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Liebe @Lynda,
sehr lieb von Dir, dass Du nachfragst. Der "Kopfkreisel" geht weiter. Nach einer fast schlaflosen Nacht von Sonntag auf Montag habe ich dann morgens, wie vereinbart, bei der Krankenkasse angerufen. War heilfroh, als ich das hinter mich gebracht hatte. Freitag nochmal telefonieren, persönlicher Termin nächste Woche. Zwecks einer möglichen Beratung habe ich beim VdK ein Formular angefordert, um Mitglied zu werden. Der jährliche Beitrag ist gering. Erst dann kann eine Beratung und ggfs. rechtliche Vertretung stattfinden. Ein Dokument habe ich am Sonntag verzweifelt gesucht. Es hat meine Wohnung nicht verlassen, das weiß ich mit Sicherheit. Habe vorsorglich am Montag auf dem zuständigen Amt angerufen. Das war sehr unkompliziert, ich bekomme ein Duplikat zugeschickt. Ebenfalls angefordert habe ich einen Nachweis über einen Teil der Ausbildungszeiten. Einem ehemaligen Therapeuten hatte ich, ebenfalls am Montag, auf Band gesprochen. Er hat gestern zurückgerufen und mir für morgen einen Termin gegeben. Ist dann 3 Wochen in Urlaub. Wie gesagt, ich bin an einer rezidivierenden depressiven Störung und einer Zwangsstoerung erkrankt. Ich habe aufgrunddessen eine anerkannte Schwerbehinderung von 50%.
Das Messietum sehe ich im Zusammenhang mit beidem, es hat sich daraus ergeben. Antriebslosigkeit und Resignation sind kennzeichnend. Im Berufsleben war ich über 33 Jahre für andere da. Im sozialen Bereich tätig, sehr schwieriges Klientel.
Jetzt bin ich "auf der anderen Seite". Das ist ganz schwer anzunehmen und zu akzeptieren. Es hat sehr gut getan, hier offen sein zu können.
Viele liebe Grüße,
Renny 🌻
Liebe @Renny,
also ich finde: Du hast richtig viel in Angriff genommen und bist aktiv geworden, das ist wirklich toll .
Ja, ich glaube Dir, dass Dein Beruf sehr kräfteraubend war! Ich gebe in meinem Job auch immer alles und pflege nebenbei noch meine Eltern. Wenn man immer viel für andere gegeben hat, verliert man schleichend seinen Fokus und brennt völlig aus. Es ist dann sehr schwer, wieder zurückzurudern, weil man einfach im Hamsterrad drin ist. Bei mir merke ich auch immer mehr eine Antriebsschwäche.
Ich finde es gut, dass Du Deinen Therapeuten noch angerufen hast und Dir noch einen Termin hast geben lassen!
Wenn Du diesen ganzen Antragswahnsinn geschafft hast, kannst Du Dich ja mal schrittweise an die Wohnung wagen. Ich weiss natürlich, dass dies mit einer depressiven Störung noch erschwerter ist. Aber kleine Erfolge können einen auch motivieren und Du kannst es auch im Forum hier mal auflisten, was Du Dir so vorgenommen hast. Hier ist immer jemand, der aufmunternde Worte und hilfreiche Ratschläge für den anderen hat .
Alles Gute
@Renny
Das klingt doch super!
Ich hoffe, Du kannst daran glauben, dass das jetzt nur eine vorübergehende Phase in Deinem Leben ist!
Was mir mal in einer Krise sehr geholfen hat war die Vorstellung, dass es in unserem Inneren einen unverwundbaren Kern gibt. Man könnte es Seele nennen. Und diese Seele kann weder verschmutzt noch verletzt werden. Sie kann nicht zerstört werden. Sie hat alle Weisheit, die wir fürs Leben brauchen.
In Krisen haben wir die Beziehung zu unserem unverletzlichen Kern verloren. Aber er ist deswegen nicht weg. Wenn Du es ihm erlaubst, wird Deine innere Kraft Dich wieder ans Licht führen.
Dadurch dass Du als behindert anerkannt bist und es selbst auch vor Dir selbst eingestanden hast, dass Du Hilfe brauchst, hast Du Druck weggenommen. Du musst jetzt nicht mehr viel. Naja, außer Formulare auszufüllen. :-)
Aber Du kannst Dich um Dich selbst kümmern und wieder zu Kräften kommen. Des Rest Deines Lebens wartet auf Dich! :-)
Liebe@Anna1111,
danke für Deine Nachricht. Das sind sehr schöne Worte, die zum Nachdenken anregen und es steckt soviel Wahrheit darin. Den Zugang zu diesem unzerstörbaren Kern muss ich erst wieder finden. Ich bin voller Selbstzweifel und bewerte mich selbst sehr stark. Mir wird auch jetzt erst richtig bewusst, wie sehr ich mich selbst vernachlässigt habe, nicht nur die Wohnung. Mich treibt es auch nicht nach draußen, um dem Ganzen zu entgehen oder es zu verdrängen. Ich verbiete es mir regelrecht, das Leben zu genießen. Ich kann es nicht aufgrund der Hölle zu Hause.
Ich kann meine eigentlich schöne Wohnung nicht mehr sehen. Ich habe soviele Sachen, die ueberhaupt nicht zur Geltung kommen. Von manchen weiß ich gar nicht mehr, dass ich sie habe, oder nicht, wo sie sind. Teilweise ungeöffnete Pakete. Ich habe mir immer wieder Sachen nachgekauft, habe teilweise alles doppelt und dreifach. Kleiner Drogeriemarkt mit allem drum und dran. Unmengen an Klamotten. Lebensmittelvorräte, sodass ich in einer Notsituation sehr lange auskommen würde. Völlig uebertriebenes Sicherheitsdenken.
Ich weiß allerdings, dass ich jetzt erstmal meinen Focus auf den ganzen Papierkram legen muss.
Ich habe eigentlich nur noch für die Arbeit funktioniert. Allerdings ist mir das auch immer schwerer gefallen.
Eigentlich wollte ich das noch bis nächstes Jahr November schaffen bis zum offiziellen Eintritt in die Regelaltersrente. Ich habe immer 40 Stunden gearbeitet. Aber jetzt geht es nicht mehr. Bin schon lange krankgeschrieben. Als ich noch gearbeitet habe, habe ich meine ganze Kraft darauf verwendet, dass man mir nichts anmerkt. Nur wenigen habe ich Andeutungen gemacht. Und natürlich gar nicht, dass ich auch das Messie-Syndrom habe. Was mir immer noch gelingt ist, den Müll regelmäßig zu entsorgen; es liegt nichts Verdorbenes rum.
Danke nochmal und Dir alles Gute,
Renny 🌻
Hallo @Renny
Das kenne ich auch, diese Selbstzweifel, ob man selbst es überhaupt verdient hätte, das Leben zu genießen. Lieber erstmal noch mehr ackern, vielleicht dann später mal … darf man… vielleicht.
Aber ich merke immer mehr, dass es so auch ein Teufelskreis sein kann. Denn woher soll man seine Energie nehmen und auftanken, wenn nicht aus den schönen Momenten und Dingen im Leben? Wenn ich mir nie Zeit nehme, in der ich die Zeit und das Leben wirklich genießen darf, woher soll ich dann Kraft oder sogar extra Kraft schöpfen? So habe ich weniger und weniger Energie. 😐
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