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Große Schuldgefühle
Ihr Lieben,
ich muss mir jetzt einfach mal den Kummer von der Seele schreiben, der mich seit Nächten nicht mehr schlafen lässt. Mein Partner ist sehr plötzlich verstorben, lag noch hochgradig beschlaucht auf der Intensivstation und ist danach von uns gegangen. Soweit, so traurig.
Nun kommen wir zur Wohnung. Wir beide haben aus hier bekannten Gründen getrennt gelebt und ich habe im Hintergrund sehr viel organisiert und ihn nach Kräften unterstützt. Mir war schon seit einigen Jahren bewusst, dass er massive Schwierigkeiten hat und ich habe dementsprechend Therapeuten, Coachings, Berufsmaßnahmen, Jobs organisiert und Grundreinigungen übernommen. Nun kam die Familie natürlich zu dem traurigen Anlass in seine Wohnung, fand depressive Notizen, das Chaos vor und macht mir Vorwürfe. :( "Hättest ja auch mal die Regale putzen können." Die Mutter ist auch schwer davon überzeugt, dass SIE ihren Sohn sicherlich zum Umdenken bewegen hätte können, ohne sich dessen bewusst zu sein, wie unfassbar aggressiv er auch wurde, wenn ich seine "Heiligtümer" auch nur in die Nähe einer Mülltonne dachte. Ja, wie hochgradig komplex seine Lebensweise auch gewesen ist.
Und ja, ich habe mit ihm gemeinsam aufgeräumt, alleine und habe ihn sachlich aber liebevoll dazu bewegen wollen die Wohnung auch professionell ausmisten zu lassen. Keine wirkliche Verbesserung.
Auch wenn er mich sehr lieb hatte, stand ich grundsätzlich unter dem Generalverdacht der "Entsorgerin" und wenn ich zu Besuch war, kontrollierte er sogar immer den Müll. Das größte Problem bei ihm aber war, dass er in seiner Lebensweise kein Problem sah. :( Und diese "Nachlässigkeit" führte dann auch zum Tod. Nun habe ich als Partnerin vor allem in den letzten Jahren massiv die Kraft verloren, es mit liebevoller Annahme seiner Welt und Lebensweise versucht und konnte ihm zumindest die Scham über seine "Andersartigkeit" nehmen. Aber diesen ganzen Prozess hat die Familie überhaupt nicht mitbekommen und straft mich jetzt quasi mit Ignoranz ab, was vor dem ganzen Hintergrund unfassbar weh tut. :(
Nur zum besseren Verständnis: Er war Horder, mit kleptomanischen Zügen und den "Messiegrad" würde ich als leicht bis mittel einstufen. Leicht bis mittel, weil Bett, Schreibtisch, Küche und Badezimmer immer zugänglich waren und ich zumindest dahingehend immer wieder eine Grundreinigung durchführen konnte. Mein Partner würde mir jetzt sicherlich sagen: "Menschenskinners, mach Dir nicht so einen Kopp!" aber ich bin nun einmal ein sehr sensibler Mensch, der sich solche Aussagen und Verhaltensweisen sehr zu Herzen nimmt. :( Hätte ich noch mehr tun können?
Traurige Grüße
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Tut mir leid zu lesen, was geschehen ist, Penelino.
Noch mehr leid tut es mir, dass obwohl du keine Schuld am Wohnzustand deines Partners hattest, du von seiner Familie beschuldigt wirst.
In einer Partnerschaft ist mensch füreinander da, und mir scheint, du hast diesen Teil, so gut es unter den umständen möglich war, erfüllt.
In einer Partnerschaft bist du nicht für den anderen verantwortlich, sondern er für sich selbst.
Menschen in depressiven Zuständen sind oft nicht in der Lage die Verantwortung für sich zu übernehmen und deswegen ist Hilfe angebracht, dennoch bleibt dein Partner für seine Lebensweise und für die Konsequenzen daraus verantwortlich.
Wenn er ein depressiver MEnsch war, ist es vielleicht auch seine Wahl gewesen, die Situation zu nutzen und sein destruktives Leben nicht mehr leben zu wollen. Das können wir nicht wissen, weil wir ihn nicht mehr danach fragen können.
Ich weiss, wie ungern ich in dem wust depressiver gefühle gehangen bin und ihn leid war und nicht das gefühl hatte, es gäbe menschen, die mir helfen können, aus dieser Situation zu entkommen.
Ich habe im Augenblick keine Idee, wie es dir gelingen kann, doch für dich ist es wichtig, dass du dich abgrenzt und der familie die bedeutung von verantwortung erklärst.
sie hatten bestimmt selten kontakt zu ihm und das war sicher ebenfalls sein wunsch, den abstand zu diesen vorwurfsvollen menschen zu wahren.
irgendwer hat zu seinem depressiven zustand beigetragen - nicht selten waren es familienmitglieder in jungen jahren, die ihre verantwortung nicht gekannt haben und aus unwissenheit viele fehler begangen haben.
nimm dir zeit zum trauern.
die familie scheint vorwürfe und schuldzuweisungen zu brauchen, um ihre trauer zu bewältigen, weil sie nicht wissen wie sich traurigkeit anfühlt.
Vermutlich ist jedes familienmitglied auf seine weise "depressiv" und merkt es nicht einmal.
Depressive merken vieles nicht.
wenn du der familie die schuld zurückspielen würdest, dass sie sich nicht gekümmert haben (das ist spekulation meinerseits, da du dazu nichts geschrieben hast), könnten sie damit nicht umgehen.
wirklich helfen kann ich dir nicht, doch ich kann dir sagen: die schuldgefühle, die dir angelastet werden, sind nicht deine, sondern diejenigen der personen, die versuchen sie auf dich abzuwälzen und damit die verantwortung auf dich abzuwälzen, die du nicht tragen kannst.
Das ist eine typische strategie der menschen und ich versuche diesen fehler ebenfalls oft zu machen, dass ich dem "auslöser für meine trigger" schuld zuweise. Keiner kann wissen, welches meine trigger sind, es sei denn die person kennt mich gut.
ich hoffe, du hast gute freunde, die dich unterstützen, um emotional mit der situation zurecht zu kommen.
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Sieh Mal mein Posting über Narzissten. Darüber gibt es bei YouTube haufenweise Informationen. Gerade wegen der Schuldzuweisung könnte das ein Thema sein. Nur das alleine reicht nicht. vielleicht findest Du noch andere Hinweise auf YouTube.
Aus Messie Sicht könnte es vielleicht sein, dass Du zu viel weggeworfen hast, was er noch behalten wollte und daraus die Depression entstanden ist?
Möglicherweise habe ich auch Depressionen, da muss ich noch Nachforschen, wie sich das körperlich zeigt.
@Lavendel
Danke Dir für Deine Rückmeldung. Nein, ich habe fast nichts ohne sein Einverständnis weggeschmissen. Lediglich gereinigt. Das hätte ich nicht übers Herz gebracht, weil er mir quasi zu jedem Teil die Geschichte erzählt hat und ein emotionaler Sammler gewesen ist. Bei den 50 Aiolischachteln habe ich dann aber doch Fragen gestellt, weil man so viele Töpfchen definitiv nicht braucht. Und ja, narzisstische Züge könnten in seiner Familie eine Rolle spielen, wenn es darum ging, dass er in seiner Kindheit in ein Korsett gepresst worden ist, in das er nie gepasst hat. Es war vor allem die Mutter, die "Dinge einfach mal" entsorgt hat. Rückblickend hat er oft um Dinge getrauert, die er einst verloren hatte. Ja, es war wirkliche Trauer. Und bzgl. der Depressionen: Nun, latent waren die immer vorhanden. Weltschmerz, Wut, Zorn etc. Bei ihm hat sich das anders gezeigt, weil er "Traurigkeit" vor allem an Dinge gekoppelt hat. Anders kann ich das gerade nicht beschreiben.
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Liebe @Penelino - du hast gewiss viel mehr geleistet als durchschnittlich möglich wäre. Dein Partner ist vermutlich aufgrund dieser dysfunktionalen Familie in seine übergroße Liebe zu Dingen hineingezogen worden. Sie geben keine Befehle, sie strömen keine Missachtung aus, sie schweigen und reden nur durch ihre Existenz und sind trotzdem vertraut.
Du hast es geschafft, dass trotz der Sammlungen in der Wohnung ein normales Leben möglich war und du hast deinen Partner fühlen lassen, dass er Wertschätzung erlebt. Du hast es gut gemacht, und klar kann diese Familie es nicht verstehen. Aber du gehst jetzt für dich auf neuen Wegen weiter - ich wünsche dir dabei inneren Frieden und Trost. 🙌
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