@Versager77

Hallo Fleißige,
"Ganzkörper-Muskelkater" hatte ich früher auch mal. Das begann bei mir schleichend, so dass ich nicht genau weiß, wann der Übergang war von "schon wieder verspannt, ich hab mich wohl zu wenig bewegt" und "schon wieder Muskelkater, ich hab mich wohl zu viel bewegt" zu "Hier stimmt doch was nicht!". Ein wahrer Aspie geht dann natürlich nicht zuerst zum Arzt, sondern recherchiert selbst. Das Ergebnis war, dass ich mir Fibromyalgie diagnostiziert hab. Dann bin ich erst recht nicht zum Arzt gegangen, weil das einzige Heilmittel dagegen ist Sport. Und die meisten Ärzte können Fibromyalgie nur sozusagen negativ nachweisen, d. h. es ist das, was übrig bleibt, wenn sie alles andere ausgeschlossen haben. Und dann schicken sie einen zum Spezialisten, der die Triggerpunkte kennt und deshalb testen kann, ob es sich um Fibromyalgie handelt! Heißt, man darf jahrelang in Wartezimmern rumhängen, statt Sport zu machen. Mit dem Sport hab ich übrigens Jahre gebraucht, um's so weit zu reduzieren, dass man sagen kann, es ist eigentlich weg. Bei Stress kommt's gelegentlich wieder zurück, bleibt dann aber nur für einen Tag und ist nicht so stark.

So, was heißt das jetzt für dich? Dass deine eigene Gesundheit nicht so an letzter Stelle kommen darf, wie sie das nach meinem Eindruck bisher tut, würde ich sagen. Stress, Verspannungen, Schlafmangel - das alles führt zu Muskelschmerzen, die chronisch werden können, wenn man versucht, sie zu ignorieren, statt was dagegen zu tun. Und dann wird es hinterher wirklich zeitaufwendig, sie wieder wegzukriegen.

Ich meine noch immer, der einzig mögliche Lösungsansatz geht zumindest *auch* über deinen Mann. Nach der Augen-OP fällt er erstmal aus, klar. Aber jetzt, letzte Woche: Wieso kann er die Wäsche nicht waschen? Ich meine, ich weiß schon aus Erfahrung, dass Männer es tenziell überflüssig finden, sie möglichst faltenfrei aufzuhängen. Mein "voriger Ex" bügelt anscheinend lieber. Ich hänge sie lieber so auf, dass ich nicht bügeln muss. Also jede/r macht die Dinge ein bisschen unterschiedlich, und jede/r macht in seiner Geschichte mit der Wäsche auch mal was falsch. Es ist natürlich von Vorteil, wenn man jemanden hat, der einem die Haushaltskniffe zeigt. Hatte ich nicht, als ich mit 17 "Hausfrau wurde" und hab dann auch mal die weiße Wäsche rosa verfärbt oder mal so heftig mit Salbei und anderen bitteren Kräutern gewürzt, dass das Essen echt merkwürdig schmeckte. Lass deinen Mann dieses "Lehrgeld" zahlen und sei klug, wie mein Mann es damals war. Der hat es einfach hingenommen und mir keine Standpauken gehalten. Und er wäre im Leben nie auf die Idee gekommen, mir meine Aufgaben abzunehmen, wenn ich sie nicht gut erledige!

Was du von deinem Mann erzählst, klingt einfach unglaublich! Er kocht wirklich 5-Gänge-Menüs und verspeist sie allein? Äh, und ich vermute, die Küche danach in Ordnung zu bringen ist dann dein Job??? (Also bei mir gibt's nur noch One-Pot-Gerichte, seit ich Single bin.)

Also von meinem vorigen Ex wollte ich mich mal trennen, weil er gegenüber meinem Sohn autoritäre Papa-Allüren entwickelte und wir anfingen, uns Tag und Nacht über Erziehung zu streiten. Da hab ich am Ende klargestellt, dass es *mein* Sohn ist und bin ausgezogen. Dann hat er uns regelmäßig besucht und dabei ein sehr nettes Verhältnis zu meinem Sohn aufgebaut, wir haben uns wieder vertragen und sind nach ein paar Jahren auch wieder zusammengezogen. Seine Verhaltensänderung blieb zum Glück erhalten - er hat es wirklich gelernt! Mit meinem derzeitigen Ex bin ich erst gar nicht zusammengezogen. Er wollte nicht. Weil er ein so krasser Haushalts-Chaot ist und meinte, er kann das nicht lernen und wir würden uns nur streiten. Natürlich war er dann viel bei mir und wir haben uns trotzdem darüber gestritten... Weil theoretisch kann man akzeptieren, dass jemand eben so ist, aber praktisch ist es schwierig, wenn man von den Folgen mitgetroffen ist. Er hat wohl dieses Diogenes -Syndrom. Das war schon so, als wir uns kennengelernt haben, und es hat sich nicht geändert. Und mir als "normalem, wenn auch unordentlichem Sammel-Messie", ist völlig unverständlich, warum man den Müll erst auf den Fußboden werfen soll, wenn man ihn am Ende ja doch wieder aufheben muss.

Was ich damit sagen will: Man kann auch zusammen sein als Paar und dabei getrennte Wohnungen haben. Und selbst wenn man nicht mehr als Paar zusammen sein will, heißt das nicht, dass man sich nie wieder sehen darf. Mit meinem Ex bin ich heute noch gut befreundet und möchte das nicht missen. Weil neurotypische Menschen leben einfach in einer anderen Realität... Wenn man wissen will, in welcher Welt erwachsene Aspies leben, dann kann man sich die ernsteren Filme von Monty Python's ankucken. "Das Leben des Brian" oder so. Es ist enorm erholsam, mit jemandem zu reden, der im selben Film steckt.