Hallo,
ich, w, 32 Jahre jung versuche seit meiner Kindheit Ordnung in mein Leben zu bringen. Seit meiner Kindheit heißt in dem Fall: seit meinem 12. Lebensjahr. Ich bin mit 10 ins Heim gekommen und mit dem Wechsel der Einrichtung als ich 12 war fing alles an. Unordnung im Zimmer, die ich nicht bewältigen konnte. Erzieherinnen straften mich mit Ausgangs- oder Heimfahrtsperre, sperrten meine Sachen draußen in den Flur, damit ich darum bitten musste u.ä. In meinen "Zuhause-Perioden" setzte sich das Chaos fort. Sobald aber meine Eltern schimpften und ich mal wieder hilflos vor dem Chaos stadt, kam Oma und räumte auf.
Keine Ahnung ob das damals mit dem Jetzt-Zustand zu tun hat, ich vermute es. Genauso wie meine Therapeutin und die Dame vom ambulanten BW.
Jahrelang habe ich mir (auch nach einer Wohnungskündigung wegen des chaotischen und teils schmutzigen Zustandes der Wohnung) eingeredet, dass ich das allein hinbekomme, alleine schaffe. Und dass mein Umfeld recht hat und ich einfach nur faul bin und nur darauf warte, dass jemand für mich aufräumt und putzt. Was mir aber seit jeher ein echtes Grauen verursacht, da ich als "Hartzer" ja eh allen nur auf der Tasche läge etc, eben weil ich faul bin.
NEIN! Ich bin nicht faul! Das ist es, was ich jetzt weiß. Und ebenso habe ich in den letzten Wochen begriffen, dass ich ein ernsthaftes Problem habe und ich damit nicht alleine bin. Und dass ich mir Unterstützung holen darf! Die Therapeutin meinte, ich solle evtl mal nach Selbsthilfegruppen oder Foren im Netz suchen, damit ich eben genau das sehe: Ich bin nicht allein
Seit zwei Wochen nun habe ich überlegt, ob ich mich hier anmelde, wegen anonym und so. Denn ich schäme mich einfach für das, was ist. Aber die Scham war noch riesiger, als ich vor ca 3 Wochen 2 Unternehmen bei mir in der Wohnung hatte, die Entrümpelungen/Entmüllungen durchführen. Mit mir zusammen. Als ich bei einem 3. Unternehmen (Amt braucht 3 Kostenvoranschläge) angerufen habe, erzhählte der mir was von: Ja das können wir gerne für Sie übernehmen, jedoch müssen Sie sich im klaren darüber sein, dass die Ekel-Aufschlag..." ich habe aufgelegt und saß den restlichen Tag auf meinem Bett und hab geheult... und den Mut verloren, das beim Amt zu beantragen...
Ich versuche das nicht so ernst zu nehmen und doch setzt es mir sehr zu. Ja, meine Wohnung ist mehr als chaotisch und ja, sie ist vermüllt. Und nein, ich habe keine Ahnung, was im hintersten Eck meines Wohnzimmers unter dem Berg liegt, weil da a) der Berg ist und b) ich, sobald ich etwas machen möchte in meiner Wohnung, mich einfach leer und hilflos fühle. Ich sehe das Chaos, höre die Worte meiner Therapeutin, versuche einen klaren Gedanken zu fassen und lande am Ende in ner Ecke mit einem Buch (wenn ich eines finde), in der Badewanne und gönne mir ein Bad oder am PC. Und bin echt verzweifelt. Bei Leuten, die nicht wissen, wer ich bin, welche Probleme ich habe. Die es auch nicht interessiert... Doch es tut gut, zumindest Smalltalk zu haben, statt 24/7 in einer Wonung allein zu hocken, in der man sich eig gar nicht wohlfühlt. Und rl Freunde gibt es schon lange keine mehr. Arbeitsunfähigkeit und ein psychischer Knakcks, massives Übergewicht und meine Wohnung, alles zusammen bringt es sogar so weit, dass ich kaum noch vor die Türe gehe.
Aber laut meiner Therapeutin soll ich jeden Tag eine Schublade putzen. Aber zum Geier, wie denn? a) komme ich nicht dran und b) solange ich dem Chaos so hilflos gegenüberstehe, wird das nichts. Ich bekomme ja regelrecht Panik, wenn ich nur daran denke, den Müll runterzubringen. Und nach dem Desaster am Telefon traue ich mich erst recht nicht, mir Putz- oder aufräumhilfe zu holen. Meine Eltern haben anfangs mal was gemacht, haben aber aufgehört, weil nach ein paar Tagen alles wieder so aussah, wie vorher. Nein, es bringt mir nichts, wenn es jemand FÜR mich macht. MIT mir wäre besser...
Im Moment bin ich ein wenig in einer Phase drinne, wo ich ein wenig gemacht habe. Habe mir, kurz vor dem Post, eine Mülltüte geschnappt, und ein paar Sachen vom Boden weggeschmissen. Irgendwie ein gutes Gefühl, ein "neues" Stück Boden zu sehen
Es gibt da draußen, in der realen Welt um mich, leider niemanden, mit dem ich über diese Problematik reden könnte. Vielleicht kann ich hier ein wenig Austausch, Verständnis und wenn nötig Mutmach-Tips und In-den-Popo-tret-Hinweise finden. Es wäre zumindest schön
Sorry, aber das ganze musste grade raus und ich wünsche euch allen nur das Beste
Gruß Dayeah