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Gruppendruck
Ich wollte noch etwas zu Gruppen schreiben.
Ich hatte mir, ist schon einige Zeit her, überlegt, mich vielleicht ehrenamtlich zu engagieren. Also hatte ich im Internet geschaut, was es so in der Nähe für Möglichkeiten gäbe. Ich bin dann auf einen Verein zur sagen wir mal Verschönerung des Parks soundso gestoßen. Und hatte per e-mail Kontakt aufgenommen. Das erste Telefongespräch verlief ganz nett. Sie, die Vorsitzende, wollte sich nochmal melden. Als sie es dann nicht tat, schrieb ich nochmal hin und hatte dann ein etwas merkwürdiges Telefongespräch mit ihr. Sie bestand darauf, mir vor zwei Wochen eine WA geschickt zu haben, darin stand wohl, ich solle dann und dann anrufen, und das hätte ich nicht gemacht. Da wäre sie doch schon etwas sauer, sagte sie. Ich schaute zur Sicherheit in mein Handy, aber da war keine WA von ihr, das sagte ich auch. Sie wiederholte sich dann immer wieder, sie hätte sie geschickt und zwei blaue Häkchen gehabt, ich müsse die WA also gelesen haben. Ich sagte dann ebenso oft Nein, was sie nicht einsehen wollte. Wie könne das denn sein? Sie hätte zwei blaue Häkchen gehabt!!! Das könne ja gar nicht sein!!! Nun ist wohl die Smartphone Technik noch nicht so ausgereift, es kann ja auch sein, dass man mal aus Versehen beim Greifen zum Öffnen mit dem Finger unglücklich über eine gerade aufpoppende Nachricht drüber wischt, dass diese gelöscht wird. Wie könne denn das passieren??? Ihr wäre das noch nie passiert!!! Sowas wäre doch voll unzuverlässig!!! Na gut, an dieser Stelle wollte ich es dann bleiben lassen, da lenkte sie doch plötzlich ein, sagte, sie wäre die letzte Zeit total im Stress und wir könnten es ja nochmal probieren. Das erregte wieder mein Mitleid, jedenfalls verabredeten wir uns zu einem Treffen. Ich bin dann auch danach nochmal hingegangen und habe ergoogelt, dass das Problem der nicht verschickten Nachrichten, obwohl als verschickt gekennzeichnet, bei WA an der Benutzung unterschiedlich alter WA Versionen liegen kann. Das hatte ich ihr dann noch geschrieben.
Das war nur die Vorgeschichte, Fortsetzung folgt.
Fortsetzung
Ich kam also zu dem Treffpunkt. Sie erschien dann auch mit etwas Verspätung und sagte gleich als erstes, wir müssten noch auf eine oder zwei andere Dame warten, weil wenn sie schon so ein Treffen organisiert, dann kämen die Leute ja oft nicht, deshalb hätte sie zur Sicherheit drei Interessenten eingeladen, auf die müssten wir also noch warten. Das erschien mir wieder etwas plausibel, ich fragte mich nur, warum sie mir das jetzt erst sagte, es klang ja für mich erst so, als ob sie sich nur mit mir allein treffen wollte. Es kam dann noch eine andere Dame und wir warteten nun wieder auf eine dritte Dame, die nicht kam.
Nun ja, inzwischen war fast eine Stunde vergangen, als sie endlich loslegte, ihren Verein vorzustellen. Am Rande sei erwähnt, dass sie auch erstmal das Konzept der anderen ähnlichen Vereine schlecht redete und also ihr (besseres) Konzept erklärte. Nachdem sie dann mit ihren Ausführungen fertig war, erwähnte sie auch noch, wie gestresst sie die letzte Zeit wäre und auch ihr Arzt hätte gesagt, sie müsse sich mehr schonen. Aber das meiste bliebe ja doch an ihr hängen, deshalb ihr Zustand. Die andere Dame erzählte von ihren Kompetenzen und bot sich gleich an, alles Mögliche an Aufgaben zu übernehmen. Ich hielt mich eher etwas zurück, denn im Internet, wo das Ehrenamt angeboten war, stand ja nur etwas von zwei Stunden die Woche, das hatte ich auch für mich so im Hinterkopf. Außerdem hatte die Vorsitzende auch noch ihr Leid geklagt, die Leute, die sich dafür interessieren würden, würden immer groß alles Mögliche versprechen und dann schwupps wieder verschwinden.
Also versprach ich erstmal noch nix, erzählte nur, was ich so könnte und was ich damit machen wolle, wäre ich mir aber noch nicht so sicher. Dann kam die Vorsitzende ihrerseits auf mich zu, ich könne doch mit meinem Wissen den gesamten Parkbereich B übernehmen, um den kümmere sich im Verein noch keiner. Nee, sagte ich, dafür habe ich wahrscheinlich nicht die Zeit, vielleicht als Option für später. Für soo kompetent hielt ich mich nämlich nicht. Wir wurden dann beide für das nächste Vereinstreffen eingeladen.
Fortsetzung
Nun komme ich zur Gruppe. Wir sind also beim Vereinstreffen. Ich bin pünktlich, aber wohl die erste. Etwas später kommt eine andere Dame, die zum Verein gehört. Sie wirkt auf mich sehr nett, hat auch eine nette Stimme, so wie die Vorsitzende. Klingt so etwas nach Glocken und leicht säuselnd, klingt für mich angenehm. Sie ist aber auch erstmal am Klagen, darüber, dass wieder alle nicht pünktlich sind und dann diese anderen, die immer angeblich so viel zu tun hätten und sich gerade so loseisen könnten, bevor sie zum nächsten wichtigen Termin müssten. Sie verdreht die Augen. Dann kommt ein ganzer Schwall von Mitgliedern, nur halt nicht die Vorsitzende. Aber wohl eine Vertreterin, sie erzählt erstmal davon, wie viel sie heute noch zu tun gehabt hätte und dass sie sich von ihrem vorigen Termin gerade so loseisen konnte, sie müsse dann auch bald wieder weg. Ich stehe halt dabei und sage nichts. Dann kommt endlich die Vorsitzende, die sich gerade so von einer wichtigen Aufgabe loseisen konnte, es folgt eine tragische Geschichte, alle drücken ihr Bedauern aus.
Nun sitzen wir also alle am Tisch und besprechen die Vereinsaufgaben. Ich halte mich zurück, bin ja auch nur hier zum ersten Kennenlernen, weiß nix oder nicht viel und höre nur zu. Neben mir sitzt eine Dame, die mir etwas merkwürdig vorkommt, weil sie äussert sich zwar manchmal, und manche andere stimmen ihr zu, aber irgendwie verstehe ich ihre gesagten Sätze semantisch nicht. Sie scheint mir auf eine Weise in einer anderen Welt zu leben, wo eine andere Sprache gesprochen wird. Die Vorsitzende redet und redet, und manchmal kommen Einwürfe und Diskussionen. Ich nutze die Gelegenheit, dass gerade die eine Seite für sich diskutiert und frage die merkwürdige Dame neben mir etwas, was sie verneint. Sofort darauf fragt die Vorsitzende, ob ihr denn überhaupt noch jemand zuhört, sie hätte den Eindruck, keiner höre ihr zu. Ich wende mich also wieder in Richtung der Vorsitzenden, und das scheint der Sache Abhilfe zu verschaffen. Dabei bin ich doch nur die Neue?
Fortsetzung
An dieser Stelle hatte ich ein komisches Gefühl. Kennt ihr das vielleicht auch? Es ist so ein Gefühl, das ich von früher aus meiner Kindheit und Jugend kenne. Man denkt, man ist im falschen Film. Alle scheinen ein Spiel zu spielen, nur man selbst ist warum auch immer nicht eingeweiht. Es scheint ein Drehbuch zu geben, aber jemand hat sich verhaspelt, nun lachen alle kurz darüber und spielen dann weiter. Machen kann man da nicht viel, vielleicht zum Arzt gehen, der sagt dann, ja, so ein Gefühl hat man manchmal, sind Sie vielleicht überarbeitet? Aber schlussendlich ist es unwahrscheinlich.
Ich habe mich erstmal aufs Schweigen verlegt, besser als was Falsches sagen, und etwas später war die Besprechung vorbei und die Mitglieder verabschiedeten sich eine nach der anderen. Eine begann noch zu jammern, sie verstehe nicht, warum es überhaupt solche Menschen gibt, die den Park verschandeln. Was wären das denn nur für Menschen!!?? Eine andere sagte, ach, damit müssen wir leben, dass es solche Menschen gibt!!! Eine wieder andere sehr Nette fing mit mir ein Gespräch an, dann war ich aber auch am Aufbrechen. Die Dame, die ich am Anfang noch vor der Tür getroffen hatte, wollte mit mir mitgehen, ich wartete also. Dann sah sie noch eine Kollegin, mit der sie kurz sprechen wollte, sie käme aber gleich. Ich wartete also wieder. Dann kam sie zu mir und klagte mir ihr Leid über ihren Berufsstand. Und ging dann nochmal zurück. Und da, wo ich da so stand, fing es in meinem Kopf an, ganz leise zu klingeln. Irgendwie war hier die große Leid und „Weltverbesserer“ Versammlung, aber irgendwie auch ganz komisch. Kam mir ein wenig so etwas vor wie eine Sekten Versammlung.
Und das ist, was ich damit meinte, das Gefühl zu haben, nicht dazu zu gehören.
- ENDE –
Wenn ich das mal hinterfrage, warum mir diese säuselnden Stimmen so zusagen, obwohl ich ja nicht dazu gehöre und wohl auch nicht dazu gehören will, dann muss ich zugeben, ich wünsche mir mehr eine Welt, in der alle Menschen so „sanft und soft“ miteinander umgehen.
Tatsächlich gibt es diese Welt nicht. Besonders unter Kindern gilt, wer am lautesten brüllt, gilt als Sieger.
Wenn ich das mal für mein Leben Revue passieren lassen, dann wundert mich auf einmal nicht mehr, warum ich mich an Arbeitsplätzen oder Abteilungen wohler fühle, in denen so eine Sekten-mäßige Stimmung herrscht. Selbst dann, wenn ich offensichtlich nicht zu den ‚Eingeweihten‘ gehöre. Am liebsten mag ich dieses leise, säuselige Reden untereinander. Oft geht das ja einher mit so einer geheimniskrämerischen Wir-gegen-den-Rest-der-Welt Attitüde. Die bräuchte ich eigentlich nicht, kann sie aber in Kauf nehmen.
Ich war auch schon mal an einem anderen Arbeitsplatz, wo die Leute klar und laut (oder deutlich?) miteinander gesprochen haben. Mir kam es jedenfalls immer sehr laut vor, so fast wie beim Militär, wo man vom Vorgesetzten immer angebrüllt wird. Trotzdem schien ich auch hier nicht zu den ‚Eingeweihten‘ zu gehören, denn ich verstand oft nicht, an welcher Stelle man lachen musste, was ernst gemeint war und was nicht, usw. Darüber hinaus habe ich mich auch auf eine Weise geschämt dafür, dass ich innerlich immer so zusammen gezuckt bin bei dieser lauten Ansprache. War ich so ein ängstlicher, nicht starker Mensch, dass ich mich immer so auf eine Weise ins Fleisch geschnitten gefühlt habe?
Das mit dem Nein Sagen ist auch so ein Problem. Einmal Nein Sagen scheint bei diesen säuseligen Leuten nicht zu gelten. Sie scheinen dann immer wieder eine Runde zu fahren und einem wieder die gleiche Frage nur in einem scheinbar leicht anderen Zusammenhang zu stellen. Wenn man dann wieder Nein sagt, wird wieder eine Runde gefahren, usw. Ich frage mich, ist es dann besser, einfach hartnäckig auch immer wieder Nein zu sagen oder soll man den Leuten dann irgendwann mal sagen, dass sie einem auf den Sack gehen? Dann reagieren sie oft beleidigt und behaupten nun aber wiederum, man hätte selbst zu emotional reagiert.
In der Regel versuchen diese Leute dann auch als Folge, gegen mich zu intrigieren, indem sie anderen Leuten dann komische oder halbwahre Geschichte über mich erzählen. Dann müssen sich die anderen Leute erstmal entscheiden, ob sie das Erzählte glauben oder nicht.
Um diese ganzen Folge Probleme zu vermeiden, sage ich dann eben nicht Nein, oder wenigstens nicht zu allen, die sich so verhalten. Aber vielleicht sollte ich spaßeshalber mal versuchen, sie alle gegen mich intrigieren zu lassen? Vielleicht.
Aber eigentlich geht es auf der Arbeit doch um die Arbeit und nicht um so einen Quatsch! Oder doch?
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