seines Mitmenschen einzulassen. Es tut mir gut.
Das Wort "unangreifbar" in meinem Text ist unglücklich gewählt und vielleicht meiner beim Schreiben aufgeregten Situation zuzuschreiben. Ich liebe meine Frau und habe schon 25 Jahre mit ihr verbracht. Diese Situationen sind schleichend eingetreten und immer mehr geworden. Ich habe das nicht bemerkt. Platz ist ja genug da.
Wie geschildert, kaufte meine Frau bestimmt 10, 12 psychologische Vorträge von bekannten Psychologen. (Sie kennt fast alle Namen auf diesem Gebiet). Sie schaute alle Fernsehsendungen auf diesem Gebiet. Sie machte über Monate Fortbildungen Bertelsmann, über 3 Jahre oder länger NLP und anschließend NLP Master. Sie motivierte 2 Frauen, Sonntags morgens mit ihr die Videos anzusehen. (Ist eingeschlafen). Sie hat im Lehrerinnen Kreis NLP Kurse angeboten und geführt. Sie hat viele Videos von "Vera Birkenbihl".
Sie hat mich auch motiviert, vieles mit anzusehen. (War gut).
Wie ich mir überlege, hat meine Frau wahrscheinlich großen Druck, irgendwas an sich zu verändern??
Ich weiß von vornherein, das ein Vorschlag "Therapie" nicht nur nicht ankommt, sondern etwas auslöst, auf das ich es im Moment nicht ankommen lassen will.
Sie ist die Fachfrau.

Es geht noch weiter. Durch sehr schlimme Ereignisse in der Jugend, in einer vorherigen Ehe, ist sie sehr sehr empfindlich. Kränkungen die ihr vor 50 Jahren und länger zugeführt wurden, sind immer präsent, werden in aller Ausführlichkeit geschildert. Sie liest die Emma (ich auch) und die dort geschilderten Artikel sind Wasser auf ihr Mühlen gegen die Männer.
Mehrere Urlaube im Jahr waren Auflockerung, Freude. Da das entfällt, ist der Druck vielleicht noch größer.
Danke, wenn du, jemand ein Paar Worte hat.
Liebe Grüße

ein Nomade, der schon lange kein Nomade mehr ist