Hallo zusammen,
nun steht wieder Weihnachten vor der Tür und einmal mehr ärgere ich mich, dass sich nichts geändert hat.
Meine Mutter ist ein Messie, allerdings nicht im klassischen Sinne. Sie entsorgt den richtigen Hausabfall ganz regulär über die Mülltonne und auch regelmäßig, selbes gilt für Plastikmüll. Naja, die Pappe und alte Zeitungen und Altglas sammeln sich meist erst in größerem Ausmaß, aber auch diese entsorgt sie. Es ist also nicht das Messietum, welches man oft im Fernsehen gezeigt bekommt. Aber: alles andere wird konsequent gehortet und niemals aussortiert oder weggeschmissen.
Zu ihrem Haus gehören auch ein Dachboden, eine Garage und ein Keller. Dachboden und Keller sind so überfüllt mit altem Zeug, dass nur noch schmale Gänge frei sind, durch die man sich durch das Chaos schlängeln kann. An viele der Sachen, die sie alle in Tüten und Kisten in besagten Räumen verwahrt, kommt man gar nicht mehr heran. In der Garage ist für einen Wagen keinen Platz, mit etwas Mühe passt ein Radl in den vorderen Teil, der hintere Teil ist komplett zugestellt mit Sachen, säckeweise alte Kinderklamotten, Gartengeräte, Möbel, die mittlerweile durch die Feuchtigkeit und Witterung angefressen sein dürften und vieles mehr. Leider beschränkt sich dieser Zustand nicht nur auf die Räume, die üblicherweise zum Lagern genutzt werden, sondern auch auf den Wohnraum. Das Wohnzimmer ist bis auf ein paar Stellen noch okay und relativ frei, nur vor den Bücherschränken und unter dem Esstisch stapeln sich Gegenstände auch schon vom Boden an. Auch die Küche ist überwiegend frei, aber verschmutzt mit Schmutz der Haustiere, vor dem sich meine Mutter auch nicht ekelig ist. Geschirr und Tassen lagern in einem offenen Regal und sind voll von dem Schmutz. Viele der Hygienegepflogenheiten würde man wohl als ekelig beschreiben, aber da jeder Mensch eine andere Hygiene betreibt, möchte ich den Tierschmutz mal dahingestellt lassen. Bis auf die Badezimmer, wo sie Toiletten und Duschen mit Sorgfalt sauber hält, ist es generell eher staubig und schmutzig. Es gibt auch viele Kleidermotten. Habe ich aber früher als Kind den frisch gesaugten Teppich wieder mit einem Schnipsel oder Krümel besudelt, war die absolute Hölle los, während zeitgleich eben überall der Staub und Dreck auf Möbel, Fensterbänken und Pflanzen verweilte. Daraus werde ich bis heute nicht schlau. Auch aus vielem anderen Verhalten ihr mir gegenüber nicht, es gibt keine offiziellen Diagnosen, aber ich tippe heute als Erwachsene stark auf ein Problem narzisstischer Natur; nun, das soll aber hier nicht Thema sein.
Zum Haus: die anderen Räume sind leider auch von der "Vertütung" befallen, sie stehen überall und seit ich von daheim ausgezogen bin, was einige Jahre her ist, ist es noch mehr geworden. "Mein" ehemaliges Zimmer ist statt des geplanten Gästezimmers oder Schlafzimmertausches als Mutters Schlafzimmer eine Halde der Unordnung geworden. Auf Besuch zu übernachten ist im wahrsten Sinne unmöglich. Man müsste das Bett erst von Zeug freiräumen und das Zeug stünde dann dennoch am Boden, nebst weiterem Zeug. Es wurde dort einige Jahre die Bettwäsche nicht mehr gewechselt (weil "sie ja so selten benutzt wurde"). Es sind Mottenhüllen und Kleider/Teppich-Schädlingslarven auf dem Bett gewesen und alles riecht muffig nach alten Kleidern. Man riecht es bereits, wenn man ins Haus hineinkommt. Die Nase kribbelt und die Augen tränen aufgrund der Staubbelastung.
Das Ganze war irgendwie ein schleichender Prozess. Mitte der 1990er Jahre erfolgte ein Umzug aus einer kleinen Wohnung in das Haus, es war bis auf das "normale" Übliche an Möbeln, Bücherschränken, Elektronik und etwas Dekoration gut aufgeräumt und übersichtlich. Irgendwann zu Beginn der 2000er Jahre wurde es voller und voller. Ich bekam eine Unordnung vorgelebt, wurde aber selbst für Unordnung im Kinderzimmer gestraft, was ich als Kind nicht verstand. Es wurde vieles neu gekauft, auch Dinge, die sie eigentlich gar nicht braucht oder benutzen kann, weil sie zu viele Ausführungen davon hat. So nach dem Motto "Ach, die Gläser sind so schön, die nehme ich mit.", aber daheim sind schon mehrere Gläsersets, zu Beginn wechselt man diese noch durch und dann irgendwann liegen sie bis auf das eine Genutzte im Keller verpackt. Irgendwann sind sie nicht mehr zu erreichen, da zu viel drauf liegt. Ich bin mir sicher, dass vieles von dem Zeug bereits in Vergessenheit geraten ist, aber würde man es nun im Zuge einer Entrümpelung verschenken, spenden oder gar entsorgen wollen, dann hinge sie zu sehr daran und wolle es behalten. Gegenstände, auch normale Gebrauchsgegenstände, schienen ihr schon immer wichtig zu sein. Immer wieder wurde zu vorsichtigem Umgang damit gemahnt, auch mit Sachen, die eben zum Gebrauch bestimmt sind, wo eine Abnutzung irgendwann durch den Gebrauch normal ist oder denen ein Umgang ohne Samthandschuhe gar nicht erst etwas ausmacht. Bei vielen Gegenständen legte sie auch bereits früher ein sehr starkes... wie soll man das nennen... "Eigentums"-Verhalten (?) an den Tag, sagte ausdrücklich "Diese Sachen sind meine, dort hast weder du, noch haben andere daranzugehen", "Das habe ich von meinem Geld bezahlt, das gehört mir" oder ein Spielzeug war dann eben ihres und nur eine Leihgabe an mich, die entzogen werden konnte, sollte damit falsch (zu wild, zu laut, in ihren Augen unangemessen usw...) gespielt werden.
Die ganze Problematik mit dem zu vielen Zeug auf zu wenig Raum ist meiner Mutter sehr wohl bekannt. Sie macht selbst Witze darüber. Hilfsangebote werden aber angelehnt, insbesondere ihre Familie möchte sie nicht in ihren Sachen haben und wenn ich anbot, Container zu mieten und heranschaffen zu lassen und es eigenhändig mit ihr gemeinsam zu entrümpeln, heißt es nur sowas wie "Müsste man mal machen", aber dann wird es doch nicht umgesetzt oder aber alternativ wird festgestellt, dass alles so bleibt wie es ist.
Da das Haus ihres ist, habe ich natürlich kein Recht, dort irgendwo einzugreifen. An manchen Tagen denke ich, dass es mich alles nichts angeht und sie ihr eigenes Ding machen muss, an anderen Tagen denke ich, dass es falsch ist, es so weiterlaufen zu lassen. Es ist mittlerweile einfach so viel Gerümpel, dass meine Mutter alleine dagegen nicht mehr ankommen kann, weder finanziell noch körperlich. Wenn es so weitergeht, bleibt irgendwann ein Haus, welches die Nachkommen entrümpeln müssen, das vielleicht bereits irreparable Schäden hat, weil Sanierungsarbeiten nicht durchgeführt werden konnten oder durch die Berge an Sachen Schäden unentdeckt unentdeckt blieben.
Man fühlt sich so klein und machtlos.