Hallo @Messie

Das ist ja genau das, wovon ich glaube, dass mein Verhalten die Kindheit mit gesteuert hat, wovon es angetrieben wurde, oder soll ich sagen, wodurch ich so passiv geblieben bin: Mir fehlte das nötige Selbstbewusstsein, um weg zu laufen, weil ich dachte, ach die sammeln mich wieder auf und bringen mich nach Hause, dann werde ich dort eingesperrt und muss die ganzen Ferien über im Zimmer hocken. Klar, es war auch durch Angst getriebenes Verhalten, aber man hat ja nur Angst, wenn man sich selbst nichts zutraut. Hätte ich mich mal selber als Subjekt gesehen und mehr impulsiv gehandelt, ich hätte gar nicht so viel aushalten müssen. Aber wenn man von Anfang an so klein gehalten wird, die Gedichte zerpflückt werden, gesagt wird, du kannst kein Mathe, usw., wie soll man da Selbstbewusstsein lernen? In der Schule sagten dann die anderen Schüler, du bist doof, der eine Lehrer führte mich immer wieder vor - wie soll man sich da was trauen? Das war so ein Teufelskreis aus Verhalten der Umwelt, eigener Angst und fehlendem Mut. Das konnte gar nicht anders laufen. Darum kann ich mein Buch doch insgesamt der Realität anpassen, ich muss keine Szenen einbauen, die es nicht gab.

ich brauche nur anzuschauen, wie ich mich heute verhalte und wie ich mich als Jugendliche verhalten hab. Meine Schwester meinte damals, ich hätte überhaupt kein Selbstvertrauen. Guckten mich Jungs an, wurde ich rot und sah zu Boden oder bin weg gerannt. Heute habe ich ein ganz anderes Auftreten als damals. Weil ich mir heute auch des Wertes bewusst bin, den meine Kreativität und meine Integrität bedeuten. Ich bin über Umwege auf den Weg geraten, den ich von Anfang an selbst beschreiten wollte, und meine Eltern hatten mir rein gefunkt, diese langweilige Ausbildung zu machen. Die führte dann ja zur Arbeitslosigkeit. Jetzt bin ich doch Schriftstellerin, weil das nun mal mein Schicksal war, und außer mir wusste das natürlich keiner, wer solls denn sonst wissen?