Menschenwürde in menschenunwürdigen Zuständen

15.09.2021 08:53 (zuletzt bearbeitet: 15.09.2021 09:09)
avatar  Liepa
#1
Li
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Hallo zusamnen!
Mich würde eure Meinung über Menschenwürde interessieren. Wie sieht es mit der Menschenwürde aus, wenn ein Mensch in menschenunwürdigen Zuständen lebt, die er selbst verursacht hat? Wie ist es in dem Fall mit von anderen verlangten menschenwürdigen Behandlung, wenn jemand sich selbst nicht menschenwürdig behandelt. Ist die Menschenwürde in Bezug auf sich selbst nicht wichtig? Oder finden Messies die Zustände, in denen sie wohnen, wirklich menschenwürdig?

MfG
Liepa


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15.09.2021 10:25
avatar  Wolfram
#2
Wo
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Hallo Liepa,

zuerst muß ich selbst von anderen menschenwürdig behandelt werden, dann erst kann ich es auch bei mir selbst zu Ende führen.
Abgesehen davon ist menschenwürdig ein schwammiger Begriff, den jeder anders auslegt. Darin wird auch ein Problem liegen, warum Menschenwürde nicht erreichbar ist.

viele Grüße
Wolfram


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15.09.2021 10:41 (zuletzt bearbeitet: 15.09.2021 10:56)
avatar  Liepa
#3
Li
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@Wolfram
Ich denke, jeder intelligenter Mensch, zu denen Du sicherlich gehörst, kann eigentlich erkennen, wenn die Zustände, in dem er wohnt, nicht mehr menschenwürdig sind. Es ist meistens nicht mehr grenzwertig, wo man diskutieren kann ob das menschenwürdig ist oder nicht.

Die Reihenfolge ist doch gerade anders, erst muss du dich selber menschenwürdig behandeln (warum denn nicht) und dann das von anderen erwarten. Wie du dich selber behandelst, liegt eigentlich nur an dich. Du bist nicht auf andere Menschen angewiesen. Eigene Menschenwürde ist im gewissen Grade auch Selbstliebe.

Schließlich es macht doch keinen Sinn von anderen etwas zu verlangen, was man selbst nicht bereit zu machen ist.

MfG
Liepa


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15.09.2021 12:59
avatar  Sybille
#4
Sy
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Hallo Liepa

ich finde das siehst Du zu kurz. Jeder intelligente Mensch kann das erkennen?

Also, dann oute ich mich hiermit als Total-Depp, denn ICH finde das überhaupt nicht eindeutig. Die Menschen haben nämlich total unterschiedliche Bedürfnisse.
Was der eine als tippitoppi aufgeräumt empfindet, empfindet der andere als das totale Chaos.
Meine Kollegin z.B. holt sofort das Putzzeug, wenn im Waschbecken (!) Wasser (!) - Spritzer zu sehen sind. So sieht es bei mir aus, wenn ich mit putzen FERTIG bin.
Was dem einen zu steril ist (Stichwort Minimalismus) ist dem anderen noch zu viel Kram.

Ich gebe außerdem zu bedenken, dass Menschenwürdige oder Menschenunwürdige Zustände sich ja nicht im Zustand der Wohnung erschöpfen. Ich z.B. kam aus einer fürchterlichen psychischen, existenziellen und-überhaupt-alles-Scheiße Krise und habe beschlossen NICHT mit der Wohnung zu beginnen, sondern mit dem Sport. Weil es wichtiger ist, dass es MIR gut geht, als dass die WOHNUNG gut aussieht. Weil es nicht darum geht, was "die Leute" denken, sondern was ICH denke.
Wenn Du mir heute Abend wegen meiner (!) Menschenwürde verordnen wolltest, das Wohnzimmer aufzuräumen, statt laufen zu gehen, muss ich Dir leider sagen, dass ich in diesem Ansinnen nicht das allerletzte bisschen Schutz meiner (!) Menschwürde zu sehen vermöchte. Ganz im Gegenteil.

Die nächste Frage, die sich stellt ist: Was wäre die Alternative?
DU empfindest die Lebensumstände eines ANDEREN als Menschenunwürdig. Frage: Welche Alternativen hat dieser andere Mensch? (Eine Großtante von mir hat lange Zeit unter ... ähm... besorgniserregenden ... Bedingungen gelebt, bis sie letztlich ins Heim musste. "Das ist der Preis der Freiheit" sagte meine Tante damals oft. Wer entscheidet, welchen Preis ein erwachsener (!) Mensch für seine Freiheit in den eigenen vier Wänden zu zahlen bereit ist? Doch wohl diese Person selbst? Ihm diese Entscheidung zu nehmen wäre seiner Würde doch ehr abträglich?)

Die Gründe WARUM jemand lebt, wie er lebt sind außerdem vielfältig. Manche fühlen sich zB. sicher, wenn sie Vorräte haben. Manche fühlen sich als 'altes Eisen' - wie können sie da altes Eisen Wegwerfen?
Nicht selten stecken (z.T. schwerwiegende) psychische Probleme hinter einer Messi-Wohnung, die mit Gewalt aufgerissen werden, wenn man eingreift. Ob's was mit Menschenwürde zu tun hat, ohne tiefere Kenntnisse oder gar Fachwissen einfach alte Traumata aufzureißen, statt jemandem der niemanden schädigt seine Privatsphäre zu lassen, ist alles aber ganz sicher kein klarer einfacher Fall, den jeder denkende Mensch für richtig halten wird.

Ich habe übrigens Mal eine Vorlesung zum Thema "Menschenwürde" gehört. (Art. 1 Abs 1 GG). Die Menschenwürde ist das einzige Grundrecht, was nicht vom Gesetzgeber eingeschränkt werden darf, es ist "nur" die Frage, was der Würde des einzelnen entspricht bzw. was in sie eingreifen würde (Aber ich will niemanden langweilen). Wir hatten damals glaube ich das Beispiel, dass jemand sich entscheidet zu stinken und nicht duschen zu wollen und dass man das grundsätzlich so entscheiden darf. Weil jeder die eigene Menschenwürde ein Stück weit selbst definiert und ihm dieses Recht zu nehmen eben gerade in seine Menschenwürde eingreift (oder so ähnlich - ist n paar Jahre her die Uni).

Also @Liepa ich fürchte, das was Dir da so "klar" und "einfach" erscheint ist hochkomplex. Ist doch meistens so... Wenn etwas einem zu einfach erscheint - dann hat man das Problem nicht verstanden...


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15.09.2021 13:51
avatar  Liepa
#5
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@Sybille
Natürlich entscheidet sich jeder selbst was er unter menschenwürdig versteht. Es gibt auch jede Menge Messies, die noch in halbwegs ordentlichen Zuständen wohnen. Aber es gibt oft die Fälle, wo Betroffene selber sehr gut erkennen, daß die Zustände keineswegs menschenwürdig sind. Wenn man kein Mensch mehr reinlassen kann, weil überall Müll liegt usw. Im Prinzip wir können das so vorstellen, würde ich jemandem den ich liebe in solchen Verhältnissen leben lassen. Wenn ja, es ist ok. Wenn nein, dann ist die Frage, wieso dann für mich selber toleriere ich solche Zustände, die ich keinem anderen zumuten würde. Bin ich in meinen Augen weniger wert, als andere Menschen?

MfG
Liepa


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