Hilfe ich bin ein Teilzeitmessie!

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31.07.2014 23:44
#1
al
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Hallo, im Normalfall ist in meiner Wohnung Müll, Wäsche, Geschirr und Sonstiges zeug gestapelt. Ich habe meinen weg von der Tür zum Klo und zum Bett. Der rest ist nicht betretbar. In meinem 1,40m bett habe ich vl. 50cm Platz zum schlafen.
Doch so 2-3x im Jahr räume ich komplett auf, putze alles, entsorge den ganzen Müll und sortiere meine Sachen. Dann bin ich glücklich.
Eine woche lang räume ich dann mein Geschirr sofort auf, der Müll kommt in den Mülleimer und die Wäsche gleich in den schrank bzw. Wäschekorb.

Doch dann geht es wieder los. Der Mülleimer wird langsam voll aber ich leere ihn nicht aus, Der Wäschekorb wird voll aber ich wasche die Wäsche nicht. Das Geschirr stapelt sich in der Küche und wenn die voll ist auch im Rest der Wohnung.
Ich habe dann einfach keinen Elan mehr was zu machen.

So passiert das dann immer wieder. Dann lebe ich wieder Monate lang im müll bis ich mich selber wieder am kragen packe und aufräume.

Ich würde aber gerne immer sauber leben.

Könnt ihr mir Tipps geben? Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich möchte mal wieder spontan besuch zu mir einladen können :(

Danke schonmal.


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01.08.2014 03:26
#2
Ta
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Gucke doch mal ältere Threads durch......man kann immer nur sagen, Vorschläge sind das eine, die richtige Vorgehensweise muss jeder selber rausfinden.
Grüssele Mausohr


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02.08.2014 00:09 (zuletzt bearbeitet: 02.08.2014 00:18)
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#3
Gast
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Vielleicht ist es viel eher genau andersherum: Statt, dass du dich ein Jahr lang hängen lässt, bis du eine Woche Rappel kriegst, verhält es sich umgekehrt: Du haust in einer Woche die Energie auf einen Schlag raus, die sonst in einem ganzen Jahr angefallen wäre, und brauchst dann ein Jahr, um dich von diesem massiven Energieaufwand wieder zu erholen.

Wie auch immer, du hast kein mentales Problem damit, Dinge zu entsorgen (wie eben viele Messies, die an ihrem Krempel aus dem einen oder anderen Grund hängen), sondern du hast so gesehen ein Motivationsproblem, oder ein Kontinuitätsproblem.

Ich kann mir ganz gut vorstellen, dass für dich die Methode funktioniert, dir - kontinuierlich jeden Tag - etwas vorzunehmen, das du abhaken willst. Nicht weniger, aber (und das ist wichtig) auch nicht mehr. Dich von der Vorstellung befreien, dass alles auf einmal gemacht werden muss, wenn du dich schon aufraffst. Morgen ist auch noch ein Tag, und übermorgen, und überübermorgen, und wenn man jeden Tag ein bisschen was macht, wird es nie mehr so schlimm werden. Das weißt du natürlich, aber vielleicht fehlt dir das bewusste Vornehmen, die konkrete Abmachung mit dir selbst, was genau du erledigen willst. (WILLST, und nicht MUSST).

Manche legen das Morgens beim Frühstück fest, andere vor dem Einschlafen. Manche nehmen sich eine Aufgabe vor. Andere drei. Wieder andere wollen eine bestimmte Anzahl von Minuten arbeiten. Und noch andere folgen einem schriftlich niedergelegten Putzplan. Was einem am ehesten entspricht, kann man nur für sich selbst rausfinden. Ich persönlich bevorzuge, mir abends vor dem Einschlafen drei Dinge vorzunehmen, die a) im Lauf des Tages gut schaffbar sind und b) vor anderen Priorität haben. Prioritäten kann man ganz gut rausfinden, wenn man sich die Frage stellt: "Wenn ich wüsste, dass in einer Stunde Besuch kommt, was würde ich in der Zeit erledigen, damit die Bude (halbwegs) anständig aussieht?"

Abgesehen davon denke ich, dass jemand, dessen Energiehaushalt so massiv im Ungleichgewicht ist, wahrscheinlich gut daran täte, sich ganz bewusst und regelmäßig Pausen bzw Auszeiten zu gönnen, und mein Bauchgefühl sagt mir, diese sollten sich (zumindest für eine Weile) ungefähr die Waage halten. Also, dass du nach einer Stunde Bad putzen auch ganz bewusst eine Stunde Pause machst, und nichts tust. Oder dass du nach sechs Tagen, an denen du jeden Tag das erledigt hast, was du dir vorgenommen hattest (sei es nun eine Aufgabe, oder drei, oder deinem Putzplan zu folgen, oder eine bestimmte Minutenzahl zu arbeiten), den siebten Tag nur faulenzt - und dass du dir auch vornimmst, dich darauf zu freuen und das zu genießen.

Ich hoffe, es wird nicht zu esoterisch, wenn ich jetzt was über das Gewissen schwadroniere:

Wenn wir von vielen unerledigten Dingen umgeben sind, nagt beständig das schlechte Gewissen an uns, tief im Unterbewusstein ist jede unerledigte Aufgabe gespeichert, jede einzelne wie ein unhörbares Flüstern, aber alle zusammen laut und deutlich (du müsstest noch...warum hast du noch nicht...schon wieder...so wird das nie was...und sieh nur, das da drüben, das liegt da auch schon ewig rum...und denk nur dran, was hinter dieser Schranktür lauert - nein, denk lieber nicht dran, genauso wenig wie an den Dachboden, und dieses blöde Kabel, irgendwann mach ich das fest...die Fenster sind schon wieder so dreckig...so komm ich nie dazu, mal meinen Schrank auszumisten...) . Das macht es uns unmöglich, die Zeit, die wir mit Nichtstun verbringen, zu genießen - und uns dadurch auch wirklich zu erholen. Man dreht sich sinnbildlich im Leerlauf weiter, auch nachts (weshalb dann viele auch Einschlafprobleme haben, die oft in einen Teufelskreis münden). Man kann versuchen, dieses schlechte Gewissen auszuschalten, indem man sich sehr bewusst und deutlich sagt, dass man jeden Tag etwas tut, aber nicht alles auf einmal schaffen kann (und das auch tunlichst meiden sollte, weil es krank macht). Für mich persönlich ist es daher auch sehr wichtig, immer wieder nicht alltägliche Arbeiten in meine Drei-Dinge mit aufzunehmen, damit ich das Gefühl habe, ich laufe nicht nur im Alltags-Hamsterrad, sondern arbeite auch Altlasten ab. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Alltags-Aufgaben oft wesentlich leichter von der Hand gehen, wenn man sich von einer Altlast befreit hat. So komisch es klingt, aber wenns bei mir nicht so läuft, wie ich das gern hätte, dann schreite ich gedanklich das gesamte Haus ab, und suche nach dem Knackpunkt, dem "Epizentrum der Verwahrlosung" - irgendwas ist dann garantiert da, das mir innerlich Magenschmerzen bereitet, und von dem ich das Gefühl habe, dass es mich bei allem anderen blockiert. Sehr oft sind das dann unbeachtete Bereiche, wie der Heizraum, die Garage oder mein Hauswirtschaftsraum, die im Argen liegen. Manchmal sind es auch die Kinderzimmer, aus denen sich die Spur der Verwüstung in die anderen Räume zu ziehen beginnt. Wenn ich mich diesen Bereichen dann gezielt widme, flutscht alles andere danach auf einmal wieder wie von selbst.

Ich hoffe, dass bei meinen Tipps etwas für dich dabei ist. Ein letzter wäre noch (Standardspruch beinahe), mal zuerst mit dem Hausarzt, oder eventuell sogar direkt mit einem Neurologen zu sprechen. Starke Motivationslosigkeit kann ihren Ursprung auch in einem chemischen Ungleichgewicht im Gehirn haben. Auch wenn es nicht zutreffen sollte, ist es gut, wenn man das zumindest ausschließen kann.


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02.08.2014 15:03
#4
Ta
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liebe numi, das hast Du gut gewchrieben,hier finde ich meine Erfahrungen wieder. Und ja, als ich die Depression diagnotiziert bekam,hat
die Ärztin auch gesagt, dass bei mir im gehirn eine Stoffwechselstörung zugrunde liegt und daher jetzt Tabletten sein müssen.
War gut so.
Ich werde nun versuchen, Deine Vorschläge umzusetzen. Bin schon froh, wenn ich überhaupt winzige Fortschritte sehe.
Ich merke auch, ich brauche jeden tag mein Pensum Bewegung und hier liegt dann häufig der Knackpunkt. Wenn ich nicht weiter im HH arbeiten mag,
lockt bestimmt eher TV oder Läppi, statt dass ich rausgehe und mit Teddymän eine Tandemtour mache.
So, nun gehts weiter..........Grüsele Mausohr


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02.08.2014 22:53
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#5
Gast
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Ich finde es sehr sinnvoll, Depressionen klar als Stoffwechselstörung oder "chemisches Ungleichgewicht" zu beschreiben. Es ist etwas ganz normales, selbstverständliches, Vitamine oder Mineralstoffe zu sich zu nehmen, wenn man Mangelerscheinungen hat. Dafür kann man nix, und das ist nix, wofür man sich schämen müsste. Es schämt sich doch auch keiner, wenn er Insulin braucht, weil er zuckerkrank ist.
Wie auch immer, es freut mich jedenfalls, wenn ich dir mal wieder ein bisschen Motivation vermitteln konnte, Mauseöhrchen. :)


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