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Dankesliste
Heute morgen ist mir was eingefallen. In meiner ersten Therapie stationär 1998 schrieb ich mir eine Liste auf von Dingen die ich in meiner Trockenheit machen will.
Gitarre spielen, Meditation; stand da drauf. Mir wurde jetzt bewusst; mensch, das machst du ja. Wenn auch das mit der Meditation seit ein paar Tagen. Bin aber schon über ein Jahr im gitarrenkurs. Meine Gesundheit ist einigermaßen gut, hab einen Job. Tee trinken ist ein Hobby geworden. Als ich 1997 trocken geworden bin vom Alk waren es literweise Kaffee die ich in mich hineinstürzte, nun kaufe ich mir losen Tee und mache den. Ist wunderbar. Kenne mich da auch ein bisschen aus.
Schulden sind bezahlt, bis auf einen kleinsten Teil. Ich habe mir mit einem Filter Internetseiten die mir schadeten wegmachen lassen. Das waren Kaufseiten wie Amazon, aber auch alle möglichen mit sexuellem Inhalt. Das hält meinen Kopf auch freier als voher.
Ich merke, wenn ich lange abends fernseh, bin ich am nächsten Tag wie betäubt. So bis 23 Uhr maximal, dann geht es gut. Ich bin dankbar für all das. Eine Dankesliste ist ein gutes tool, ich kenne Leute die haben ein kleines Buch dabei und schreiben alles rein, wofür sie dankbar sind.
Auch die positiven Seiten sollten wir nie vergessen.
P.S.: ich werde tatsächlich immer mehr zum Bobby Ewing, oder Patrick Duffy. Ich sah ein Interview von ihm vor ein paar Jahren, da sagte er das er ein praktiziernder Buddhist sei und jeden Morgen meditiere, was ich ja nun auch neuerdings mache. Bin aber kein Buddhist. Gestern guckte ich in den Spiegel und dachte mir, mensch, der Gesichtsausdruck, ein bisschen Bobby ewing ist drin, als Gegenspieler vom (damals) JR., dem bösen. Fand ich lustig.
Ein paar Gedanken zum Messiedasein:
Man ist nie fertig, kann nie sagen, okay Feierabend, alles ist getan; Das ist furchtbar. Ich kann nie mal sagen, alles ist gut.
Packt man was weg, kommt es einem vor, das es wirklich weg ist; nicht mehr da; also lasse ich Bücher, Zeitschriften, alles vor mir liegen;
MIr fehlt die Kreativität, die Vision, Mappen vorzubereiten für wichtige Unterlagen, Dinge einzuordnen;
Aufräumen ist für mich extremst anstrengend, keine Routine, da ist schon was von Trauma da. Ich erinnere mich, einmal befahl mein Stiefvater, ´du räumst auf, wir gehen spazieren; nachher kontrollieren wir das. Wenn es nicht gut ist, gibt es Strafen´; ich wäre so gern mitgegangen, endlich mal Familie erfahren, Vater Mutter KInd; na ja, war wieder nix. Hängt mir echt noch nach.
Anstatt gemeinsam aufzuräumen, es vorzuleben, oder mir es mal in ruhe zu zeigen. Nein, Befehle, Strafen, Vernachlässigung. Okay, Vergangenheit. Muss ich durch; durchmeditieren. Hier mal drüber schreiben und loslassen. Vielleicht nochmal Therapie.
Ich las mal ein Buch über Sucht, da ging es um Sexsucht. Man sprach von acting in (sozusagen agieren, eher ins Innere); und dem acting out; dem ausagieren was bekannter ist. Ausagieren heisst bei mir heute: Kaufen; auch wenn es Schulden gibt oder Probleme mit den Finanzen; oder auch Zeitprobleme wegen des Kaufens, Platzprobleme und vor allem bin ich nicht im Jetzt. Ich sitze bei Freunden und bin in Gedanken beim Kaufen, wo, wie, wann was? Sofort!!! Viel!!!! Billig!!!! In der Sexsucht wäre das dann so was wie spezielle Filme gucken oder sowas, will ich hier nicht näher drauf eingehen. Falls da jemand Fragen mal zu haben sollte, gehe ich gerne in den privaten Nachrichten drauf ein, also bei Themen der Sucht generell.
Das acting in, könnte ich übertragen auf das liegenlassen, verwahrlosen lassen der Wohnung. In der Sexsucht damals in dem Buch war es zum einen die sexuelle Magersucht, das Leute in Beziehunge keine Sexualität leben mit ihrem Partner, dafür mit andern diese ausleben.
Bei mir wäre es das nachhausekommen mit meinen Einkäufen, die irgendwo hinwerfen, nicht wegräumen. Zu dem ganzen anderen Kram.
Patrick Carnes, der Autor dieses Buches sagte u. a., das die Süchtigen sind wie ´masters of the universe´; melody beatty, eine andere Autorin in der Sucht, schrieb. Es gibt solche Scheine in Disneyland, Tickets. Sucht ist wie diese Tickets zu kaufen, Kurze Momente der Euphorie; immer wieder.
Ich denke der Master of the Universe ist jemand der denkt er kann sein Leben leben wie er denkt. Enttäuscht wendet er sich vom Leben generell ab, macht es auf seine Weise, kontrolliert vor allem seine Gefühle!!!; nach höhen kommen extreme tiefen, so lebt er (ich, ihr?); Eigentlich isoliert.
Waren nur ein paar Gedanken die mir eben kamen, vielleicht passen sie nicht auf euch, sind falsch, oder nicht hilfreich. Mir haben sie damals zumindest geholfen und begleiten mich immer noch.
Sorry, ich will nicht nerven, mir kommt gerade soviel hoch, seit dem ich hier in diesem Forum bin. Soviel war immer noch verschlossen, so hilflos.
MIr ist noch eingefallen das mich eins immer begleitet in meinem Leben, das sind: Lügen, Lügen, Lügen.
Ich mache einen völlig anderen Eindruck als meine innere Wirklichkeit. Meist, wie der Bobby in Dallas vielleicht, ein Lächeln auf den Lippen. Es ist auch echt, aber es scheint hier in meine Kleinstadt nicht zu passen. Viele gucken mich an, glaube ich. Ich denke das liegt daran das hier viele vom Dorf in die Stadt kommen und immer gucken ob sie einen kennen. Dann sehen sie mein smile und denken, ach, kenne wir den? Ist aber nicht so. In den USA ist das überhaupt nicht so, da guckt keiner, in Thailand die freuen sich über meine Smileys. Am besten in Deutschland geht es mir tatsächlich in Berlin, da ist dann dieses USA Gefühl wieder da. Da guckt auch niemand, das ist sowas von wohltuend.
Ich lüge auch meinen Vater an; tue immer so aktiv und erfolgreich. Ich probiere jetzt immer ehrlicher zu werden. Mal zu sagen, ne, hab noch geschlafen, oder geruht, oder es geht mir seelisch heute mal nicht so, oder es geht mir gut. Wie es halt gerade ist. Angefangen hat vieles damit das er mich immer ausfragte, was ich so mache, und mir damals auch immer wieder mal Geld gab. Ich gab brav Auskunft um das Geld zu kriegen um dann kaufen zu gehen. Es war krass, ich saß neben seinem Schreibtisch, brav, er war am Schimpfen auf mich, bis es dann 50 DM gab. Klar, das war Projektion. Er war ja Spiegeltrinker und fiel mittags mal um mit 4 Promille, seinem Level. Die Ärzte wollten das nicht glauben, sein Leberwert von 4700 Gamma GT, war erfolgsverdächtig. Aber, er hat es überlebt und ist trocken und schlägt sich mit Hartz 4 so durch. Seelisch, geistig, so kommt es mir vor, auf dem Level eines fünfjährigen. Seine Sucht die er 40 Jahre lang lebte, nie aufgearbeit.
Gold
Silber
Bronze
Medaille
Pokal
"Man ist nie fertig, kann nie sagen, okay Feierabend, alles ist getan; Das ist furchtbar. Ich kann nie mal sagen, alles ist gut."
Das gilt nicht nur für Messies, sondern auch bei den Normalos. Bei mir spawned genug Wäsche für zwei Maschinen. Vor dem Frühstück ziehe ich das Kind frisch an, nach dem Frühstück entferne ich mit spitzen Fingern ein kaum definierbares Objekt aus Eigelb, Schokoaufstrich und Leberwurst, unter dem sich der Stoff eines Pullovers erahnen lässt. Irgendwer trägt mir hier jede Nacht Sand und Steinchen ins Haus und verteilt sie überall. Die Wollmäuse vermehren sich "trotz" Katzen ungehemmt. Ich putze ein Fenster oder einen Spiegel, um ihn zehn Minuten später mit Joghurt dekoriert vorzufinden. Just, nachdem ich das ganze Haus gewischt habe, fällt der Katze ein, dass sie heute noch nicht gekotzt hat. Immer wieder stelle ich seufzend fest, dass das Geschirr bis heute nicht gelernt hat, selbsttätig in die Spülmaschine zu fliegen (egal wie viel Zeug man auf den Tellern liegen lässt und wie lange, SO intelligent werden Essensreste NIE...) Es ist Sisyphos-Arbeit, aber eine, die sich lohnt. Weil es schön ist, abends in einem aufgeräumten Zimmer zu sitzen, bei Kerzenschein, und eine Tasse Tee zu trinken, die Katze auf den Füßen, und vielleicht läuft leise Musik.
Dass man etwas zu Ende bringen kann, ist ein großer Vorteil bei der Methode, sich gezielt "etwas" für den Tag/die Woche vorzunehmen. Egal jetzt, ob eine bestimmte Zahl Minuten, oder ein Zimmer oder eine Kiste oder eine Handlung oder drei Aufgaben, oder wie auch immer man sich das einrichtet. Wenn man das, was man sich für den Tag vorgenommen hat, beendet hat, kann man sagen: "Ich habe alles getan, was ich tun wollte, jetzt ist es gut." Wenn man dann noch _Lust_ hat, weiterzumachen, kann man das natürlich auch tun - aber viele (auch ich) haben die Erfahrung gemacht, dass man dadurch leicht unter Dauerstrom geraten kann. Ich für meinen Teil habe das dann so gelöst, dass ich bis zu einer bestimmten Uhrzeit gewerkelt habe; danach habe ich mir bewusst gesagt: Jetzt ist Feierabend. Das ist besonders sinnvoll für jemanden (wie mich), der keine festen Arbeitszeiten hat. Der scheinbare Vorteil dabei ist, dass es egal ist, ob ich es morgens, mittags, abends oder nachts erledige. Ich hab ja immer Zeit. Der Nachteil ist, dass man so auch dauerverfügbar ist.
Es liegt an uns selbst, für uns festzulegen, wann wir anfangen UND wann wir aufhören. Sonst macht es keiner, es hat ja auch keiner einen Vorteil davon, außer dir selbst.
Ich lese bei dir immer deutlicher heraus, dass du in den Dingen, die du kaufst, eine Art Ersatzbelohnung gefunden zu haben scheinst, die es aber offensichtlich auch nicht wirklich bringt. Ich kann dir nur erneut ans Herz legen, besser zu dir selbst zu sein, dir deine Leistungen anzuerkennen, dich selbst zu loben für das was du getan hast, und zu versuchen, nach dem erfolgreichen Abschluss einer Aufgabe stolz - oder vielleicht auch dankbar - zu sein, dass du geschafft hast, was du dir vorgenommen hast. Ich sage es mal ein bisschen brutal: Wenn nicht mal du selbst eine Leistung von dir anerkennenswert findest, wie sollte eine solche Anerkennung dann auf geheimnisvollem Wege von Außenstehenden zu dir vordringen?
Bobby, wir können uns unsere Eltern nicht aussuchen. Manchmal wäre ich froh gewesen, hätte mein Vater sich, wie später mein Mann, einfach pausenlos besoffen, damit das Kind einen Namen bekam. Tat er aber nicht. Er versteckte seine Sauferei, bis auf wenige Ausnahmen, vor allen, außer meiner Mutter. Ich zog nicht die richtigen Schlüsse daraus, dass er sie schlug, weil ich ihn mehr mochte als sie. Sie musste ja irgendwie Anlass gegeben haben ... Hallo - ich war 4!!!
Als ich älter wurde und phasenweise, meine Eltern waren schon geschieden, aufs Gemeinste zu spüren bekam, wie es sein konnte, projezierte ich das. Ich musste Anlass gegeben haben ...Das ging so weit, dass ich Erlebnisse so tief in mir verbuddelte, dass nicht mal Meditation und Hypnose sie wieder ans Tageslicht befördern konnten. Erst als ich dazu bereit war, 30 Jahre später bei einem gespräch mit meienr Mutter, gab mein unterbewusstsein sie frei ... einfach so. Es hatte scheinbar beschlossen, dass ich nun damit umgehen könne.
Daran kann man nichts ändern. Es ist vorbei. Manchmal macht es nicht mal Sinn, nach Gründen zu graben - siehe bei mir. Unser Kopf ist in der Lage, uns besser zu schützen, als jeder Psychodoc stochern kann.
Wir müssen weiterleben, an unseren Unarten arbeiten. Mir kommt da Michael Endes Geschichte in den Sinn. Er schreibt dort, dass all die Phantasien und Märchen, die ins reale Leben gezerrt werden, dort als Lügen und das Monster unterm Bett ankommen. So sehe ich unsere Probleme. Sie waren mal irgendwas Gutes, irgendwas Nützliches, Liebes, aber sie wurden entstellt.
Und was wir eigentlich tun sollten, ist, sie zu fragen: Wer warst Du? Was kann ich mit Dir anfangen, damit Du mir wieder nutzt?
Ich kenne solche Momente. Da lächelt man in irgendeiner Situation und es ist auch echt, man weiß auch, dass es richtig ist, aber irgendwo, ganz tief drinnen, sagt irgendwas ... der, der ich wirklich bin, würde jetzt nicht grinsen.
Fasst man den Punkt dann näher an, versucht man ihn erstmal zu verdrängen, logisch, man verhält sich ja konform zu den Erwartungen seiner Umgebung. Es wäre also falsch etwas zu ändern, sagt unser Verstand.
Als mein Vater starb, ist meine Familie zur Beerdigung gestürmt. Selbst die, die seit 20 Jahren nix mehr mit ihm zu tun hatten oder nix als Ärger. Sie wollten "einen Abschluss finden". Und ich, die bis zum Schluss auf ein Fingerschnippen von ihm hin gesprungen ist und gemacht hat, was tat ich?
Ich wollte fahren. Es wäre vernünftig gewesen, hätte Fragen vermieden. Aber da war eine ganz leise Stimme im Hinterkopf, die mir sagte, ich muss das nicht, ich bin schon lange mit ihm fertig und würde nur was hochwühlen, woran ich dann wieder jahrelang beiße.
Und ich war das böse Mädchen - ich bin an dem Tag zum Friseur und zur Nagelpflege gegangen, hab mir neue Klamotten gekauft und 180% das Gefühl gehabt: Okay. Es ist endlich vorbei.
Und, siehe da, keiner hat mir Vorwürfe gemacht, trotzdem sie sich gewundert haben. Es war eine Befreiung. Ich musste nicht funktionieren, ich durfte ich sein.
Das ist zwei Jahre her und irgendwann war ich auf dem Friedhof, wollte wissen, ob da irgendwelche Gefühlsfäden sind, die noch lose herumbammeln. Und ich stand dort ... der Typ war immer noch tot ... und alles was ich fühlte, war eine große Gleichgültigkeit. Mir wars nicht mal die Mühe wert, Blumen mit zu nehmen und ich suchte auch vergeblich nach sowas wie einem schlechten Gewissen. Ich konnte dort stehen, mir das Grab ansehen und innerlich ironisch denken "Das Grab sieht genau so Sch... aus, wie Dus warst."
Das ist das Problem. Wenn ein Verhalten, das aus gar keinem guten Ursprung kommt, funktioniert, dann kultivieren wir es. Wie Dein Lächeln. Manchmal, in der richtigen Umgebung, fällt uns auf, dass es nicht zu unserem echten Ich gehört, aber das sind nur Streiflichter, die vorbei gehen.
Ich persönlich fühle mich besser mit jeder Lüge, der ich auf die Spur komme, auch wenn manche mich in unbequeme Situationen und Erklärnot bringen. Aber manche Dinge sind auch schon so zur Gewohnheit geworden, dass ich fürchte, sie nie mehr los zu werden. Es wäre aber schade um die Frau, die ich, ohne all den Flitter, wäre, hätte sein sollen, sein kann.
Alles Liebe
Kay
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