Hallo,
ich bin ganz neu hier und möchte mir so gerne mal alles von der Seele schreiben, weil ich nicht weiß, an wen ich mich sonst wenden kann. Wenn ich das Thema mal irgendwo andeute, dann bekomme ich meistens nur ein Schmunzeln und niemand zeigt wirklich Verständnis.
Ich kenne meinen Mann nun seit 20 Jahren und er war schon immer jemand, der gerne sammelt und hortet. Aber es wird mit den Jahren immer schlimmer, alles muss er aufheben. Nun ist unsere Wohnung zwar nicht vermüllt, aber sie ist ziemlich voll mit Sachen und ich hätte so gerne mal wieder einen Überblick und mehr freie Räume und Flächen. Wenn ich etwas wegwerfe, dann muss ich das in eine nicht-unsichbare Mülltüte machen, denn sonst holt er es sogar wieder raus! Mein Mann denkt immer, man könne alles noch irgendwann einmal brauchen. Außerdem ist er ein bisschen Öko und daher betreibt er fleißig Müllvermeidung. Früher dachte ich immer, es liegt nur daran, aus seinem ökologischen Bewusstsein heraus, inzwischen denke ich, dass da mehr dahintersteckt.
Fangen wir mal an mit leeren Brottüten. Die sammelt er, denn wenn er in die Arbeit geht, dann kann er diese als Pausenbrotpapier oder -tüte nutzen. Schön und gut, aber wenn ich nicht alle paar Wochen mal aussortiere, dann quillt der Brotkasten über. Alte Kleidung: er hat teilweise Sachen, T-Shirts, die über 30 Jahre alt sind, viele abgewetzt, sein Kleiderschrank quillt über, ist so stopfevoll, dass nichts mehr reingeht. Aber er sagt, er braucht die alten Sachen als "Arbeitskleidung", wenn er mal was am Auto macht oder auf die Baustelle muss oder so. Alles gut. Aber reichen nicht 2 oder 3 Sätze Arbeitskleidung? Müssen es 20 sein oder 30?
Plastikbehältnisse wie z.B. vom Eis: alles wird aufgehoben. Wenn ich unten den Küchenschrank aufmache, dann kommt mir das Zeugs entgegen. Ist ja gut, kann man verwenden und ich verwende diese Sachen auch, z.B. wenn ich einfriere oder wenn man Vesper mitnimmt ins Schwimmbad, aber irgendwann werfe ich halt weg, weil ich denke, 10 solcher Behältnisse reichen doch, es müssen nicht 50 sein, vor allem: ES KOMMT DOCH IMMER WIEDER NACHSCHUB!!! Wenn ich Sachen wegschmeiße, dann muss ich die ganz unten verstecken im Mülleimer, am besten gemischt mit was Ekligem, dass er nicht darin rumwühlt. Er holt die Sachen wieder raus!! Alte Zahnbürsten eignen sich gut zum Putzen. Ich finde, da reichen 5 bis 10, es müssen doch keine 20-30 sein, oder?
Aber er bringt dann eben auch Sachen heim. Er findet Dinge auf dem Flohmarkt, im Sperrmüll, auf Altglascontainern, da bekommt er wohl irgendwie Mitleid und das Zeug wird angeschleppt. Wenn irgendwo was umsonst rumsteht, dann wird es mitgenommen, AUCH WENN WIR ES GAR NICHT BRAUCHEN. Er kommt dann mit Ballermann-CDs zum Beispiel (diese Musik hassen wir beide!), "ach, kann man ja verschenken".... Unsere Garage ist so voll, dass wir unser Auto nicht dort parken können. Der Keller ist auch voll. Erinnerungsstücke sind darunter. Oh ja, Erinnerungen sind ihm sehr wichtig. Beispiel: wir waren mal auf einem Konzert. Das Plakat habe ich 10 Jahre aufgehoben und dann weggeworfen. Er hat es natürlich aus dem Müll geholt. Auch Eintrittskarten, alles wird gesammelt, als "Erinnerung", ich drehe noch durch. Überall Zeugs. Wenn ich hier Schubladen aufmache, bekomme ich einen Koller. Ich habe eine solche Sehnsucht nach Struktur und Ordnung, immer mehr, früher war ich nicht so, aber ich möchte einfach nicht mehr so viel Zeugs und Kruschd um mich herum haben. Ich finde ja auch nichts mehr.
Ach übrigens: Wenn wir igendwo unterwegs in den Imbiss gehen, dann nimmt er dort auch das Plastikbesteck mit nach Hause. Sogar Strohhalme werden ausgespült zum Wiederverwenden!
Aber was mich am meisten wundert: Wo kommt das her? Es wurde mit den Jahren immer heftiger. Warum ist das so? Warum kann er nicht loslassen? Ist er ein Messie?
Ich habe ihn schon öfters zur Rede gestellt. Mal wütend, mal einfühlsam. Aber er sieht das Problem nicht. Er findet, er verhält sich ganz normal. Ich verstehe das nicht, dass er das nicht sieht, dass es nicht normal ist. Er ist ein hochintelligenter Mann, das muss ich noch dazu sagen. Aber warum erkennt er denn dann nicht, dass sein Verhalten übertrieben ist? Ich habe ihn gebeten, eine Therapie zu machen. Aber das ist für ihn absolut abwegig. Warum auch? Er hat doch kein Problem.
Wenn er mal was wegwirft, was wirklich selten vorkommt, dann lobe ich ihn. Aber ich komme mir dann vor, wie eine Therapeutin oder seine Mutter. Oder als wäre er so etwas wie ein "Patient". Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Ich möchte einfach nur eine Wohnung haben mit weniger Sachen. Was kann ich nur tun? Und was um alles in der Welt geht in seinem Kopf vor?
Danke, dass ich das mal da lassen darf. Ich fühle mich gerade sehr erleichtert. Vielleicht kann mir jemand Tipps, Infos, Links geben?
Viele Grüße