Verlustängste

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21.07.2016 09:34
#1
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Je mehr ich hier lese, desto offensichtlicher wird mir, dass meine Sammelleidenschaft und meine Unfähigkeit, mich von vielem Unnützem zu trennen, vermutlich mit meinen Verlustängsten zu tun hat - die Verbindung habe ich vorher nie hergestellt, aber ich habe mein Problem auch immer verdrängt nie klar benannt. Wenn ich jetzt zurück denke - als ich 3 war, haben sich meine Eltern scheiden lassen, mit sehr viel Streit, der für mich sehr schlimm war. Schon damals hatte ich immer Angst, verlassen zu werden.
Später hat sich dann mein bester Freund mit 19 das Leben genommen, was mich sehr erschüttert hat. Ich wollte unbedingt etwas von ihm behalten und habe dann zwei getragene Pullis, die noch seinen Geruch hatten, mitgenommen, dazu noch einige Gegenstände, die seine Mutter mir überlassen hat (darunter eine 12bändige Enzyklopädie, die dann schon anfing, Platz wegzunehmen). Die Gegenstände haben mir ein bisschen Halt gegeben.
Sechs Jahre später hat sich dann meine Mutter in der Psychiatrie das Leben genommen, was mich erstmal völlig aus der Bahn geworfen hat. Bei der Wohnungsauflösung konnte ich mich von vielen Sachen nicht trennen, habe Möbel und viele ihrer privaten Sachen in die Wohnung und in den Keller mitgenommen. So ging es dann weiter - in den nächsten 7 Jahren sind meine Großeltern gestorben (auch hier habe ich viele Sachen mitgenommen), drei Kommilitonen haben sich ebenfalls umgebracht, ein guter Freund ist an ALS erkrankt und gestorben und ich hatte das Gefühl, ich ziehe das Unglück an und Menschen, die mir nahe stehen, kommen über kurz oder lang zu Tode. Heute ist es so, dass ich in Panik gerate, wenn ich meinen Freund mal telefonisch nicht erreiche und sofort denke, er liegt hilflos oder tot in der Wohnung. Die Verlustängste habe ich offenbar auch auf Gegenstände übertragen - ich kann mich ganz schlecht von Dingen trennen, die ich mit Menschen verbinde, und wenn es der schlimmste Nippes ist, den ich irgendwann mal geschenkt bekommen habe.


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21.07.2016 10:17
avatar  Wolfram
#2
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hallo Mönchen,

danke für Deinen Bericht. Die Verlustängste sind eine Hauptursache der meisten Messies. Das Entstehen der Verlustängste kann dann auch noch verschiedene Ursachen haben. Oftmals Scheidung. Bei mir waren es u.a. auch viele Umzüge. Bei einem Umzug mit 12 Jahren hatte ich alle Spielfreundinnen verloren.
Diese Verlustängste können auch starke Eifersuchtsgefühle hervorrufen. Die solltest Du versuchen, zu vermeiden.

viele Grüße
Wolfram


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21.07.2016 12:24
#3
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Hallo Wolfram,
danke dir, das war mir bislang nicht bewusst mit den Verlustängsten, ist aber naheliegend und einleuchtend. Eifersüchtig bin ich zum Glück nicht und mein Freund weiß auch um meine Vorgeschichte und dass er sich regelmäßig melden muss, damit ich mir keine Sorgen um ihn mache.

LG, Mönchen


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25.07.2016 10:11
#4
Ka
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Guten Morgen Mönchen,

vielen Dank für Ihre Worte. Es hat Sie sicherlich große Kraft gekostet, wieder die Schmerzen der Vergangenheit herauf zu holen und hier nieder zu schreiben.

Sie sagen, dass Sie hoffen, mit dem Aufheben der verschiedenen Gegenstände etwas Halt zu finden, um die Verluste besser zu überstehen. Wenn ich Sie richtig verstehe, sind Sie nicht wirklich glücklich über Ihre "Sammlung"?

Ich würde Sie gern fragen, warum benötigen Sie viele Gegenstände um Halt zu finden? Würde es nicht ausreichen, jeweils einen Gegenstand aufzuheben? Damit würden Sie selbst wieder Luft zu Atmen gewinnen. Sie hätten nach wie vor einen Gegenstand, aber Sie bekämen wieder Raum Ihr eigenes Leben zu leben.

Natürlich ist es wichtig, sich auch die Verlustängste anzuschauen und neue Wege zu finden. D.h. wie können Sie zukünftig damit umgehen?

Viele Grüße, Kathrin Nake


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25.08.2016 05:05
avatar  Emin
#5
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@Kathrin Nake

Liebe Kathrin Nake!

Dieser Satz den ich hier zitieren möchte: warum benötigen Sie viele Gegenstände um Halt zu finden?

Den habe ich mir auch gestellt im nachhinein: Wozu in aller Welt habe ich das alles gekauft? Gestapelt? Die Wohnung voll gemacht mit 6000 Büchern? Ja auch um Halt zu finden. Doch danach habe ich gemerkt das ich meinen Halt im Inneren finde. Der eine Glaubt der andere Glaubt nicht doch am ende glaubt jeder an etwas selbst der Atheist, der glaubt an Atheismus eben.....also Glaubt er auch an was...Den Halt den ich meine im Leben finden wir doch in unseren Zwischenmenschlichen Beziehungen. In unseren Überzeugungen. In der Familie. In den Freundschaften.....Ja diese Frage kann sich jeder von uns stellen egal ob Messie oder nicht: warum benötigen Sie viele Gegenstände um Halt zu finden?

Denke mal @Mönchen hat sich die Antwort schon selbst gegeben.....

Mein Gedanke dazu: Lass dich nicht allein. Geh auf die Menschen zu und sprich mit Ihnen, triff dich mit Ihnen, baue Beziehungen auf, vertiefe deine Beziehungen, sei da für deine Freunde, deine Familie oder auch für deinen Nachbarn...Bruder oder Schwester oder wen auch immer, dann glaube ich braucht man die ganzen Sachen nicht mehr so sehr oder?

Deshalb Frau Nake, die Frage ist sehr gut gestellt. Ich Bitte noch um eine Antwort ...... was man dem anfügen kann.....


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